"Lassen Sie mich Ihnen das klar sagen: Ich sehe die Hamas nicht als Terror-Organisation an. Die Hamas ist eine politische Partei", sagte Erdogan laut einem Bericht der Tageszeitung "Ha´aretz". Die Hamas kein Hindernis für Frieden. "Es ist eine Widerstandsbewegung, die versucht, ihr Land unter Besatzung zu beschützen."
Die Welt solle "Terror-Organisationen nicht mit einer solchen Organisation durcheinanderbringen, und sie hat sich an Wahlen beteiligt", fügte der türkische Regierungschef hinzu. Die Hamas "hat die Wahlen gewonnen, sie hat Minister gestellt". Etwa 35 Minister und Abgeordnete seien in israelischen Gefängnissen inhaftiert. "Wo ist Terror? Sie hat sich an Wahlen beteiligt, und nach den Wahlen wurde so auf sie reagiert, ich meine, sie als Terroristen zu bezeichnen, würde den Willen des palästinensischen Volkes geringschätzen."
Zum palästinensischen Versöhnungsabkommen sagte Erdogan: "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was passiert ist." Er habe seit Jahren darauf gehofft. "Wenn Frieden nach Palästina kommt, wenn Frieden in den Nahen Osten kommt, wird dies mit dem internen Frieden in Palästina beginnen." Und weiter: "Wir sind ein Land, das die Eigenstaatlichkeit von Israel und Palästina akzeptiert hat." Er empfehle jedem, es der Türkei gleichzutun.
Der türkische Premier nahm auch Bezug auf die Beziehungen seines Landes zu Israel, die seit der israelischen Razzia auf dem Schiff "Mavi Marmara" vor fast einem Jahr angespannt sind. Um dies zu ändern, seien drei Dinge erforderlich: "Entschuldigung, Entschädigung und Aufhebung des Embargos gegen Gaza."
Das einstündige Interview wurde zu nächtlicher Stunde vom Sender PBS ausgestrahlt. Moderator war Charlie Rose.