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Forschung wirft neues Licht auf biblische Maßeinheit

Das biblische Maß „Handbreite“ spielt bis heute noch in der jüdischen Gesetzgebung eine Rolle. Wie viele Zentimeter es umfasst, könnte eine wissenschaftliche Studie zu Tonkrügen herausgefunden haben.
Ortal Harusch mit einem der Tonkrüge, die sie für die Studie verwendete

JERUSALEM (inn) – Seit Jahrhunderten diskutieren jüdische Gelehrte über die alte Maßeinheit „tefach“. Das Standardwörterbuch für das biblische Hebräisch und Aramäisch von Wilhelm Gesenius gibt als Übersetzung „Handbreite“ an. Doch wie viele Zentimeter das Maß umfasste, ist damit noch lange nicht geklärt. Licht ins Dunkel bringt möglicherweise eine neue Studie, die Wissenschaftler von drei israelischen Instituten erstellt haben.

Es begann mit einem informellen Gespräch zwischen zwei Forschern. Dabei stellten die Expertin für alte Keramik, Otal Harusch von der Hebräischen Universität Jerusalem, und Avschalom Karasik von der Israelischen Altertumsbehörde fest, dass sie sich beide mit einem sehr ähnlichen Thema befassten – der eisenzeitlichen Keramik.

In Haruschs Forschung ging es um Lagerkrüge des Königreichs Juda aus dem 8. bis 7. Jahrhundert. Karasik wiederum untersuchte Krüge des Nordreiches Israel aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert. Schnell wurde den beiden klar, dass die inneren Durchmesser der Keramik kaum voneinander abwichen. Usi Smilanski vom Weizmann-Institut schloss sich dem Projekt an.

Krüge aus verschiedenen Jahrhunderten: Die Formen änderten sich, doch der Durchmesser der Öffnung blieb gleich Foto: Hebräische Universität
Krüge aus verschiedenen Jahrhunderten: Die Formen änderten sich, doch der Durchmesser der Öffnung blieb gleich

Die Wissenschaftler verglichen ihre Ergebnisse mit einem dritten Befund, der bereits in einer Datenbank festgehalten war. Diesmal ging es um Krüge aus Juda, die im 10. Jahrhundert hergestellt wurden. Auch hier stimmte der Innendurchmesser mit dem der anderen Gefäße überein.

Bis heute aktuell

Die Onlinezeitung „Times of Israel“ weist darauf hin, dass die rabbinischen Debatten keinesfalls hypothetisch sind. Denn bis heute spielt die Maßeinheit im jüdischen Recht eine Rolle: So wird beim Sukkotfest, das am Freitagabend beginnt, die Größe der Laubhütte auch mit „tefach“ bestimmt. In der Bibel kommt die Handbreite etwa in 4. Mose 25,25 und 37,12 vor. Dort geht es um den Tisch für die Schaubrote im Stiftszelt.

Die Hebräische Universität verweist in einer Mitteilung auf zwei Rabbiner, die vor der israelischen Staatsgründung wirkten: Avraham Chaim Na’eh gab die Handbreite mit 8 Zentimetern an, Chason Isch hingegen mit 9,6 Zentimetern. Das Maß, das bei den nun untersuchten Krügen dominiert, liegt fast in der Mitte. Ihre Forschungsergebnisse haben die Israelis unlängst in der Fachzeitschrift „Bulletin of the American Schools of Oriental Research“ (BASOR) veröffentlicht.

Handbreite ändert sich nicht – bei Männern und Frauen

So sehr sich auch die äußere Form und damit die Maße der Tonkrüge im Laufe der Eisenzeit veränderten – der innere Durchmesser betrug über 350 Jahre hinweg 8,85 bis 8,97 Zentimeter. Das entspricht der Breite einer durchschnittlichen Männerhand. Die Wissenschaftler haben Daten von der US-Armee zum Vergleich herangezogen: Sie bestellte im Jahr 1980 Handschuhe für Soldaten. Diese sollten 8,67 Zentimeter breit sein, ± 0,48 Zentimeter. Die durchschnittliche Breite einer Männerhand hat sich also seit der Eisenzeit kaum verändert.

In den Untersuchungen ging es um einen weiteren Vergleich: Krüge aus dem 1. Jahrhundert nach der Zeitrechnung, die im Großraum Jerusalem entdeckt wurden, hatten einen kleineren Innendurchmesser. Offenbar wurden sie von Frauen hergestellt, die sich ebenfalls an ihrer Handbreite orientierten. Diese Krüge waren innen durchschnittlich 7,87 ± 0,79 Zentimeter breit. Die amerikanische Armee bestellte 1980 für ihre Soldatinnen Handschuhe der Breite 7,82 ± 0,39 Zentimeter. Auch bei den Frauen gibt es demnach eine Kontinuität über die Jahrhunderte hinweg.

Von: eh

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