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Gedenktafel für „Ghettobänke“ an Universität Warschau enthüllt

Die „Ghettobänke“ diskriminierten noch vor dem Zweiten Weltkrieg jüdische Studenten in Polen. Nun erinnert eine Plakette in Warschau an diese offizielle Form des Antisemitismus.
Von Israelnetz

WARSCHAU (inn) – Erstmals gedenkt eine Universität in Polen offiziell der Diskriminierung jüdischer Studenten in den 1930er Jahren. Am Montag enthüllte der Rektor der Universität Warschau, Alojzy Nowak, eine entsprechende Tafel in der polnischen Hauptstadt. An der Zeremonie nahm der israelische Botschafter in Polen, Jakov Livne, teil.

Konkret geht es auf der Gedenktafel um die sogenannten „Ghettobänke“. Ab dem 5. Oktober 1937 durften jüdische Studenten nur noch Sitzplätze in besonders gekennzeichneten Bereichen einnehmen.

Manche Juden hätten es vorgezogen, im Hörsaal zu stehen, statt auf den ihnen zugewiesenen Plätzen zu sitzen. „Ähnlich haben einige polnische Studenten ihre Plätze während der Vorlesungen nicht eingenommen, um Solidarität mit der verfolgten jüdischen Minderheit zu zeigen. Sie haben die Vorlesungen ebenfalls im Stehen gehört“, sagte Nowak bei der Einweihung der Plakette. Ein solcher Umgang mit der Maßnahme sei der Bewunderung und der Nachahmung wert.

Der Rektor ergänzte laut einer Mitteilung der Universität: „1937/38 war das erste akademische Jahr, in dem offiziell genehmigter Antisemitismus an polnischen Universitäten aufgedeckt wurde.“ Eine besondere Forschungsgruppe sei für die Plakette zum Gedenken an Opfer der „Ghettobänke“ eingerichtet worden. Der Historiker Ryszard Schnepf koordiniere sie. Die Gedenktafel befindet sich in der Nähe des Haupteinganges.

Plakette symbolisiert „Missbilligung der Ghettobänke“

Nowak sagte weiter: „Ich betrachte es als besonderes Vorrecht, aber andererseits auch als große Freude, den israelischen Botschafter in Polen hier zu haben, um die Plakette zu enthüllen.“ Sie symbolisiere „unsere Missbilligung der Ghettobänke und einer Andersbehandlung von Akademikern“.

Die Universität habe das Ziel, zur Wahrheit zu gelangen, führte der Rektor aus. „Die grundlegenden Prinzipien, die von der akademischen Gemeinschaft verfolgt wurden, legten eine besondere Betonung auf Toleranz und Respekt vor Vielfältigkeit.“ Die Universität Warschau habe diese Grundsätze den größten Teil ihrer Geschichte verfolgt. „Dennoch gibt es solche Punkte der Geschichte wie 1937, als unsere Studenten in getrennte Gruppen gezwungen wurden.“

Foto: Alojzy Nowak, Twitter
Viele Menschen waren zu der Einweihung gekommen

Botschafter Livne sagte: „Ich fühle mich geehrt und froh, dass ich heute hier sein und Tausende Menschen sehen kann, die im Zentrum von Warschau an die Opfer der dunklen Seite der Geschichte unserer Nationen erinnern. An das wahre Gesicht der Geschichte zu erinnern – mit seinen guten und schlechten Seiten –, ist sehr wichtig. Wenn wir nicht der Vergangenheit gedenken, wird es für uns schwierig sein, die Gegenwart zu verstehen und eine bessere Zukunft aufzubauen.“

Studentenvertreterin: „Debatte hat gerade erst begonnen“

Im Namen der Studenten sprach Antonina Dukowicz. Sie dankte allen, die es ermöglicht haben, die Gedenktafel anzubringen. „Doch wir haben nicht vor, die Vergangenheit nur dadurch abzuschließen, dass wir diese Plakette anbringen. Die Universitätsdebatte hat gerade erst begonnen.“

Während der Scho’ah wurden 98 Prozent der polnischen Juden von den Nationalsozialisten und ihren Helfershelfern ermordet.

Ein Gesetz vom März 2018 sah ursprünglich sowohl Geld- als auch Haftstrafen für diejenigen vor, welche die Todeslager der Nazis im besetzten Polen als „polnische Lager“ bezeichnen oder den polnischen Staat oder das Volk der Komplizenschaft mit den Nazis bezichtigen. Dies führte zu einer diplomatischen Krise zwischen Polen und Israel. Ein paar Monate später wurde das Gesetz abgeschwächt. (eh)

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2 Antworten

  1. Interessant, dass noch VOR dem Überfall Nazi-Deutschlands am 1. 9. 1939 in Polen das Land Polen, das immer so stark betont, nichts mit dem Ganzen zu tun gehabt zu haben, aus eigener Motivation diese antisemitischen Dinge umgesetzt hat. Davon steht in diesem Bericht leider nichts zu lesen – Helfershelfer könnten auch mit Polen benannt werden, was eine Tatsache darstellt.

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    1. Nicht zu viel auf einmal erwarten. Das war immerhin ein Anfang und die Debatte soll ja weitergehen.

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