JERUSALEM (inn) – Die Israelis gedenken am heutigen Mittwoch des vor neun Jahren ermordeten Premiers Jitzhak Rabin. Bereits am Dienstagabend gab es eine Zeremonie im Haus des Präsidenten in Jerusalem.
Verteidigungsminister Schaul Mofas warnte vor einem weiteren politischen Mord. Er bezog sich auf den Widerstand rechtsgerichteter religiöser Gruppierungen gegen den Plan von Regierungschef Ariel Scharon, Siedlungen in den palästinensischen Gebieten zu räumen. Dieser wurde am Dienstagabend von der Knesset angenommen. „Wir wissen nicht, ob ein weiterer geladener Revolver darauf wartet, erneut die israelische Demokratie zu schlagen“, so Mofas. Aus Rabins Tod sie keine Lektion gelernt worden.
Rabin war am 4. November 1995 während einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von dem Israeli Jigal Amir mit drei Kugeln erschossen worden. Nach dem jüdischen Kalender war es der 12. Tag des Monats Cheschwan, der am Dienstagabend begonnen hat.
Bei der Zeremonie sprach auch der Sohn des ermordeten Premiers, Juval Rabin. Er sagte, es sei ironisch, dass diejenigen, die einst die Politik seines Vaters abgelehnt hätten, jetzt einen Trennungsprozess führten. Scharon habe sich den Premierministern Menachem Begin und Jitzhak Rabin angeschlossen, indem er schmerzhafte, aber notwendige Entscheidungen treffe – auch wenn sie keine volle Zustimmung hätten.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, sind für den Mittwoch weitere Gedenkveranstaltungen geplant. Sie finden unter anderem am Rabin-Grab auf dem Herzl-Berg und in der Knesset statt. In den Schulen gibt es Diskussionen, Zeremonien und Lesungen über Rabin und die sozialen Konsequenzen von politischen Morden.
Unterdessen besprühten israelische Fanatiker mehrere Wände in Jerusalem und Tel Aviv mit Hetzparolen, die zum Mord an Scharon aufriefen. Die Texte der Graffiti lauteten „Wir haben Rabin gekriegt, und wir werden Scharon kriegen“ oder „Herzliche Glückwünsche für den nächsten Mörder“. Drei 17-jährige Graffiti-Sprayer wurden festgenommen – sie sind Mitglieder der illegalen „Kach“-Organisation.