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Forscher prognostizieren Zustände wie in Mumbai

Schon heute sind israelische Autofahrer häufig von Staus geplagt. Die Situation könnte sich noch verschärfen, warnen Wissenschaftler in einer Studie. Diese enthält Prognosen für das Jahr 2050 – und rechnet mit einer Situation wie in der indischen Stadt Mumbai.
Mumbai hat nach Moskau weltweit die höchste Verkehrsdichte aufzuweisen

JERUSALEM (inn) – Die Verkehrsdichte in Israel, also die Zahl der Fahrzeuge pro Straßenkilometer, sucht in der westlichen Welt ihresgleichen: sie liegt dreimal so hoch wie der Durchschnitt in den Ländern der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Eine Studie prognostiziert, dass sich der Zustand bis 2050 noch deutlich verschlimmert.

Eine Folge des hohen Verkehrsaufkommens sind zahlreiche Staus. Hier bemängeln Wissenschaftler, dass bis 2000 relativ wenig in Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr investiert wurde. Auch der Städtebau nahm hierauf keine Rücksicht: Neue Wohnviertel und Industriegebiete erhielten keinen Anschluss ans öffentliche Verkehrsnetz, also benötigen die Menschen ein Auto.

Bevölkerungsentwicklung als Ausgangspunkt

Als Grundlage für die Studie diente eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung, die das Zentrale Statistikamt erstellt hat. Demnach wird Israel im Jahr 2050 etwa 15,3 Millionen Einwohner haben. Wegen der kleinen Fläche wirkt sich ein Anstieg der Bevölkerungszahl besonders deutlich auf die Verkehrsdichte aus.

Die Wissenschaftler rechnen damit, dass sich die Zahl der Fahrzeuge bis 2050 um 178 Prozent erhöhen wird – auf rund 10 Millionen. Bei der niedrigsten Prognose beträgt der Faktor 136 Prozent. „Obwohl Israel 2050 in Bezug auf Fläche, Bevölkerung und Anzahl der Fahrzeuge ähnlich sein wird wie die Niederlande 2020, ist zu erwarten, dass die Verkehrsdichte achtmal so hoch sein wird wie heute in den Niederlanden“, schreiben die Verfasser der Studie.

Ein weiterer Vergleich gilt der Stadt mit der zweithöchsten Verkehrsdichte weltweit: Mumbai. Dort werden durchschnittlich 510 Fahrzeuge pro Kilometer gezählt, nur im Großraum Moskau ist die Verkehrsdichte noch höher. Eine ähnliche Situation wie in Mumbai sei auch in Israel zu erwarten, wenn die Politik nicht handelt, warnen die Forscher.

Bei Stadtplanung Radfahrer und Fußgänger berücksichtigen

Sie empfehlen unter anderem mehr Busse und Umgehungsstraßen. Zudem müsse sich die Frequenz und der Dienst des Busverkehrs verbessern. Auch eine „gestaltende und zügelnde Politik“ für das Bevölkerungswachstum könne Abhilfe schaffen. Groß angelegte Pläne wie Untergrundbahn oder Straßenbahn seien nützlich. Bei der Planung neuer Wohnviertel und Industriegebiete sollten Bedürfnisse von Radfahrern, Fußgängern und dem öffentlichen Verkehr berücksichtigt werden, heißt es weiter.

Die Studie hat die Organisation „Zafuf“ mit Wissenschaftlern verschiedener israelischer Hochschulen erstellt. Am Montag wurde sie auf einer Konferenz an der Universität Tel Aviv vorgestellt. Einer der Autoren, Ar’el Avineri, rief laut der Zeitung „Yediot Aharonot“ zum sofortigen Handeln auf. Das Zeitfenster sei klein.

„Es ist eine ungeheure Herausforderung“, sagte Avineri. „Wenn wir nicht aufwachen und es keine bedeutende Bereitschaft gibt, werden wir in eine Verkehrskrise geraten, die in der westlichen Welt ohne Beispiel ist.“ Israel müsse entscheiden, wem es sich annähern wolle – Mumbai oder den Niederlanden, wo das Verkehrsaufkommen dank guter Planung verhältnismäßig gering ist.

Von: eh

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