Suche
Close this search box.

„Es ist der traurigste Geburtstag der Welt“

Zu seinem ersten Geburtstag erinnert in Berlin eine Kunstausstellung an die jüngste Geisel der Hamas: Kfir Bibas. Der Rotschopf dürfe nicht aus dem Bewusstsein verschwinden, sagt ein Künstler: „Das können wir nicht zulassen.“
Von Sandro Serafin

Knapp 200 Menschen sind an diesem Donnerstag auf Einladung der „Combat Antisemitism Movement“ und anderer Organisationen in den Veranstaltungsraum nach Berlin-Friedrichshain gekommen. Unter ihnen sind viele Israelis; es wird Hebräisch gesprochen. Und aus den Lautsprechern tönt ein erdrückender, monotoner Ton.

Es ist „der traurigste Geburtstag der Welt“. So sagte es Eilon Keschet. Keschet ist ein Cousin von Jarden Bibas, dem Vater des kleinen Kfir – der jüngsten Geisel in den Händen der Hamas, des Rotschopfes, dessen Bilder um die Welt gingen.

Am Donnerstag war Kfirs erster Geburtstag. Oder er wäre es gewesen? Die Hamas behauptet, Kfir sei nicht mehr am Leben. Israel kann das nicht bestätigen. Die Anwesenden an diesem Abend jedenfalls hoffen, dass der Junge noch lebt. Und sie wollen etwas dazu beitragen, dass er nicht in Vergessenheit gerät – mithilfe von Kunst.

„Die Zeit läuft ab“

Mehr als 40 Kunstwerke sind an diesem Abend ausgestellt, viele mit direktem Bezug zu Kfir. „Die Zeit für Kfir läuft ab“, sagt Johan Reisang, ein norwegisch-israelischer Künstler. Das Moment der ablaufenden Zeit findet sich auch in der Ausstellung wieder: Ein Gemälde zeigt eine Sanduhr, in deren oberen Teil sich kaum mehr Sand befindet; unten krabbelt ein kleiner Rotschopf.

Ein mit Stoff genähtes Kunstwerk greift die Szene auf, die um die Welt ging: Die junge Mutter Schiri, die entführt wird und ihre beiden rothaarigen Kinder bei sich trägt. Die roten Haare laufen als Sand in den unteren Teil einer Sanduhr. „Wie die Zeit verstreicht, so verblassen die Erinnerungen“, mahnt Reisang: „Und der kleine Rotschopf wird aus unserem Bewusstsein verschwinden. Das können wir nicht zulassen.“

Der „untragbaren Realität“ Stimme verleihen

Seine Kunstpartnerin Ela Buria sagt, es gehe darum, der „untragbaren Realität“ des kleinen Kfir eine „visuelle Stimme“ zu verleihen. Ein Gemälde zeigt die Familie Bibas vor einem schwarzen Hintergrund. Im Vordergrund sind Strippen zu sehen wie in einem Gefängnis. Schiri ist mit völlig verängstigtem Gesichtsausdruck abgebildet – so wie sie auch auf den Bildern zu sehen war, die wir von der Entführung kennen.

Eres Gabai hebt ein anderes Stück hervor: Der Kurator zeigt auf einen Tisch, auf dem eine schwarz verkohlte Wanduhr aufgestellt ist. Gabai hat sie von einem Haus im Kibbutz Be’eri mitgebracht. Vor der Uhr liegen sechs Fotos, die von dem Sohn eines ermordeten Israelis gemacht worden seien. Die Uhr steht still – so wie das Leben der Israelis seit jenem Morgen des Schwarzen Schabbats.

Für einen bemerkenswerten Moment sorgt an diesem Abend noch Sascha Disselkamp. Er ist eine Größe in der Berliner Clubszene, einer der Gründer der Clubkommission. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Diskussionen um die unklare Haltung der Szene zum Hamas-Massaker gegeben.

Kritik am „Ja, aber…“

Disselkamp nimmt kein Blatt vor den Mund: „Als ich am 7. Oktober die ersten Bilder gesehen habe, dachte ich wirklich: das ist der tiefste Punkt der Menschheit – purer, sinnloser Hass. Und ein, zwei Nächte später feiern sie in meiner Hood, meinem multikulturellen Neukölln, verteilen Süßigkeiten auf der Straße und demonstrieren gegen die Opfer. Ich war wirklich tief geschockt.“

Er habe mit so vielen Menschen aus seiner Organisation gesprochen, fuhr Disselkamp fort. „Und so oft habe ich so etwas gehört wie: ‚Ja, aber…‘ Ich bin wirklich tief enttäuscht. Und ich möchte euch sagen: Ihr seid nicht alleine; wir müssen unsere Stimme erheben.“

Eilon Keschet, der Cousin von Jarden Bibas, hatte zuvor betont, die Bibas-Familie habe derzeit keine Stimme und sei daher auf andere angewiesen. An die Künstler gerichtet sagte er: „Euer Talent, eure Kunst, eure Anhänger sind jetzt wirklich wichtig, um einen Unterschied zu machen. Damit meine ich: um die Bibas-Familie aus der Hölle zurückzubringen, damit Kfir mehr als nur einen ersten und letzten Geburtstag hat.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

15 Antworten

  1. „Als ich am 7. Oktober die ersten Bilder gesehen habe, dachte ich wirklich: das ist der tiefste Punkt der Menschheit“

    Was für eine ungeheure Verharmlosung des Holocaust.

    9
      1. Nö der aktuelle Tiefpunkt ist die Bombarbierung von Zivilisten, die nicht fliehen können.

