BERLIN / JERUSALEM (inn) – In Anwesenheit von Israels Staatspräsident Jizchak Herzog und Vertretern der deutschen Wirtschaft ist am Montag in Jerusalem ein neues Erinnerungszentrum eingeweiht worden. Der „Moshal Shoah Legacy Campus“ befindet sich auf dem Gelände der Gedenkstätte Yad Vashem. Weitere Teilnehmer der Zeremonie waren der Holocaust-Überlebende und Vorsitzende des Yad-Vashem-Rates, Rabbi Israel Meir Lau, der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dajan, sowie Freunde und Unterstützer aus aller Welt.
Herzstück des Campus ist das „Shapell Family Collections Center“. Dieses „Haus der Sammlungen“ beherbergt auf rund 6.000 Quadratmetern Yad Vashems wachsende Sammlung von über 227 Millionen Seiten an Archivdokumenten, mehr als eine halbe Million Fotografien und Zehntausende Zeugnisse von Überlebenden. Hinzu kommen Artefakte und Kunstwerke sowie etwa 2,8 Millionen Gedenkblätter.
Geschichte hinter Alltagsgegenstand erzählen
Die Objekte in der Sammlung von Yad Vashem kommen aus ganz Europa und Nordafrika. Sie reichen von persönlichen Dingen über Kunstwerke bis hin zu Alltagsgegenständen, die in den Lagern und in Verstecken verwendet wurden.
Eines der Ziele von Yad Vashem ist es, die Geschichte zu erzählen, die sich hinter jedem Objekt verbirgt. Jedes Objekt steht für eine Person, eine Familie oder eine Gemeinschaft, die vom Holocaust betroffen war. Die Geschichte dieser Objekte, deren Besitzer den Holocaust oft nicht überlebt haben, erzählt die Ausstellung ebenso wie den Weg der Gegenstände nach Yad Vashem.
An der Finanzierung des Campus hat sich auch der Freundeskreis von Yad Vashem beteiligt: Dessen fünf große deutsche Firmenmitglieder spendeten jeweils 1 Million Euro für das Projekt. Es handelt sich um Borussia Dortmund, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, Mercedes-Benz und Volkswagen Group.
Geschichten für zukünftige Generationen zugänglich halten
„Hier wird jedes einzelne Objekt mit größtem Respekt behandelt und findet ein dauerhaftes Zuhause, damit seine Geschichten – die Geschichten des Widerstands, der Angst und des ungebrochenen Geistes von Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften, die sich den Schrecken des Holocaust stellten – auch für zukünftige Generationen zugänglich bleiben“, sagte der Yad-Vashem-Vorsitzende Dajan.
Mit der Eröffnung unterstreiche Yad Vashem sein Engagement für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust. Die großzügigen Beiträge der vielen Spender trügen nicht nur zum Schutz der Artefakte bei. Sie unterstrichen ihre Bedeutung für die Vermittlung der Geschichte an künftige Generationen, fügte Dajan laut Mitteilung des Freundeskreises hinzu.
Deutschlands historische Verantwortung
Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, nahm dazu Stellung: Die Eröffnung nach fünf Jahren Planung und Bauzeit bewege ihn sehr. „Fast 80 Jahre nach dem Ende des Holocaust ist es eine wichtige Aufgabe, die Erinnerung an das Geschehene zu bewahren.“
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, sagte, solche Orte der Erinnerung seien gerade in einer Zeit, in der antisemitische Parolen wieder laut und folgenreich seien, besonders kostbar. Es bedürfe hervorragender Archive und Begegnungsorte, um auch in Zukunft „an die in Folge nationalsozialistischer und antisemitischer Hetze ermordeten und verfolgten Menschen“ erinnern zu können.
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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, betonte Deutschlands „historische Verantwortung, die aus den Verbrechen des Nationalsozialismus erwächst“. Er fügte an: „Wir alle müssen jeden Tag dafür eintreten, dass Antisemitismus, Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung keinen Platz in der Gesellschaft haben. Yad Vashem und der neue Campus sind dafür eine Mahnung.“
Der Vorsitzende des Vorstands von Mercedes-Benz, Ola Källenius, bezeichnete die Eröffnung als „wichtiges Bekenntnis, die Erinnerungskultur an den Holocaust aufrechtzuerhalten und zu fördern“. Denn Hass und Ausgrenzung gefährdeten die Grundlage der Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Für den Vorstand der Volkswagen Group sprach Gunnar Kilian: „Wir sind den Opfern des Holocaust verpflichtet, die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit wachzuhalten. Sie mahnt uns stets, für die Werte von Menschlichkeit, Toleranz und Gerechtigkeit einzutreten.“ (eh)
3 Antworten
Deutschlands historische Verantwortung. Österreich, Lettland (Viktors Arājs),
Frankreich, Italien, Spanien nicht.
Ich hätte mir das in der BRD gewünscht, Yad Vashem kan nichts ersetzen, es ist zu schön gestaltet!
Liebe Nicole, in Yad Vashem verweile ich meist zuerst in der Halle der Kinder. Man sieht sie an, hört ihre Namen. Dann laufe ich übers Gelände zum Waggon. Ich staunte beim Lesen des Artikels über bekannte Spender aus der BRD.
Gut finde ich, dass sie in dieser Zeit nach Israel kamen. Dankeschön.