KFAR KANA (inn) – Eine Familie hat in der Nähe von Kfar Kana in Galiläa eine 1.800 Jahre alte Grabstätte teilweise zerstört. Das teilte die Israelische Altertumsbehörde (IAA) am Mittwoch mit. Die Familie meldete den Fund nicht und versuchte zudem, Beweise zu vereiteln.
Die Polizei und die Diebstahlschutzeinheit der IAA bekamen einen Hinweis und begaben sich zu einer Baustelle auf einem Privatgrundstück. Dort entdeckten sie die von Bulldozern zerstörte Grabstätte. Von dieser war nur noch ein Grabhügel übriggeblieben.
„Kulturgut muss geschützt werden“
„Wir werden nie erfahren, wie die zerstörte Grabhöhle aussah – und alles darin ist verschwunden“, sagte Amir Ganon, Direktor der Diebstahlschutzeinheit. „Fast 2.000 Jahre alte Kulturgüter gingen für immer verloren.“
Der Leiter der IAA für die nördliche Region, Nir Distelfeld, klärt das Missverständnis auf, dass Bauarbeiten eingestellt würden, sobald Funde wie dieser gemeldet werden. Er ergänzte: „Anstatt ihre Arbeit zu unterbrechen und Bericht zu erstatten, haben sie das nicht getan, sie haben es verheimlicht.“
Hinter einem verdächtigen Haufen Steine fanden die Inspektoren der IAA eine weitere Höhle mit neun Grabhügeln. Das Äußere der Stätte war zerstört, dennoch konnten noch einige Fundstücke geborgen werden, wie beispielsweise drei Knochenkästen (Ossuarien). Weitere Gegenstände waren unter anderem Glasgefäße, Perlen und Kerzenhalter aus Ton.
Laut „Jerusalem Post“ liegt zudem der Verdacht nahe, dass die Höhle ausgeraubt wurde, da die Knochenkästen leer und nicht an ihrem üblichen Platz waren. Die letzten Überreste aus der Höhle wurden geborgen – aus Angst vor erneuten Diebstählen.
Das Gesetz besagt, dass jegliche archäologische Fundstücke sofort der IAA gemeldet werden müssen. Die Grundstückbesitzer werden laut Distelfeld vermutlich für die Zerstörung der Grabstätte und die versuchte Vertuschung angeklagt. Solche Vergehen können mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. In den meisten Fällen kommt es zu einer Geldstrafe, die umgerechnet rund 5.000 Euro betragen kann. Distelfeld geht jedoch davon aus, dass die Familie nicht bewusst die Gedenkstätte bestehlen, sondern Bauverzögerungen vermeiden wollte.
Fundstücke weisen auf alten Bestattungsbrauch hin
Die entdeckten Knochenkästen bestehen aus weichem Kalkstein und dienten in Israel ab etwa 100 vor Christus für jüdische Beerdigungen. Sie wurden vor allem in antiken Werkstätten rund um Jerusalem hergestellt. Juden, die nach dem Bar-Kochba-Aufstand (132–135 nach Christus) nach Galiläa zogen, trugen diesen Bestattungsbrauch weiter.
Eitan Klein, der stellvertretende Direktor der Diebstahlschutzeinheit der IAA, teilte mit, dass auf den Decken der Beinhäuser kunstvolle Schnitzereien zu sehen sind. Diese seien von der griechischen Kultur beeinflusst. Ein kreisförmiger Kranz soll ein Symbol des Sieges über den Tod dargestellt haben. Die Entdeckung dieser Antiquitäten „weist auf die Existenz jüdischer Siedlungen in der Gegend im 2. und 3. Jahrhundert hin“. (ahe)