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Geert Wilders: „Ich werde Israel immer verteidigen“

Geert Wilders ist radikaler Islamkritiker. Sein Wahlsieg in den Niederlanden wird auch in Israel aufmerksam verfolgt. Denn der 60-Jährige positioniert sich seit Jahrzehnten kompromisslos an der Seite des jüdischen Staats.
Von Sandro Serafin

23. November in den Niederlanden, Parlamentswahlen: 23,5 Prozent für die Partei für die Freiheit (PVV). Damit liegt Geert Wilders klar auf Platz 1, mit Zugewinnen von fast 13 Prozent. Als der Mann, der sich vor allem als radikaler Islamkritiker mit Forderungen wie einem Koranverbot einen Namen gemacht hat, das überraschend starke Ergebnis in seinem Büro zu Gesicht bekommt, läuft eine Kamera. Während Wilders jubelt, ist im Hintergrund ein interessantes Detail zu sehen: Da steht nicht nur die Fahne der Niederlande, sondern auch die eines einzigen weiteren Landes – Israels.

Noch ist unklar, ob Wilders tatsächlich der neue Premierminister der Niederlande werden wird. Die Verhandlungen laufen schleppend. In den anderen Parteien des bürgerlichen Lagers gibt es teils Aversionen. Sollte er aber tatsächlich in den „Torentje“, den Amtssitz des Regierungschefs in Den Haag, einziehen, dann bekämen die Niederlande den pro-israelischsten Staats- oder Regierungschef in der Europäischen Union, vielleicht sogar in der westlichen Welt insgesamt.

Als junger Mann arbeitete Wilders in Israel

Wilders verbindet mit Israel eine lange politische und persönliche Geschichte. Wenn der 60-Jährige darüber berichtet, setzt er im Jahr 1980 an. Damals war er 17 Jahre alt. Für ein bis zwei Jahre reiste er seinerzeit nach Israel. Er baute im Moschav (landwirtschaftliche Siedlung) Tomer im Westjordanland, nördlich von Jericho, Gemüse oder Obst an; er arbeitete in einer Brotfabrik in Jerusalem und in der Tourismusbranche von Eilat.

Über seine Zeit in Tomer erzählte Wilders 2017 in einer Dokumentation des Portals „Vice“: „Wir mussten oft in einen Schutzraum rennen. Dann kam die Armee, es gab Sirenen, man sah die Helikopter – und dann die Terroristen, die aus Jordanien kamen und erschossen wurden.“ Von Israel aus reiste Wilders auch nach Ägypten ein. Ein Araber half ihm, nach Kairo zu kommen. Als er diesem erzählt habe, dass er aus Israel komme, habe sich der Mann völlig verändert: „Ich sah Hass in seinen Augen.“

Wilders sagt, zu dieser Zeit sei er noch unpolitisch gewesen. Seine radikale Kritik am Islam habe sich nicht aus einem einzelnen Ereignis heraus, sondern in Stufen entwickelt. Trotzdem erzählt er als Politiker immer wieder von seinen Erlebnissen in Israel und der arabischen Welt. Vielleicht haben sie seine politische Einstellung tatsächlich mitgeprägt. Jedenfalls lassen sie sich im Nachhinein in ein entsprechendes Narrativ integrieren.

Islamkritik spielt für Haltung zu Israel wichtige Rolle

Für das Verhältnis des heutigen Politikers Wilders zu Israel spielt das islamkritische Element eine wichtige Rolle. Im jüdischen Staat sieht er einen Vorposten gegen die von ihm ausgemachte totalitäre islamische Ideologie, die auch Europa bedrohe.

So erklärte er 2015 bei einer Rede vor einer Pegida-Demonstration in Dresden: „Israel ist ein Leuchtfeuer der Freiheit und des Wohlstands, umgeben von islamischer Dunkelheit.“ 2010 hatte er bei einer Rede in Tel Aviv proklamiert: „Die Zukunft der Welt hängt an Jerusalem. Wenn Jerusalem fällt, werden Athen, Rom, Paris, London und Washington die nächsten sein.“

Politische Beobachter werfen europäischen Rechten immer wieder vor, ein rein instrumentelles Verhältnis zu Israel zu haben: Sie würden den jüdischen Staat nur benutzen, um gegen Muslime zu schießen oder sich selbst vom Rechtsextremismus-Vorwurf zu befreien.

