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Erdbebengefahr in Israel

Die Israelis rechnen jederzeit mit einem großen Erdbeben. Die Armee übt regelmäßig den Ernstfall. Medien zeigen, wie sich Betroffene verhalten sollen. Geologen wissen: Erdbeben haben in der Region Geschichte.
Ein Provisorium: Die hölzerne Mughrabi-Brücke wurde nach einem Erdbeben errichtet

„In Israel stellt sich nicht die Frage, ob es ein Erdbeben geben wird, sondern wann.“ Das erklärte ein Geologe im israelischen Rundfunk. Was jetzt in Italien passiert ist, kann sich jeden Augenblick auch in Israel ereignen, doch mit weit schlimmeren Folgen. „Durchschnittlich“ ereignet sich alle 50 Jahre ein großes Erdbeben mit verheerenden Folgen.

Das war schon in biblischen Zeiten so. Seitdem sind immer wieder Erschütterungen registriert worden und in den Geschichtsbüchern dokumentiert. Das letzte schwere Beben hat es 1927 gegeben, als die Stadt Safed in Galiläa fast ausradiert worden ist und es auch in Jerusalem schwere Schäden an Gebäuden gegeben hat, darunter an der Al-Aksa-Moschee.

Während sich in Italien zwei Erdplatten übereinander stülpen, reiben sich im sogenannten syro-afrikanischen Graben die europäische und die asiatische Platte. Der Bruch an den Platten ist in der Jordansenke zu erkennen, wo an der Stelle des Toten Meeres die Erdoberfläche 400 Meter unter den Meeresspiegel abgesunken ist. Dieser Graben zieht sich rund um den Erdball. Wenn sich zwischen beiden Platten Spannungen aufbauen, entladen sich diese mit Gewalt.

Blick in die Vergangenheit

Das Geologische Institut Israels kann die ständigen Bewegungen an den abwechselnden Erd- und Salzschichten am Toten Meer ablesen. Das ermöglicht der ständige Wechsel von Salzwasser und winterlichen Regenströmen, die mit brauner Erde angereichert sind. Wie bei den Ringen eines Baumes lässt sich so genau bestimmen, wann die Beben stattgefunden haben.

Auf diese Weise haben die Geologen auf Anfrage bestätigt, dass es um die Zeit der Kreuzigung Jesu, ungefähr im Jahr 33 nach Christus, ein „relativ starkes“ Beben gegeben habe, das auch in Jerusalem zu spüren war. Dass dabei der Robinson-Bogen nahe der Klagemauer eingestürzt ist, will niemand bestätigen. Im Neuen Testament wird jedoch von einem Erdbeben berichtet, als Jesus am Kreuz starb, bei dem die „Toten aus den Gräbern“ sprangen.

Das kann natürlich auch ein realitätsnahes literarisches Motiv sein. Doch damals ist auch ein spitzer Endstein von der Brücke zum Tempelberg in die Tiefe gestürzt. Er hat die herodianische Straße durchgeschlagen und ist im Felsen über dem Abwasserkanal stecken geblieben. Dort steckt er bis heute. Archäologen behaupten, dass die Brücke möglicherweise wegen „schlampiger Bauarbeiter“ eingestürzt sei. Ob da Naturgewalten „nachgeholfen“ haben, kann niemand mit Sicherheit sagen.

Gegenwärtige Gefahr

Erdbeben werden im afro-syrischen Graben ständig registriert. Manchmal rüttelt es im Roten Meer und erschüttert die Küstengebiete im Sinai. Doch manche Beben sind auch in Jerusalem deutlich zu spüren. Das war etwa 2004 der Fall, als bei einer Kombination von Schneewetter und einem leichten Erdbeben die „Brücke“ zum Mughrabi-Eingang des Tempelberges in sich zusammengestürzt ist. Darunter standen ehemalige Wohnhäuser aus den letzten 3.000 Jahren. Deshalb musste man eine provisorische Holzbrücke auf Stahlstelzen neben der Klagemauer errichten, damit Touristen weiterhin den Tempelberg betreten können.

Wenn es das letzte große Beben 1927 gegeben hat und 50 Jahre der „Durchschnitt“ sind, so muss man in Israel jeden Augenblick mit einer großen, zerstörerischen Erschütterung rechnen. Seit 1982, nachdem mit einer Autobombe ein israelisches Armee-Hauptquartier in Tyros im Südlibanon gesprengt worden war, übt die „Heimatfront-Einheit“ der Armee die Rettung von Verschütteten. Sie hat dazu Hunde ausgebildet und viele Patente entwickelt. Geübt wird längst nicht mehr nur wegen kriegerischer Ereignisse, sondern vor allem wegen der erheblichen Erdbebengefahr.

Gesetze zum Schutz

Deshalb gibt es auch ständig Kampagnen in den Medien zum richtigen Verhalten während eines Bebens. Am Sichersten ist es natürlich, sich ins Freie zu begeben. Aber wer das nicht schafft, sollte unter einem Tisch, Türrahmen oder im Luftschutzkeller umgehend Zuflucht suchen.

Seit 1975 gibt es in Israel ein Gesetz, das Bauherren vorschreibt, neue Gebäude möglichst erdbebensicher zu machen. Untersuchungen ergaben, dass alle „modernen“ Wohnhäuser, die bis 1980 in Israel errichtet worden waren, akut einsturzgefährdet seien.

Das gilt vor allem für Sozialwohnungen, die nach der Masseneinwanderung von vertriebenen Juden aus der arabischen Welt in den frühen 1950er Jahren errichtet worden sind. Sie stehen meist auf dünnen Betonstelzen, die wie Streichhölzer zusammenbrechen könnten. Seitdem gibt es fixe Regeln, wie Häuser stabiler gebaut werden sollten. Besitzer der alten Häuser können ohne großen bürokratischen Aufwand die alten Wohnhäuser konsolidieren. (uws)

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