Von den 21 Mitgliedstaaten des UNESCO-Komitees stimmten 13 für den palästinensischen Eil-Antrag. Damit wurde genau die benötigte Anzahl erreicht. Zwei Länder enthielten sich und sechs lehnten das Ersuchen ab. Auch Deutschland sprach sich für ein normales Aufnahmeverfahren aus. Das Kulturerbe schließt die Geburtskirche, drei sie umgebende Klöster und den dazugehörigen Pilgerpfad ein. Der Kulturerbekomplex trägt die Bezeichnung „Geburtsort Jesu: Geburtskirche und Pilgerroute“.
Der Außenminister der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Riad al-Malki, teilte der Konferenz in St. Petersburg nach der Abstimmung mit: „Ich bin entzückt. Sie haben unsere allerfreundlichste Dankbarkeit.“ Er bekundete dem Komitee seinen Beifall dafür, dass es den Palästinensern ihre kulturellen Rechte zusichere. Palästina sei die „Wiege der menschlichen Zivilisation“. Es werde weitere Anträge bei der UNESCO einreichen.
Gegenüber der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“ sagte Al-Malki anschließend, durch seinen neuen Status werde Bethlehem vor Israel beschützt. Der Erfolg der Eingabe sei „eine riesengroße palästinensische Errungenschaft“.
Der stellvertretende Bürgermeister der Autonomiestadt, George Sa‘ade, bedankte sich von Bethlehem aus bei allen Ländern, die den Antrag angenommen hatten. Im Gespräch mit „Ma‘an“ fügte er hinzu: „Wir haben das Empfinden, dass dies Gerechtigkeit ist. Darüber sind wir sehr glücklich. Jeder in Bethlehem und in Palästina ist glücklich.“
Die führende Politikerin der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hanan Aschrawi, begrüßte das Ergebnis der Abstimmung: „Die Palästinenser feiern diese Entscheidung als einen Augenblick des nationalen Stolzes und als Bestätigung für ihr reiches und einzigartiges Erbe.“
Israelische Kritik
Kritik kam vom israelischen Botschafter bei der UNESCO, Nimrod Barkan. Er bezeichnete es als Fehler, dass das Komitee die technische Anregung seiner eigenen Berater ignoriert habe. Diese hatten eingewendet, der Komplex erfülle nicht die notwendigen Kriterien für eine Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbestätten. Barkan sagte laut der „Jerusalem Post“, der Wasserschaden auf dem Dach der Geburtskirche sei kein Anlass, das Gebäude in einer Sofortmaßnahme zum Kulturerbe zu ernennen. Niemand habe die PA daran gehindert, das Dach zu reparieren.
Israel hatte in der Vergangenheit die Auffassung geäußert, dass die Kirche es verdient habe, als Weltkulturerbe benannt zu werden. Doch dieser Schritt dürfe nicht als Mechanismus dienen, durch den die Palästinenser in ihrem Bestreben nach Eigenstaatlichkeit voranschritten.
Aus dem Büro des israelischen Regierungschefs hieß es als Reaktion: „Es ist bewiesen worden, dass die UNESCO durch politische, nicht kulturelle, Überlegungen motiviert wird. Anstatt dass die Palästinenser Schritte ausführen, die den Frieden fördern, unternehmen sie einseitige Schritte, die den Frieden nur weiter wegschieben. Die Welt muss sich daran erinnern, dass die Geburtskirche, die der Christenheit heilig ist, in der Vergangenheit durch palästinensische Terroristen entweiht wurde.“
Im Anschluss an die Abstimmung nahm die UNESCO eine Reihe von Höhlen in der nordisraelischen Karmelregion in die Liste auf. Diese zeichneten sich durch Versteinerungen aus, welche die menschliche Entwicklung dokumentierten.
Im Oktober hatte die UNESCO „Palästina“ als Mitglied aufgenommen. Aus Protest stellten die USA und Kanada ihre Zahlungen an die Organisation vorerst ein (Israelnetz berichtete).