TEHERAN (inn) – Nach dem Absturz eines ukrainischen Flugzeuges im Iran mit 176 Todesopfern ist die Suche nach der möglichen Ursache im Gange. Die iranische Luftfahrtbehörde teilte ungewöhnlich schnell mit, die Boeing 737 sei in einem Vorort von Teheran angeblich wegen eines „technischen Fehlers“ abgestürzt. Dies macht auch Experten in Deutschland stutzig.
Es sei „unüblich, dass eine Regierungsstelle die Absturz-Ursache vorgibt“, sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg laut der Seite „Merkur.de“. „Das ist Aufgabe der Unfalluntersuchung.“ Bevor das Ergebnis feststehe, könne auch ein Abschuss nicht ausgeschlossen werden.
Israelischer Experte: Iraner können Flugschreiber nicht auswerten
Ein Luftfahrtexperte sagte im israelischen Rundfunk, dass die iranische Behauptung „fragwürdig“ sei. Ebenso schloss er einen „menschlichen Fehler“ aus. Die ukrainische Maschine sei in „gutem Zustand“ gewesen und schon mehrfach in Israel gelandet. Die relativ neuen, erst 2016 in Dienst gestellten Maschinen vom Typ Boeing 737 seien zuverlässige „Arbeitspferde“. Nur mit den Flugschreibern könne man die Unfallursache ermitteln. Selbst wenn die Iraner sie gefunden hätten, seien sie nicht fähig, deren Daten auszulesen und zu analysieren. Das könnten nur die Firma Boeing oder die internationale Flugbehörde. Doch sei auszuschließen, dass die Iraner Experten aus dem Ausland ins Land ließen, um die Flugschreiber zu überprüfen.
Der Experte wollte nicht ausschließen, dass die Iraner die Boeing „versehentlich abgeschossen“ hätten. Sollte das tatsächlich passiert sein, dürften die Amerikaner das dank ihrer Satelliten-Aufklärung herausfinden und bei Gelegenheit veröffentlichen können.
Fluggesellschaft: Keine technischen Probleme bekannt
Auch die Nachrichtenseite des Magazins „Spiegel“ befasst sich mit Zweifeln an den iranischen Beteuerungen, es handele sich um technisches oder auch menschliches Versagen. In einem Video sagte ein Vertreter der Ukraine International Airlines, die abgestürzte Maschine sei „eines unserer besten Flugzeuge mit einer hervorragenden, vertrauenswürdigen Crew“ gewesen. Weiter hieß es, das Flugzeug sei direkt aus dem Boeing-Werk gekommen. Zuletzt sei es am 6. Januar, also zwei Tage vor dem Unglück, gewartet worden, die Mannschaft habe keine Probleme erwähnt. Der ukrainische Präsiden Wolodimir Selenskij warnte indes vor Spekulationen.
Die Opfer stammen vor allem aus dem Iran und aus Kanada. Auch vier Iraner, die in Deutschland lebten, sollen sich an Bord der Unglücksmaschine befunden haben. Die Fluggesellschaft setzte vorerst alle Flüge in den Iran aus.
Von: Ulrich W. Sahm / eh