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Flaggenmarsch in Jerusalem, Ballon-Terror im Süden

Während in Jerusalem Israelis am Flaggenmarsch teilnehmen, fliegen im Süden wieder Brandballons. Die Armee reagiert, doch nach einer größeren Eskalation sieht es nicht aus.
Die Ballons lösten am Dienstag mehrere Brände in Südisrael aus

JERUSALEM / GAZA (inn) – Terroristen aus dem Gazastreifen haben am Dienstag zahlreiche Feuerballons über die Grenze nach Israel geschickt. Dort lösten sie laut örtlichen Zählungen mehr als 20 Brände aus. Zudem kam es über einem Kibbutz zu einer Explosion. Medienberichten zufolge flohen mehrere Kinder von einem Spielplatz in einen nahegelegenen Schutzraum. Seit dem 21. Mai soll eigentlich eine Waffenruhe zwischen Israel und den Terrorgruppen in Gaza herrschen.

Für die Menschen im Süden sind die Ballons seit 2018 zu einer fast alltäglichen Bedrohung geworden. Anders als Raketen kommen sie ohne Vorwarnung und können vor allem für Kinder gefährlich werden, die glauben, dass es sich um normale Luftballons handelt. Darüberhinaus haben sie in der Vergangenheit viele Hektar Land verbrannt und dabei nicht zuletzt schwere finanzielle Schäden bei Landwirten verursacht.

Israel reagierte auf die Angriffe in der Nacht auf Mittwoch mit Luftschlägen gegen Ziele im Gazastreifen. Diese hätten als Treffpunkte für Hamas-Terroristen gedient, teilte die Armee via Twitter mit. Solche Militäroperationen kommen immer wieder vor und sind kein Hinweis auf eine erneute größere Eskalation nach dem massiven Raketenbeschuss im vergangenen Monat. Gleichwohl war es der erste israelische Militärschlag seit Einstellung der Kämpfe am 21. Mai.

Tänze vor dem Damaskustor

Die aktuellen palästinensischen Angriffe sind im Kontext des Flaggenmarsches zu sehen, der ebenfalls am Dienstag in Jerusalem stattfand. Die Hamas hatte im Vorfeld gedroht, mit Gewalt auf den Zug durch die Altstadt zu reagieren. Dass die Armee am Dienstag einige Batterien des Raketenabwehrsystems Eiserne Kuppel in Stellung brachte und zudem Flüge zum Tel Aviver Ben-Gurion-Flughafen auf eine nördliche Route umleitete, verbucht die Organisation als ihren Erfolg.

Eigentlich hatte der Marsch bereits Anfang Mai stattfinden sollen, wurde damals aber offiziell abgebrochen, wenngleich er bereits in vollem Gang war. Es war der Tag, an dem Terroristen mehrere Raketen auf Jerusalem abfeuerten. Wie vor einem Monat verbot die Polizei den Demonstranten auch dieses Mal, geschlossen durch das sogenannte Damaskustor und damit durch das muslimische Viertel zu ziehen. Die Teilnehmer durften sich aber vor dem Tor versammeln und dort tanzen und singen.

Kritiker sehen darin eine Provokation der Palästinenser. Israel betont hingegen die Demonstrationsfreiheit in der Stadt, die nach israelischem Recht Hauptstadt des Landes ist. An dem Zug nehmen vor allem Jugendliche teil, doch auch konservative und orthodox-rechte Politiker sind immer wieder präsent. Am Dienstag war auch der rechtsradikale Knessetabgeordnete Itamar Ben-Gvir (Otzma Jehudit) vor Ort.

Test für neue Regierung

Scharfe Reaktionen lösten Videos aus, auf denen zu sehen und zu hören ist, wie zahlreiche Teilnehmer „Mavet LaAravim“, also „Tod den Arabern!“ skandieren. Der Alternierende Premierminister Jair Lapid (Jesch Atid) nannte diese Jugendlichen „eine Schande für das Volk“ und sprach von einem „abscheulichen und unverzeihlichen“ Vorgang. Einige Teilnehmer nutzten den Marsch auch, um ihrem Unmut über die neue Einheitsregierung von Premierminister Naftali Bennett (Jamina) Ausdruck zu verleihen: auf Plakaten wurde der rechtskonservative Politiker als „Lügner“ bezeichnet.

Viele Medien hatten das Ereignis im Vorfeld zu einem ersten Test für die neue Regierung erklärt. Dahinter stand die Spekulation, nun könnten bereits die ersten Meinungsverschiedenheiten offen ausbrechen. Tatsächlich beurteilten die verschiedenen Parteien den Flaggenmarsch sehr unterschiedlich. Während Lapid dessen Genehmigung rechtfertigte, erklärte der Chef der an der Koalition beteiligten islamistischen Ra’am-Partei, Mansur Abbas, der Sicherheitsminister hätte den Zug verbieten sollen, da es sich um eine „hemmungslose Provokation“ handle.

Zu wirklichen Diskussionen zwischen den neuen Koalitionären kam es aber zumindest in der Öffentlichkeit nicht. Regierungschef Bennett selbst verlor zum Flaggenmarsch überhaupt kein Wort.

Von: ser

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