Mindestens bei Wilders greift dieser Vorwurf zu kurz. Dafür hat der Niederländer – verheiratet mit einer ungarischen Jüdin – über einen zu langen Zeitraum, zu konsequent und mit viel zu großem Nachdruck Israel immer wieder unterstützt.

„Besonderes Gefühl der Verbundenheit“

Mehrere Dutzend Male war er mittlerweile im Land. 2003 sagte er, er habe schon viele Länder der Region besucht: „Aber nirgendwo habe ich das besondere Gefühl der Verbundenheit, das ich jedes Mal verspüre, wenn ich am Ben-Gurion-Flughafen israelischen Boden betrete.“ Israel, so meinte er 2010, sei für ihn „eine Quelle immenser Inspiration“: „Ich bin Israel dankbar und ich werde Israel immer verteidigen.“

2017 sprach er gegenüber der israelischen Tageszeitung „Israel Hajom“ davon, dass er das Land „liebe“: „Wir können von Israel lernen: Wir müssen lernen, uns zu verteidigen, stolz auf unsere Identität zu sein und den Feind so zu bekämpfen, wie der Feind es tut.“

Wilders merkte bei der Gelegenheit auch an, dass selbst vielen seiner Wähler nicht gefalle, was er über Israel gesagt habe: „Aber ich werde mich nie ändern, denn das ist es, woran ich glaube.“ Tatsächlich sehen sich pro-israelische Rechte wie er im rechten Lager immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Seele an Israel zu verkaufen.

Unterstützung für Siedlungen und Jerusalem als Hauptstadt

An vielen Punkten geht Wilders sogar deutlich weiter als andere Unterstützer Israels. Er vertritt zum Beispiel den israelischen Anspruch auf Judäa und Samaria, also das Westjordanland. Für ihn ist es nicht „besetzt“, sondern seit 1967 „befreit“ und ein „integraler Bestandteil des jüdischen Staates“, wie sich in einer Parlamentsanfrage von 2019 nachlesen lässt. Siedlungen bezeichnete er einst als „kleine Außenposten der Freiheit“.

Für Jerusalem als israelische Hauptstadt und die Verlegung der niederländischen Botschaft dorthin hat er sich über die Jahre immer wieder in Parlamentsinitiativen eingesetzt, zuletzt nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober. Auch im aktuellen Wahlprogramm findet sich die Forderung: Dort wird Israel ein ganzer Absatz gewidmet.

Generell sieht Wilders im israelisch-arabischen Konflikt keinen Territorialkonflikt, sondern einen Zusammenstoß der Ideologien, der Freiheit auf der einen und des Barbarismus auf der anderen Seite. 2018 brachte er im Parlament eine Resolution ein, in der die Regierung aufgefordert wurde, „keine weiteren Anstrengungen mehr für die ‚Zwei-Staaten-Lösung‘ zu unternehmen“. Schließlich existiert nach seiner Ansicht bereits ein palästinensischer Staat: Jordanien. In der arabischen Welt und bei den Palästinensern sorgte Wilders‘ Wahlerfolg nicht zuletzt wegen dieser Auffassung für viel Aufregung. In Reaktion darauf bekräftigte bekräftigte der Politiker seine Meinung noch einmal via X: „Jordanien ist Palästina!“

Was Wilders teilweise von anderen Rechten unterscheidet, sind seine äußerst guten Kontakte nach Israel: Während sich israelische Offizielle gegenüber vielen europäischen Rechtspolitikern zurückhaltend zeigen, bestehen im Fall von Wilders wenig Berührungsängste. So teilte Israels Außenminister Eli Cohen (Likud) direkt nach Wilders‘ Wahlsieg mit, er wünsche diesem viel Glück bei der Regierungsbildung. Mittlerweile haben die beiden ein erstes Telefonat geführt: Wilders sei ein „echter Freund Israels“, ließ Cohen anschließend verlauten.

