Das „Fest der Ungesäuerten Brote“ oder „Fest des Auszugs aus Ägypten“ beginnt in diesem Jahr am Abend des Karfreitags. Im modernen Staat Israel wird das Pessach-Fest auch oft lediglich als Frühlingsfest bezeichnet. Doch das hebräische Verb „passach“ bedeutet „vorüberschreiten“ und erinnert an eine Geschichte, die im zwölften Kapitel des zweiten Buches Mose erzählt wird.
Nachdem der lebendige Gott Mose im Dornenbusch begegnet, sendet ihn dieser zurück nach Ägypten, um sein Volk, das Volk Israel, aus der Sklaverei zu führen. Weil der Pharao die Israeliten nicht ziehen lassen will, sendet Gott nach jeder Weigerung eine Plage. Bei der zehnten Plage straft Gott die Ägypter, indem er den männlichen Erstgeborenen einer jeden Familie tötet. Um verschont zu bleiben, schlachtet jede israelitische Familie ein Lamm, mit dessen Blut sie ihre Türen als Schutzzeichen bestreicht. Daher zieht der Todesengel in dieser Nacht an den Häusern der hebräischen Sklaven vorüber.
Noch in derselben Nacht lässt der Pharao, dessen Erstgeborener ebenfalls gestorben ist, das Volk Israel ziehen. Gemäß der göttlichen Angaben haben die Israeliten ungesäuertes Brot vorbereitet, das sie mit auf die Reise nehmen.
Am Eröffnungsabend des Pessach-Festes, am sogenannten Seder, wird bis heute die biblische Geschichte in jüdischen Familien erzählt. Eine aktuelle Umfrage des Israelischen Demokratie-Instituts zeigt, dass 96 Prozent der jüdisch-israelischen Bevölkerung planen, in diesem Jahr die Seder-Nacht zu feiern. Das gilt für religiöse und säkulare Juden gleichermaßen. Die Traditionen unterscheiden sich zwar, doch die Liturgie (Seder) ist im Aufbau die gleiche.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich verschiedene Traditionen durchgesetzt. So gibt es etwa für Erstgeborene eine eigene Regel, Ta’anit Bechorot, das Fasten der Erstgeborenen. In Erinnerung an die zehnte Plage fasten Erstgeborene einen Tag vor dem Seder.
Reduzierung auf das Notwendige
Beim Pessach-Fest geht es um die Erinnerung. Um die Befreiung und um das Reduzieren auf das Notwendige. Eine Woche lang werden nur Matzen, die ungesäuerten „Brote“, verkauft und viele Israelis nutzen die Zeit vor Pessach, um ihre Wohnungen aufzuräumen. So gibt es im Vorfeld Kleidertauschparties. Auf den Straßen in den Innenstädten finden sich Kleidung oder Geschirr, das der bisherige Besitzer nicht mehr gebraucht, aber worüber sich jemand anderes vielleicht freut.
Das „Gesäuerte“ soll verbannt werden und so gibt es in religiösen Haushalten eigens für diese Woche ein Extra-Set von Geschirr und Besteck. Der Rest wird abgedeckt, die Schränke bleiben für eine Woche geschlossen, daraus hat sich der Ausdruck „unsichtbar und unfindbar“ abgeleitet. Hintergrund sind die Verse 2. Mose 12,19 „sodass man sieben Tage lang keinen Sauerteig finde in euren Häusern“ sowie 13,7: „Du sollst sieben Tage ungesäuertes Brot essen, dass bei dir weder gesäuertes Brot noch Sauerteig gesehen werde an allen deinen Orten.“
Innere Säuberung
Dass es im Kern um das innere „Gesäuerte“ geht, also alles, was an schlechten Gedanken und Gewohnheiten im Menschen ruht, erklärt die messianische Jüdin Jael. „Wir beten darum, dass Gott das von uns nimmt, weil wir ja wissen, dass Jesus für diesen ganzen Dreck für uns gestorben ist.“
Sie selber hält sich an die strengen koscheren Speisevorschriften. Schon einige Tage vor Pessach hat sie die ganze Wohnung gesäubert und nach Brotkrümeln durchsucht „Mit kleinen Kindern ist das eine besondere Herausforderung.“ Die Küche kommt als letztes dran.
Freiheit für die eigene Agenda
Jüdische Organisationen verschicken Grußkarten mit der englischen Aufschrift „Fröhliche Frühlingsfeste!“, der arabischen Aufschrift „Einen ehrwürdigen Ramadan“ und dem hebräischen „Gesundheit, Frieden und ein frohes Fest“.
Andere verbinden den Anlass zum Fest damit, auf ihre eigene Agenda hinzuweisen: So zeigt Peace Now in seiner Grußkarte einen Ägypter, der einen hebräischen Sklaven schikaniert und schreibt darüber: „Niemand ist frei, bis alle frei sind“.
Die Organisation B’Tselem zitiert das bekannte Pessach-Lied „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?“. Wo im Original die ungewöhnlichen Ereignisse der biblischen Geschichte nacherzählt werden, führt B’Tselem die nächtlichen Durchsuchungsaktionen der Armee in arabischen Ortschaften und palästinensischen Flüchtlingslagern an – freilich ohne die Attacken der vergangenen Wochen zu erwähnen, die zu den Untersuchungen führten.
Ukrainer zu Gast im Präsidentenpalast
Aus Potsdam meldet sich die Rabbinerausbildungsstätte Zacharias Frankel College mit einem abstrahierten Mose, der durch das Schilfmeer zieht. Er hält seinen Stab hoch, dieser ist in den Farben der ukrainischen Flagge gelb und blau dargestellt. Darunter steht in Hebräisch ein Vers aus Psalm 118: „In der Angst rief ich den HERRn an“ – mit einem Wunsch nach einer friedlicheren Welt im kommenden Jahr, angelehnt an den alten jüdischen Pessach-Gruß: „Im nächsten Jahr in Jerusalem“.
So wenig Juden auf Mission ausgerichtet sind, so großzügig ist ihre Gastfreundschaft. Und so ist es Tradition, zum Sederabend Gäste zu bewirten, auch wenn die eigene Familie schon recht groß ist. Und selbst der Präsident, Jitzchak Herzog, empfängt zum Sederabend Gäste in seiner Residenz – in diesem Jahr Soldaten ohne Angehörige in Israel und Flüchtlinge aus der Ukraine. (mh)
Eine Antwort
Jahwe ist so wunderbar, herrlich und heilig!
Was für ein Hinweis auf den Sohn Gottes, auf das Lamm Gottes, der die Sünden aller Menschen (Juden und Heiden) getragen hat, damit alle die daran glauben gerettet werden.
Lieber Gruß Martin