RAMALLAH / BEIRUT (inn) – Die in Teilen des Westjordanlandes regierende Fatah-Partei und die im Gazastreifen herrschende Terror-Organisation Hamas haben sich auf eine gemeinsame Kampagne „gegen das israelische Annexions-Projekt“ geeinigt. Bei einer Pressekonferenz beider Parteien kündigte Hamas-Funktionär Saleh al-Aruri per Videoschalte aus Beirut an, sich „aller Formen des Kampfes und des Widerstandes bedienen“ zu wollen. Fatah-Vertreter Dschibril Radschub sprach von einer „Kampagne am Boden“ und deutete auch die Möglichkeit einer weiteren „Intifada“ an.
Mit der Zusammenarbeit wollen die beiden verfeindeten Lager ihre Meinungsverschiedenheiten eigenen Angaben zufolge zumindest vorerst beiseite schieben. „Wir haben keinen Feind außer Israel“, sagte Radschub. Auch Al-Aruri stellte die gemeinsamen Ziele heraus. Er lobte Fatah-Chef Mahmud Abbas für dessen „resolute Opposition gegen von Israel und den USA aufgezwungene Zugeständnisse“.
Lob aus der Türkei
2007 hatte die Hamas im Gazastreifen die Macht nach einem Wahlsieg im Vorjahr an sich gerissen und die Fatah aus dem Gebiet herausgeworfen. Ein Versuch der Aussöhnung Ende 2017 scheiterte. Saleh al-Aruri gilt als wichtiger Koordinator der Hamas-Aktivitäten im Westjordanland. Die USA setzten 2018 ein Kopfgeld von 5 Millionen Dollar auf ihn aus.
Unterstützung für die nun verkündete Zusammenarbeit kommt aus Ankara: Die Regierung glaube, dass der „dringend benötigte Geist der Einheit und Solidarität“ durch die Übereinkunft auf Dauer gestellt werde, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Arabischer Knesset-Abgeordneter ohne Berührungsängste
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag in Ramallah war auch der israelisch-arabische Knesset-Abgeordnete Ajman Odeh anwesend. „Eine Schlichtung zwischen den Lagern ist essentiell, um die Annexion zu bekämpfen, die Besatzung zu beenden und Frieden zu erreichen“, begründete der Anführer der arabischen „Vereinigten Liste“ seine Teilnahme an dem Termin.
Die Likud-Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu sprach anschließend von einem „neuen Tief Odehs“. Knesset-Sprecher Jariv Levin nannte die Teilnahme Odehs an der Veranstaltung „unerträglich“. „Ich bin nicht willens, das hinzunehmen“, sagte er. Der Abgeordnete Schlomo Karai legte unterdessen Beschwerde bei der Ethik-Kommission der Knesset ein.
Von: ser