JERUSALEM (inn) – Ein DNA-Test für Israelis aus der ehemaligen Sowjetunion sorgt für Furore. Am Mittwoch hat Oberrabbiner David Lau zugegeben, dass diese vereinzelt eingesetzt wurden, um die jüdische Abstammung von Bürgern festzulegen. Konkret ging es um Anfragen für jüdische Hochzeiten oder andere religiöse Belange. In Israel ist eine zivile Heirat nicht möglich.
Kritik kam nach der Bekanntmachung vom Vorsitzenden der Partei „Israel Beiteinu“, dem ehemaligen Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Er warf Oberrabbiner Lau gemäß der Tageszeitung „Jerusalem Post“ vor, eine institutionelle Diskriminierung einzuräumen. Betroffene hätten kaum eine Möglichkeit, dem DNA-Test zu entgehen, wenn sie vom Rabbinat als jüdisch anerkennt werden und im jüdischen Staat heiraten können wollten. Lieberman stammt selbst aus der ehemaligen UdSSR.
Eine israelisch-russische Facebookgruppe wehrt sich gegen die Tests. Sie nennt sich „Zeichen dafür, dass du russisch bist“. Für Samstagabend plant sie eine Protestaktion auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. „Wir weigern uns, Bürger zweiter Klasse in unserem Heimatland zu sein“, heißt es auf der Facebookseite. „Heute, nach 30 Jahren, haben wir auch eine Stimme, wir haben auch Macht und wir weigern uns, weiter untätig an der Seite zu sitzen.“
Problem der Halacha
In Israel leben mehr als 400.000 israelische Staatsbürger aus der ehemaligen Sowjetunion, die nach dem jüdischen Gesetz, der Halacha, keine Juden sind. Außerdem wird der jüdische Status der 700.000 Juden aus der früheren UdSSR regelmäßig in Frage gestellt, wenn es um religiöse Dienste geht. In der Sowjetunion wurde die jüdische Abstammung nach dem Vater definiert. Laut Halacha ist jedoch Jude, wer eine jüdische Mutter hat.
Von: eh