Angeblich sind israelische Soldaten in den Landstreifen zwischen dem israelischen Grenzzaun und der sogenannten „blauen Linie“ eingedrungen, mit der die UNO die offizielle Grenze zwischen dem Libanon und Israel auf Landkarten eingetragen hat. Gemäß einer Darstellung des israelischen Militärs hätten sich libanesische Soldaten der Stelle genähert und die Israelis aufgefordert, sich hinter den Zaun zurückzuziehen. Die Israelis erwiderten, dass sie sich in israelischem Gebiet aufhielten. Die Libanesen hätten einen „Warnschuss in die Luft“ abgegeben, hieß es in einer libanesischen Erklärung. Daraufhin hätten die Israelis geschossen. Eine israelische Panzergranate habe einen libanesischen Soldaten und einen Zivilisten in dem Dorf Al-Adissa verletzt. Zwei Häuser seien getroffen worden und in Brand geraten. In einem Bericht hieß es, dass die israelischen Soldaten einen Baum ausreißen wollten, um Kameras installieren zu können.
Unklar ist noch, ob tatsächlich zwei Raketen aus dem Libanon auf israelischem Staatsgebiet eingeschlagen sind. Israelische Ohrenzeugen redeten von lauten Explosionen. Die israelische Polizei behauptete knapp eine halbe Stunde nach Beginn der Auseinandersetzungen in den Mittagsstunden, keine Raketeneinschläge gefunden zu haben. Israelische Bauern wurden aufgefordert, grenznahe Felder zu verlassen. Allerdings erhielt die Zivilbevölkerung keine Anweisungen, die Luftschutzbunker aufzusuchen.
Der israelische General a.D. Ejal Ben-Abraham erklärte im Rundfunk, dass der Vorfall „örtlich begrenzt“ und ohne Folgen sei, falls es sich tatsächlich um libanesische Soldaten gehandelt habe. Es könne allerdings auch sein, dass es keine Soldaten waren, sondern Palästinenser oder Hisbollah-Kämpfer, die sich als libanesische Soldaten ausgaben. In dem Fall könnte es sich um einen Versuch handeln, nach dem Raketenbeschuss auf Akaba, Eilat und Taba am Montag die Lage im Nahen Osten weiter anzuheizen. Dabei wurde ein Jordanier getötet.
Jordanien vermied es am Montag mit diplomatischen Formeln, die ägyptische Sinaihalbinsel als Ursprung des Raketenbeschusses beim Namen zu nennen, während die Israelis mit gebührender Vorsicht vermuteten, dass „die Hamas oder die Hisbollah“ vom Sinai aus die Raketen abgeschossen habe. Die Ägypter wiederum dementierten, dass von ihrem Territorium aus die Raketen auf Israel und Jordanien abgeschossen worden seien.
Am Dienstag hieß es in Amman, dass man „genaue Informationen“ zu dem Raketenbeschuss besitze. Gleichwohl nannten die Jordanier keine Namen von Extremistenorganisationen, die die mutmaßlich aus dem Iran stammenden Grad-Raketen abgeschossen hätten. Der jordanische Sprecher erklärte, dass Jordanien keinen terroristischen Beschuss von zivilen Zielen hinnehmen könne. Ein israelischer Helikopter entdeckte mit thermischen Kameras eine der Raketen in einem Salzbecken nördlich von Eilat. Am Dienstag soll das Wasser abgepumpt werden, um die Raketenteile zu bergen. Nach einer zweiten auf israelischem Gebiet eingeschlagenen Rakete wird noch gesucht.