Das Andenken an den Holocaust „jetzt und in Zukunft, für Jung und Alt, in Israel und im Ausland“ bezeichnete Lapid als „heilige Pflicht“. Ein enger Freund und Kollege von ihm, der Journalist Amnon Dankner, meinte, bei Josef Lapid hätten Mund und Herz dieselbe Sprache gesprochen: „Er war sich selbst, seiner Familie und dem Volk, das er liebte, gleicherweise loyal gegenüber.“
Nach Deportation des Vaters Zionist geworden
1931 wurde Tomislav Lampel im serbischen Benovitz, früher Nowi Sad, in eine ungarisch-jüdische Familie geboren. Gemeinsam mit seiner Mutter versteckte er sich in Budapest und überlebte so den Holocaust. Zuletzt konnte er nur mit knapper Not der Ermordung durch die Nazis entkommen. Als er zwölf Jahre alt war, wurde sein Vater von den Nazis verschleppt und im KZ ermordet – zwei Wochen vor der Befreiung. Im Rückblick meinte Lapid: „Damals wurde ich Zionist. Damals habe ich verstanden: Es gibt in der ganzen Welt keinen Platz für einen 13-jährigen jüdischen Jungen. Deshalb muss es einen Ort für uns geben, in Israel!“
Im Alter von 17 Jahren wanderte er mit seiner Mutter 1948 nach Israel ein. Nach dem Wehrdienst als Mechaniker studierte er Jura an der Universität Tel Aviv. Unter dem Satiriker Ephraim Kishon begann er für die ungarisch-sprachige Zeitung „Uj Kelet“ zu schreiben. Durch Kishon wurde Lampel mit dem Gründungsherausgeber der hebräischen Tageszeitung „Ma´ariv“ bekannt, Azriel Carlebach. Carlebach riet Tomislav Lampel, seinen Namen zu hebraisieren – worauf dieser sich in Lapid umbenannte.
Mitherausgeber des „Ma´ariv“
In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde Josef „Tommy“ Lapid zu einem der führenden Journalisten Israels, gehörte zum Herausgeberstab des „Ma´ariv“, wurde Finanzdirektor der staatlichen Rundfunkbehörde, Mitglied des bekannten Diskussionsprogramms „Popolitika“ und schließlich auch Vorsitzender der Union des Kabelfernsehens. Von 1979 bis 1984 war er Generaldirektor des staatlichen israelischen Rundfunks. Vor allem in der Sendung „Popolitika“ profilierte er sich als Diskussionspartner, der seine Gegner mit spitzer Zunge und losem Mundwerk, aber intelligent und gewitzt in die Enge zu treiben verstand. 1998 wurde ihm der Sokolov-Preis verliehen.
1999 wurde er Mitbegründer und Vorsitzender der Schinui-Partei. Ziel dieser Partei war vor allem, gegen den Einfluss der Religiösen in der israelischen Gesellschaft – und da insbesondere der sephardisch-orthodoxen Schas-Partei – vorzugehen. Als Ariel Scharon 2003 zum Premierminister gewählt wurde, wurde Schinui mit 15 Abgeordneten die drittgrößte Partei im israelischen Parlament und Lapid Justizminister und stellvertretender Regierungschef. Doch, wie das in Israels dynamischer Politiklandschaft nicht selten ist, war mit den Wahlen 2006 die Zeit der Schinui in der Knesset auch schon wieder vorbei. Zuvor hatte sich Lapid mit seiner Partei aus Protest gegen Finanzspritzen für die Ultraorthodoxen im Dezember 2004 aus der Regierung zurückgezogen und war Oppositionsführer geworden.
Als Bundespräsident Horst Köhler im Februar 2005 auf Deutsch vor der Knesset sprach, erklärte Lapid, das deutsche Staatsoberhaupt im israelischen Parlament zu begrüßen sei der beste Beweis dafür, dass es den Nationalsozialisten nicht gelungen sei, das jüdische Volk zu besiegen. Premierminister Ehud Olmert bezeichnete Lapid nicht nur als einen seiner „engsten und besten Freunde“, sondern auch als Juden durch und durch, auch wenn „ihm nicht immer an Etikette gelegen“ habe.
Josef „Tommy“ Lapid hinterlässt seine Frau Schulamit, eine Tochter und einen Sohn, der ebenfalls Fernsehjournalist ist. Die älteste Tochter der Lapids, Michal, kam 1984 bei einem Autounfall ums Leben.