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Elie Wiesels und Simon Wiesenthals Eltern getauft

SALT LAKE CITY (inn) - Von den Nazis als Juden in den Tod geschickt und posthum zu Christen getauft: Amerikanische Mormonen unterhalten nicht nur große Datenbanken mit Stammbäumen, sondern nutzten die gesammelten Informationen dazu, auch die Seelen von toten Juden zu retten.

Der bekannte Auschwitz-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hatte von einer ehemaligen Forscherin der Mormonen, Helen Radkey, erfahren, dass auch sein Vater und seine Großmutter mütterlicherseits in die Mormonen-Datenbank eingefügt worden seien. Die Mormonen wussten offenbar nicht, dass Wiesel noch am Leben ist.

Das sei "skandalös" erklärte Wiesel, und forderte den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney auf, mit den "Leuten seiner Kirche" zu reden, um diesen Vorgang zu unterbinden.

Ein Sprecher der Mormonenkirche sagte, dass Wiesels Verwandte nur in die Datenbank aufgenommen, nicht aber zur Taufe freigegeben worden seien. Die Aufnahme des noch lebenden Elie Wiesel sei ein "Fehler" gewesen. Sie seien inzwischen aus der Datenbank wieder entfernt worden.

Zuvor hatte sich ein Sprecher der Mormonen, Scott Trotter, dafür entschuldigt, die Eltern des österreichischen Nazijägers Simon Wiesenthal, beide im Holocaust umgekommen, posthum zu Christen gemacht zu haben. Seine Kirche bedauere "ernsthaft die Taten eines einzelnen Mitglieds, die zur unpassenden Eingabe dieser Namen geführt haben und eindeutig gegen die Politik unserer Kirche verstoßen". Jener Person sei der Zugang zu den Genealogie-Datenbanken "auf ewig" gesperrt worden.

Bei dem Brauch, Menschen für eine posthume Taufe bereitzustellen, bietet ein Lebender dem Toten "Hilfe" an, um Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu werden. Mormonen halten das gemäß einem Bericht der israelischen Zeitung "Ha´aretz" für eine "moralische Pflicht".

Elie Wiesel habe schon 2010 ein Abkommen mit den Mormonen durchgesetzt, wonach Holocaust-Opfer von jenen nachträglichen Taufen ausgeschlossen würden.

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