TEL AVIV (inn) – Israels Fußballfans drücken der türkischen Mannschaft die Daumen vor der Halbfinalpartie gegen Brasilien am Mittwoch. Der Berliner „Tagesspiegel“ analysiert: „Brasilien bewundert man, über Südkorea wundert man sich, Deutschland mag man nicht, aber die Türkei . . . Kaum war die Vorrunde zu Ende, als die Fahnen-Hersteller einen Kollektionswechsel vornehmen mußten: Anstatt des eigenen Blau-weiß war auf einmal das türkische Rot mit Halbmond und Stern gefragt.“
Die Gründe für die Liebe zum Fußball vom Bosporus – laut „Tagesspiegel“: Politisch und militärisch gilt die Türkei als Israels Freund, viele Israelis machen Urlaub in Antalya und anderswo im Land – und bei Fenerbahce Istanbul spielt Israels bester Fußballer.
Der heißt Haim Revivo und wurde sogar zum „Fußballer des Jahres“ in der Türkei gewählt. „Tagesspiegel“-Autor Charles A. Landsmann: „Er ist Liebling der Massen weil er keinen Autogrammwunsch ausschlägt, im Fernsehen türkische Schlager singt und kunstvolle Tore schießt.“
Freilich ist die Türkei nur der Ersatz für das eigentlich im Heiligen Land heiß geliebte Team, das jedoch das Schicksal der chronisch erfolglosen israelischen Nationalelf teilt und in Japan und Korea nicht dabei ist. Zu der in Deutschlands Stadien geläufigen Melodie könnten die Israelis singen: „Ohne Holland – schauen wir WM!“