JERUSALEM (inn) – 77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz veröffentlicht die israelische Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Zusammenarbeit mit der „Jewish Claims Conference“ (JCC) eine Reihe von Kurzvideos, in denen der „Gerechten unter den Völkern“ gedacht wird. Mit diesem Titel ehrte Yad Vashem bislang mehr als 28.000 Nicht-Juden aus 50 Ländern, die in der Zeit des Nationalsozialismus Juden gerettet haben.
In den zweiminütigen Videos erzählen „Gerechte“ ihre Geschichten, wie der polnische Andrzej Sitkowski, dessen Mutter während des Krieges ein kleines Mädchen aufnahm. Er selbst war damals 15 Jahre alt: „In den schwierigen Umständen sagten wir nicht in erster Linie ‚Wir wollen Juden retten‘. Wir sahen vor allem einen Menschen in Not. Und handelten menschlich.“
Presseberichten zufolge sagte Sitkowski, der heute in Bayern lebt: „Jungen Leuten sage ich: ‚Vergesst niemals, dass ihr Menschen seid. Und Menschen können so viel mehr tun, als man erwarten mag.‘“
In einem anderen Video erzählt der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofes Aharon Barak, wie er und seine Mutter von litauischen Bauern gerettet und aufgenommen wurden: „Diese ‚Gerechten unter den Völkern‘ riskierten ihr Leben und wir verdanken ihnen unseres. Mögen wir von ihnen lernen.“
Aufklärung gegen Antisemitismus
Zu den Veröffentlichungen über die Sozialen Medien gehört auch die Webseite „Don’t be a bystander, Sei kein Zuschauer“. Dort können die Geschichten einzelner Retter auf Englisch nachgelesen werden.
„Wir glauben, dass noch etwa 200 dieser ‚Gerechten unter den Völkern‘ leben, der größte Teil von ihnen in Europa“, sagt der Direktor von Jad Vashem Dani Dajan. „Während der Antisemitismus auf allen Kontinenten zunimmt, wollen wir diesen Menschen und ihren Taten ein Andenken setzen.“
Die „Jewish Claims Conference“ ist ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen, der seit 1951 Entschädigungsansprüche jüdischer Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust-Überlebender vertritt.
Yad Vashem gedenkt an die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Nationalsozialisten und dokumentiert diese. Neben einem Museum und Denkmälern umfasst sie eine Ausbildungs- und Forschungsstätte und publiziert zahlreiche Veröffentlichungen.
Laut Angaben der Gedenkstätte wurden in den vergangenen Jahren die Daten von 4,8 Millionen Betroffenen digital zugänglich gemacht. In der „Zentralen Datenbank von Namen der Opfer der Scho’ah“ lassen sich deren Namen und Lebensgeschichten nachlesen. (mh)
Eine Antwort
Für mich gibt es kein wirksameres Mittel gegen Verzweiflung, Ohnmachtsgefühle und Hoffnungslosigkeit als die Lektüre im Lexikon der Gerechten. Wer glaubt dem grausigen 20. Jahrhundert ließe sich nichts schönes abgewinnen, der nehme einen Band zur Hand und lese von Menschen unter den Wölfen.