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Frankfurter Imam betete für „Befreiung Palästinas“ aus Zionistenhand

FRANKFURT/MAIN (inn) - Neuer Streit um den schiitischen Imam der Frankfurter Hazrat-Fatima-Gemeinde: Nachdem der Hessische Rundfunk berichtet hatte, Sabahattin Türkyilmaz habe in Berlin regelmäßig an einer antisemitischen Demonstration teilgenommen, wurde nun bekannt, dass er in einer Freitagspredigt zur "Befreiung Palästinas aus den Händen der Zionisten" aufgefordert hatte.

Streit um einen Neubau für die Hazrat-Fatima-Gemeinde im Frankfurter Stadtteil Hausen gibt es schon länger. Als im Sommer 2007 die Öffentlichkeit vom Bauvorhaben erfuhr, gab es unter Frankfurter Bürgern massiven Widerstand dagegen. Die Mitglieder einer Bürgerinitiative befürchteten eine Überfremdung des Stadtteils. Die Muslime kommen derzeit noch in einem Hinterhof in Griesheim zusammen. Doch der Grundstein ist gelegt für einen Gebetsraum für rund 300 Gläubige sowie zwei 16 Meter hohe Minarette.

Die Hazrat-Fatima-Gemeinde, die aus Schiiten aus der Türkei und Pakistan besteht, muss sich immer wieder gegen Anfeindungen oder Kritik behaupten. Der Hessische Rundfunk (HR) hatte am 7. Februar in seiner Sendung „defacto“ berichtet, Imam Türkyilmaz habe zwischen den Jahren 2001 und 2007 an Al-Quds-Demonstrationen in Berlin teilgenommen, auf denen anti-israelische Parolen wie „Tod, Tod Israel“ gerufen wurden. In einer Szene ist laut den HR-Reportern Türkyilmaz zu sehen, als er in ein Megafon auf Arabisch „Wir gehören zur Gemeinschaft der Hizbollah!“ ruft.

Ünal Kaymakçi, Generalsekräter der Hazrat-Fatima-Gemeinde, sprach von einer „Verleumdungs- und „Hetzkampagne“. Es habe sich um eine kurzfristig anberaumte Demonstration gegen den Krieg Israels im Sommer 2006 gegen Libanon gehandelt. Auch sei der Imam kein führender Akteur, sondern Teilnehmer der Demonstration gewesen. Der HR räumte indes ein, dass es sich bei einer der gezeigten Demonstrationen vom 12. August 2006 nicht um die jährliche Al-Quds-Demonstration gehandelt habe, sondern um eine Demonstration gegen den Einmarsch Israels im Südlibanon.

Freitagspredigt mit Konfliktpotential

Nun kommt neuer Ärger für den schiitischen Imam hinzu. Wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtet, hielt Türkyilmaz zum Al-Quds-Tag am 18. September 2009 eine Freitagspredigt, die erneut Kritik hervorrief. Türkyilmaz, dessen Rede in seinem Weblog nachzulesen ist, sagte, der Al-Quds-Tag sei ein „Tag, der nach Freiheit für die Al-Aqsa-Moschee (in Jerusalem, d. Red.) ruft“. Weiter heißt es in der Predigt: „Wenn die Muslime der Einladung des verstorbenen Imam Khomeinis gefolgt wären, würde Palästina heute nicht mehr unter Besatzung und Unterdrückung leiden (…). Nur weil die Muslime zu der Besatzung Palästinas geschwiegen haben, konnten die Imperialisten Afghanistan und Irak ebenso besetzen. Wir wehren uns gegen jede Art von Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“ Der Quds-Tag sei ein Tag „gegen die Unterdrückung, Besatzung und Ausbeutung“. Im anschließenden Gebet heißt es: „Möge Allah das besetzte Palästina aus den Händen der Zionisten befreien.“

Der Ruf danach, dass sich der Imam deutlich zu den Antisemitismus-Vorwürfen äußert, ist deshalb lauter geworden. Die Frankfurter Integrationsbeauftragte Nargess Eskandari-Grünberg schrieb einen Brief an den Gemeinde-Generalsekretär Kaymakçi. Darin teilt die Stadträtin mit, dass die in der Predigt implizierten „politischen und antisemitischen Dimensionen, auch wenn sie ihm selbst nicht voll umfassend bewusst gewesen sein sollten, nur als inakzeptabel gelten können“.

Daraufhin erklärte Generalsekretär Kaymakçi, bisher habe er die Vorwürfe gegen den muslimischen Geistlichen nicht für berechtigt gehalten, besagte Predigt habe jedoch eine neue Sachlage geschaffen. Der Vorstand der Moscheegemeinde wolle am Donnerstag eine außerordentliche Sitzung einberufen, um sich zum „Fall Türkyilmaz“ zu positionieren. Er versicherte, die Predigt nicht gekannt zu haben, er habe sich nicht jede Predigt, die Türkyilmaz auch im Internet veröffentliche, durchgelesen.

Der Imam Türkyilmaz selbst sieht sich zu Unrecht in der Kritik. Er habe von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht und sehe in seinen Äußerungen keinen Rechtsverstoß, ließ er wissen.

„Imam ist nicht haltbar“

Der Direktor der katholischen Bildungsstätte „Haus am Dom“, Joachim Valentin, sprach von einem „Super-GAU“: „Der Imam ist nicht haltbar. Ich warte jetzt darauf, dass Kaymakçi dazu ganz klar Stellung bezieht; und darauf warten in dieser Stadt sehr viele andere auch.“ Die künftige Zusammenarbeit mit der Hazrat-Fatima-Gemeinde werde er davon abhängig gemacht, wie sich Kaymakçi verhalte.

Der SPD-Stadtverordnete und Sprecher der Initiative säkularer Bürger aus islamisch geprägten Ländern, Turgut Yüksel, schrieb am Dienstag in der FR: „Es gab und gibt einen Konsens, dass auch Muslime ihre Gebetshäuser in Frankfurt bauen dürfen. Allerdings sind viele aufgrund der Berichterstattung über die Hazrat-Fatima-Gemeinde verunsichert. Deshalb rufen viele Herrn Kaymaçi auf, sich von den in der Presse diskutierten Vorgängen und vom Imam der Gemeinde zu distanzieren.“ Es sei „nicht zu akzeptieren, dass in Deutschland zur Vernichtung Israels aufgerufen wird“. Die FR-Redakteurin Canan Topçu stellte am Donnerstag klar, dass das Existenzrecht Israels in Deutschland „eine Grenze“ darstelle, die „auf keinen Fall überschritten werden“ dürfe.

Der Al-Quds-Tag ist der „Internationale Jerusalemtag“, der im Iran ein gesetzlicher Feiertag ist. Er geht zurück auf einen Aufruf des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeini aus dem Jahr 1979 und soll die muslimische Solidarität mit dem palästinensischen Volk verdeutlichen. Nach einer vom „American Jewish Committee“ in Auftrag gegebenen Expertise gelte die Demonstration zum Al-Quds-Tag als „antisemitische iranische Regierungspropaganda“ und stehe für die Forderung zur „Auslöschung des zionistischen Staates“.

Der Imam Türkyilmaz absolvierte seine Ausbildung im Iran. Seine Eltern kamen Anfang der 1970er Jahre als Gastarbeiter nach Stuttgart. Seit 1993 lebt Türkyilmaz in Deutschland.

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