ABU DHABI (inn) – Die Vereinigten Arabischen Emirate können mit Israel in vielen Bereichen zusammenarbeiten, auch wenn politische Differenzen bestehen. Das sagte der Staatsminister im Außenministerium des Golfstaates, Anwar Gargasch, am Dienstag. Er äußerte sich im Rahmen der Jahreskonferenz der Organisation American Jewish Committee (AJC), die in dieser Woche wegen der Corona-Krise virtuell stattfindet.
Gargasch betonte, diese Haltung zu Israel sei bereits Realität. Als Beispiel nannte er die Corona-Krise: „Wenn ich in der Lage bin, durch die Vereinten Nationen mit Israel zusammenzuarbeiten, und das sehr zerbrechliche palästinensische Gesundheitssystem zu unterstützen: Warum nicht?“
Der Politiker spielte damit auf zwei Hilfslieferungen der Emirate an, die im Rahmen des UN-Welternährungsprogramms per Flugzeug nach Israel gebracht wurden. Eine erste Maschine – noch ohne Hinweis auf die Herkunft – landete am 19. Mai auf dem Ben-Gurion-Flughafen. Eine zweite Maschine kam am 9. Juni an und trug das Logo der nationalen Fluggesellschaft Etihad sowie die Flagge der Emirate. Die Palästinenser weigerten sich jedoch, die Lieferungen anzunehmen.
Unsinnige Kluft
Zu den politischen Differenzen zählte Gargasch die geplante Annexion von Teilen des Westjordanlandes. Die VAE plädierten grundsätzlich für eine Zwei-Staaten-Lösung. Doch dieses Thema gehöre nur dem politischen Bereich an und sollte sich nicht auf die anderen auswirken: „Die letzten 60 oder 70 Jahre haben gezeigt, dass ein voller Abbruch der Beziehungen zwischen Israel und der arabischen Welt die Feindseligkeiten verstärkt und eine große und tiefe Kluft geschaffen hat, die leichter zu überwinden gewesen wäre. (…) Es hat nicht zu dem geführt, was wir wollen in Fragen der regionalen Stabilität.“
Die Äußerung gehört zu einer Reihe von Aussagen, die eine Annäherung arabischer Staaten an Israel andeuten. So plädierte der stellvertretende Polizeichef von Dubai, Dahi Chalfan Tamim, Anfang Juni für eine Anerkennung Israels. Zuletzt hatte allerdings der Botschafter der Emirate in den USA, Jusef al-Otaiba, betont, dass eine Annexion und eine Normalisierung der Beziehungen nicht vereinbar seien. Ein entsprechender Beitrag war am Freitag auf Hebräisch in der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“ erschienen. Dabei vertrat er, anders als Garbasch, die Auffassung, dass so ein Schritt auch Folgen für andere Bereiche wie Wirtschaft und Kultur hätte.
Von: df