JERUSALEM (inn) – Der frühere aschkenasische Oberrabbiner Jona Metzger muss wegen Bestechung und Amtsmissbrauch viereinhalb Jahre ins Gefängnis. Das legte das Jerusalemer Bezirksgericht am Donnerstag fest. Zur Haftstrafe hinzu kommt eine Bewährungsstrafe, deren Länge noch nicht festgelegt ist. Zusätzlich muss er umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro an Strafgebühren zahlen.
Aufgrund eines Schuldeingeständnisses sahen die Richter von einer Haftstrafe von sieben Jahren ab. Ursprünglich wollten Metzgers Anwälte mithilfe des Schuldeingeständnisses eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren erreichen. Die Richter ließen dies unter dem Eindruck jahrelanger Korruption im Verbund mit Metzgers hochrangiger Position nicht zu. In der Regel gehen sie auf eine Strafminderung nach einem Schuldeingeständnis ein.
Umtriebiger Oberrabbiner
Die Liste der Vergehen ist lang: Am 30. Januar dieses Jahres bekannte sich Metzger laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ zu Betrug, Diebstahl, Verschwörung, Vertrauensbruch, Geldwäsche, Steuerbetrug und Annahme von Bestechungsgeldern.
Im Einzelnen hat Metzger dem Urteil zufolge Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet 2,5 Millionen Euro angenommen. Davon hat er 2 Millionen für sich behalten und den Rest an Komplizen weitergegeben. Zudem behielt er einen Teil von Spendengeldern an Organisationen, denen er nahe stand, für sich. In seinem Zuhause versteckte er mehrere zehntausend Euro in Büchern. Zunächst hatte er behauptet, es handele sich um Gelder aus einer Erbschaft.
Lange Geschichte der Vorwürfe
Die Vorwürfe kamen im Jahr 2013 gegen Ende seiner zehnjährigen Amtszeit auf; Metzger ließ daher im Juni jenes Jahres sein Amt vorläufig ruhen. Im November kam er in Untersuchungshaft. Im Februar 2015 erhob die Staatsanwaltschaft in Jerusalem Anklage gegen ihn.
Schon im Jahr 2005 ermittelte die Polizei wegen Bestechung und Betrug gegen ihn. Damals kam es jedoch nicht zu einer Anklage.
Metzger muss seine Haftstrafe am 3. Mai um 9 Uhr im Nitzan-Gefängnis in Ramle antreten. Er ist damit der erste Oberrabbiner in Israel, der ins Gefängnis kommt.
Von: df