Kontakt zu Scharon

2017 hatte Wilders dem israelischen „Kanal 12“ gesagt, er habe „sehr gute Verbindungen mit politischen Anführern in Israel“. Bekannt sind Treffen mit dem israelischen General Amos Gilad, mit dem rechts-säkularen Politiker Avigdor Lieberman (Israel Beiteinu), als dieser 2010 Außenminister war, sowie mit Ex-Premier Ariel Scharon (Likud/Kadima). Wilders wohnte sowohl dessen Amtseinführung, als auch seiner Beerdigung bei, und sprach von Scharon als einem „Vorbild“. Selbst im Hochsicherheitsbereich des Außenministeriums und im Mossad-Hauptquartier will der Niederländer schon gewesen sein, wie er 2007 in einem Interview behauptete.

Für Aufsehen sorgte 2016 ein Bericht der niederländischen Zeitung „de Volkskrant“. Das Blatt behauptete, der niederländische Geheimdienst AIVD habe 2009 und 2010 ein Auge auf die Israel-Kontakte von Wilders geworfen. Dabei seien etwa Verbindungen zu Personen aus der israelischen Botschaft in Den Haag unter die Lupe genommen worden. Es habe offenbar „schwere Bedenken gegeben hinsichtlich der Loyalität von Wilders und eines möglichen Einflusses durch Israel“.

Eine Rüge aus Israel fing sich Wilders indes 2012 ein. Damals trieb seine Freiheitspartei PVV wie auch viele andere politische Kräfte in den Niederlanden ein Schächtverbot voran. Während die Debatte darum hochkochte, ging bei Wilders Post des damaligen aschkenasischen Oberrabbiners von Israel, Jona Metzger, ein: Er wisse um Wilders‘ starke Unterstützung für Israel, schrieb der Rabbiner: „Aber man kann nicht gleichzeitig ein Freund Israels und des jüdischen Volkes sein und ein antijüdisches Gesetz unterstützen.“

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12 Antworten

  1. Menschlich schön – könnte man sich freuen!

    Von seiner Beziehung zu dem allmächtigen Gott und seinem Sohn Jesus, liest man wenig!

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  2. Ein mutiger Mann, der weiß von was er redet. Staatsraison Heuchelei in Deutschland .Danke für den Artikel

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  3. „Da steht nicht nur die Fahne der Niederlande, sondern auch die eines einzigen weiteren Landes – Israels.“

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  4. Geert Wilders nächster Regierungschef in den Niederlanden? Wir wollen es hoffen.

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  5. Ja, da könnte man Hoffnung schöpfen. Aber er ist auch nur ein Mensch und wird in die Mangel der EU-Politik geraten. Ich wünsche ihm die Fähigkeit, seinen pro-Israel-Standpunkt durch politische Praxis zu beweisen und zugleich die Menschen zu lieben, deren religiöse Hass-Ideologie er völlig zu Recht bekämpft. Dazu braucht er Gottes Segen. Sonst kann es nicht gelingen.

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  6. Wenn Wilders Regierungschef wird und seine Pro – Israel Ansichten praxisnah umsetzt, werden die Niederlande göttlichen Segen erhalten. So ist es in der Bibel verheißen. Dafür dürfen wir beten.

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  7. Das er mit den Herzen zu Israel steht liegt auf der Hand und würde auch den Niederlanden gut zu Gesicht stehen

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  8. Ich wünsche Geert Wilders viel Erfolg für seine neue Regierung. Im Gegensatz zu unseren deutschen Politikern, die Millionen von Muslims neu nach Deutschland holen und keine Probleme damit sehen, sollte sich Geert Wilders etwas „smarter“ verhalten, was den friedlichen Teil des Islams betrifft. Wichtig ist, dass er ein Israel-Freund ist, ich hoffe, die Unterstützung der Ukraine geht weiter. Ich habe einen Bericht gelesen, vor der Wahl, dass die Akzeptanz für die Ukraine gut ist, und die außer-europäische Migration finden viele schlecht, und Deutschland sollte von Wilders lernen, wie man diese stoppt. Aber in Deutschland denken die Politiker anders, und Israel-Freunde gibt es nur wenige. Was ich an den NED bisher nicht mag: Die aktive Sterbehilfe usw. Jedes Land hat so seine Eigenheiten, aber wir Deutschen haben einen Kanzler, der sich nicht einmal entschuldigen kann für seine Fehler und bei den Vereinten Nationen kneift man immer wieder mit einem JAIN. Mal schauen, wie sich die Niederlande entwickeln werden !

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