JERUSALEM (inn) – Aufgrund von Geheimdienstinformationen über einen Anschlag auf den Tempelberg wollen die israelischen Behörden den Zugang dorthin am Sonntag sperren. Nachdem jüdische Extremisten eine Massenkundgebung an der Stätte angekündigt hatten, drohten arabische Organisationen ihrerseits mit einem massiven Widerstand.
Der israelische Inlandsgeheimdienst „Schin Beit“ hat eine Skala von 1 bis 10, auf der sie die Bedrohung der Sicherheit einstuft. Vor drei Monaten, als es Hinweise auf einen Angriff gegen die Al-Aksa-Moschee gab, setzten die Experten die Stufe auf 7. Nun erhöhte sich die Bedrohung auf Stufe 8, da die Hinweise konkreter sind als damals.
Es gebe mehrere Gruppen jüdischer Extremisten, die zu Gewalt auf dem Tempelberg bereit seien, gibt die Tageszeitung „Ha´aretz“ die Geheimdienstinformationen wieder. Unklar sei allerdings, inwieweit sie miteinander in Kontakt stünden.
Die Gruppierungen, darunter die rechtsgerichtete „Revava“, hatten den Besuch Hunderter oder sogar Tausender Aktivisten auf dem Tempelberg für das Wochenende angekündigt. Daraufhin rief der nördliche Arm der Islamischen Bewegung, welche die Al-Aksa-Moschee überwacht, alle Moslems dazu auf, sich in den nächsten Tagen in der Jerusalemer Altstadt zu versammeln. Die Gläubigen sollten 24 Stunden an dem Ort verweilen. Busse sollten weitere Gläubige herbeibringen.
Die drei großen Terror-Organisationen, Hamas, Islamischer Dschihad und die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, haben unabhängig voneinander angekündigt, Angriffe durchzuführen, sollte die jüdische Veranstaltung stattfinden.
Aus Furcht, Juden und Araber könnten aneinander geraten, wird die Polizei den Zugang zum Tempelberg für Nicht-Moslems am Sonntag schließen.
Lieber Krieg als Rückzug
Die Al-Aksa-Moschee, die bei den Moslems als Haram el Scharif bekannt ist, ist unter jüdischen Radikalen ein Hauptziel möglicher Anschläge. Und dies nicht zuletzt aufgrund der geplanten Räumung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen. Zudem stuft der Geheimdienst die Gefahr eines Attentats auf den Premierminister mit 6 auf der Gefahrenskala ein. Ein Anschlag auf den Tempelberg, so spekulieren die Extremisten, würde die moslemische Welt enorm schocken; dies könnte zu einem Krieg führen, und damit wäre die Frage nach dem Rückzugsplan obsolet geworden.