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Fledermäuse kennen Schallgeschwindigkeit von Geburt an

Israelische Wissenschaftler beantworten mit einer Studie eine Frage, die sich Forscher seit 80 Jahren stellen. Denn damals wurde entdeckt, dass sich Fledermäuse mittels Schallwellen orientieren.
Fledermäuse messen Entfernungen über Zeiteinheiten

TEL AVIV (inn) – Fledermäuse sind von Geburt an mit der Schallgeschwindigkeit vertraut. Das hat eine neue Studie der Universität Tel Aviv gezeigt.

Um festzustellen, wo sich Dinge in einem Raum befinden, verwenden Fledermäuse Sonar – sie erzeugen Schallwellen, die auf Objekte treffen und zur Fledermaus reflektiert werden. Die Säugetiere können die Position des Objekts anhand der Zeit abschätzen, die zwischen dem Erzeugen der Schallwelle und deren Rückkehr zur Fledermaus verstreicht.

Diese Berechnung hängt von der Schallgeschwindigkeit ab, die bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen variieren kann. Im Hochsommer bei heißer Luft breiten sich Schallwellen schneller aus als im Winter. Dies kann einen Unterschied von fast 10 Prozent ausmachen. Seit der Entdeckung des Sonars bei Fledermäusen vor 80 Jahren haben Forscher versucht, herauszufinden, ob die Tiere die Fähigkeit, die Schallgeschwindigkeit zu messen, im Laufe ihres Lebens erwerben oder mit diesem Sinn geboren werden.

Nun ist es den israelischen Forschern gelungen, diese Frage zu beantworten. In einem Experiment manipulierten sie die Geschwindigkeit des Schalls. Sie reicherten die Luft mit Helium an, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, und betreuten unter diesen Bedingungen sowohl Fledermausbabys ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt als auch erwachsene Fledermäuse. Weder die erwachsenen Fledermäuse noch die Babys waren in der Lage, sich an die neue Schallgeschwindigkeit anzupassen. Sie landeten durchweg vor dem Ziel. Das deutet darauf hin, dass sie das Ziel als näher wahrnahmen – sie passten ihr Verhalten nicht an die höhere Schallgeschwindigkeit an.

Welt in Zeiteinheiten abgebildet

Daraus schlossen die Forscher, dass der Sinn für die Schallgeschwindigkeit bei Fledermäusen angeboren ist und nicht von den Bedingungen abhängt, unter denen sie das Fliegen lernen. Sie fanden heraus, dass im Gegensatz zum Menschen, der die Welt in Entfernungseinheiten abbildet, Fledermäuse die Welt in Zeiteinheiten abbilden. Das bedeutet, dass die Fledermaus ein Insekt in einer Entfernung von neun Millisekunden wahrnimmt, und nicht, wie bisher angenommen, in anderthalb Metern.

Federführend waren dabei der Professor Jossi Jovel, Leiter der Sagol-Schule für Neurowissenschaft und Fakultätsmitglied der Schule für Zoologie in der Fakultät für Lebenswissenschaften, und sein ehemaliger Doktorand Eran Amichai. Dieser arbeitet derzeit am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire. Jovel sagte in einer Pressemitteilung der Universität Tel Aviv: „Wir waren in der Lage, eine sehr grundlegende Frage zu beantworten.“

Von: Ulrich W. Sahm

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