        2
        1. Welche Zivilisten? Fast jedes Haus hat einen Tunnelzugang. In fast jedem Haus finden sich Waffen, Raketen. Selbst in Kinderzimmern. Zivilisten? Ja, die, die sich gegen die Hamas entschieden haben und Kinder unter vier. Denn die Kinder über vier, hat man leider zu Kindersoldaten gedrillt, man hat ihnen eingebleut, dass es dass Größte ist, Juden zu töten oder zu entführen.

          Mia Shem hat beschrieben, wie sie bei „Zivilisten“ gefangen gehalten wurde. Haben vor ihren Augen Süßigkeiten gegessen, aber ihr nichts abgegeben. Man hat sie fast verhungern lassen, da ist so etwas noch zusätzliche Folter durch die „unschuldigen, kleinen Kinder“.

          Diese Kinder wären nicht so geworden, wenn sie nicht durch die Hamas, die Schule und Sommercamps manipuliert worden wären. Der Vater saß bei der Geisel und hat sie gewacht. Und kommen Sie nicht damit, der Arme musste es tun. Schande!

          Ohne dieses Massaker am 7.10. gäbe es den Krieg nicht. Beschweren Sie sich also bei der Hamas. Dem absoluten Tiefpunkt eines Menschen.

          6
        2. Die können fliehen. Auch die kleine Kinder durften in israelischen Equipment aus Gasa raus. Ein kleines Kind der nichtt einmal ein Jahr ist muss kein Geiselhaft bleiben. Und sie sprechen über was. Die Hamas ist an allen schuld. Wahre nicht 7 Oktober hatte nimand die bombardiert. Sollen die gasa Bewohner Hamas loswerden, Werden kämpfe aufhören. Geisel müssen freigelassen werden. Bis das nicht passiert werden kämpfe weiter gehen und dass ist richtig so.

          3
    1. @Klaus: Wäre die Hamas am 7. Oktober 2023 nicht gestoppt worden und hätte die Möglichkeit gehabt, bis ins Jahr 2029 so weiter morden zu können (wie damals die Nazionalsozialisten im 2.WK)….. hochgerechnet wären das dann viele Millionen bestialisch ermordete Menschen….

      7
    2. Der Holocaust war das schrecklichste, das bis damals passierte. Es war die systematische Ausrottung eines Volkes, weil sie Juden waren. Dabei war es egal, ob sie in D zuhause waren, ihren Lebensmittelpunkt hatten.
      Ja, man hat sie vergast, zu Tode gefoltert, man sie sie psychisch wie physisch fertig gemacht. Staatlich angeordnet. Und die dt. Bevölkerung schaute zu, lieferte Juden aus und stahlen ihr Eigentum.

      Was haben wir am 7.10 erlebt? Sie wurden abgeschlachtet, entführt weil sie Juden waren. Gerade diese Menschen in der Grenzregion standen für Frieden, für Aussöhnung. Die Täter, die es angeordnet haben war die Regierung des Gazastreifens. Also Hitler staatlich, Hamas staatlich.

      Als dritte Welle durften die Zivilisten auch mitmischen. Da hat die Hamas gut gelernt von Hitler. Geiseln wurden nicht nur von der Hamas gefangen gehalten, sie durften auch die „Gastfreundschaft“ der „Zivilisten“ genießen. Die sie beinahe verhungern ließen, sie psychisch folterten.

      Die Ausmaße sind anders, ja. 6 Mio im Holocaust, jetzt ca 1.200 Opfer. Aber das Motiv ist kein Haar anders.

      3
      1. Das mit Frieden ist leider meine Meinung nicht möglich. Nicht das die Israelis ein Frieden nicht wollten. Nur mit verlangen Palestina von Fluss bis zu Meer wird das nichts. Israel muss militärische Kontrolle behalten ob das Beiden, Guteres und Borel gefällt oder nicht.

        1
  2. Shalom,-Klaus@-Es war nicht wie der Holocaust.Es war viel schlimmer.Ich habe es gesehen mit meinen eigenen Augen.Nicht mal Tiere sind so brutal mit Ihren Artgenossen.Das waren keine Menschen sondern……..! Nach meinen Erlebnissen habe ich kein Bedauern mit den Leuten in Gaza.Egal wer, was, wieviel! 80% der Leute in Gaza unterstützen,helfen,oder beteiligen sich an der Hamas.Nur leider wissen oder glauben das viele nicht.Also muss ganz Gaza weg.Dann haben wir Israelis Ruhe. Shabbat Shalom Jerusalem

    13
    1. „Das waren keine Menschen sondern……..!“

      Ja was denn? Denken Sie Sie sind besser als die, wenn Sie so denken?

      2
      1. Wer Terroristen beweihräuchert stellt sich auf die Stufe der Bestien, die dieses Massaker angerichtet haben. Manche Zeitgenossen finden es toll und träumen die feuchten Träume der von der Hamas angedachte Endlösung mit. Schande!

        4
  3. Shalom,vielen Dank an die Redaktion für den Bericht in Berlin. Shabbat Shalom auch an Euch. Jerusalem

    3
  4. Ich habe mich gefragt, ob das die „Dämonen aus dem Abgrund“ sind. Sie mit Tieren zu vergleichen ist abwegig. Tiere tun sowas nicht. Und unsere Grünlinken tun sich hart damit, jetzt diese Kreaturen zu verurteilen, das merkt man ganz klar. Zähneknirschend müssen sie das tun, denn selbst die sie wählenden deutschen Masochisten lehnen das ab.

    4

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen