Für die meisten Palästinenser im Gazastreifen ist der Besuch des ägyptischen Staatszirkus eine große Attraktion. Viele von ihnen haben noch nie zuvor etwas Ähnliches gesehen. Bislang war lediglich einmal in den 1990er Jahren für kurze Zeit ein Zirkus in dem Gebiet zu Besuch. Das berichtet die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Die Palästinenser seien von den Clowns, Feuerspuckern und Messerwerfern begeistert gewesen. „Die Einwohner in Gaza sind dafür bekannt, dass ihnen nahezu nichts gefällt. Ich glaube, sie werden das Unmögliche schaffen, uns zu unterhalten“, sagte die 19-jährige Riwa Awwad, die das Spektakel zusammen mit ihrer Familie besuchte.
Mit Rücksicht auf konservative Palästinenser und die Machthaber der Hamas in Gaza tritt der Zirkus allerdings ohne weibliche Darsteller auf. Auch Löwen, Tiger und Pferde sind bei den Aufführungen nicht dabei. Hohe Grenzgebühren und umständliche Bürokratie verhinderten die Mitnahme der Tiere.
Das Gelände, auf dem der Zirkus gastiert, ist laut dem Bericht kein ungefährliches Gebiet. Während des Aufbaus des Festzeltes zu Beginn der Woche feuerten Palästinenser immer wieder Raketen auf Südisrael ab, die Armee reagierte darauf mit Luftangriffen. Einer der ägyptischen Techniker beim Zeltaufbau sagte, er habe seinen Kinder erzählt, dass er sich in Jordanien befinde. So seien sie nicht besorgt. „Aber ich mache mir Sorgen“, sagte er.
Die Eintrittskarte für eine Vorstellung kostet umgerechnet etwa zwischen 3,80 und 7,70 Euro. Das können sich viele Palästinenser, die traditionell große Familien haben, nicht leisten. 40 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen leben von umgerechnet etwa 1,50 Euro pro Tag, ein Drittel ist arbeitslos, viele sind auf Lebensmittel angewiesen, die die UN spenden.
Der ägyptische Staatszirkus wird einen Monat lang in der Küstenregion gastieren. Der Besuch sei ein Zeichen für die verbesserten Beziehungen zwischen der Hamas und dem nachrevolutionären Ägypten, schrieb die „Jerusalem Post“.
