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Eine zweite Chance für Jugendliche

In diesen Wochen feiert Meir Schfejah sein hundertjähriges Bestehen. Das israelische Jugenddorf bietet schutzbedürftigen Kindern die Geborgenheit, die sie nicht in ihren Familien erfahren – und ermöglicht ihnen zudem eine gute Schulbildung.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

Die Anfänge von Meir Schfejah, idyllisch gelegen im Karmelgebirge unweit von Sichron Ja‘akov, reichen mehr als 100 Jahre zurück. Erworben in den späten 1880er Jahren von Baron Edmund de Rothschild von den Bewohnern des arabischen Dorf Schfeja, war es zunächst eine von Rothschilds landwirtschaftlichen Siedlungen in Palästina, das zu jener Zeit unter osmanischer Herrschaft war.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Niedergang der Osmanischen Reiches, gefolgt vom Britischen Mandat über Palästina, wurde auf dem Gelände ein Waisenhaus betrieben. 1923 schenkte Baron Rothschild das Areal Henrietta Szold, amerikanische Zionistin und Gründerin der Hadassah-Organisation, des Hadassah-Krankenhauses und – dank der großzügigen Schenkung – Initiatorin des Dorfes für Jugend-Alija Meir Schfejah.

Szold war auch eine treibende Kraft bei der Durchführung der sogenannten „Alijat Ha-Noar“, der „Jugend-Alija“, dank derer Tausende von jüdischen Kindern vor den Nazis im kriegsgeschüttelten Europa gerettet und nach Palästina evakuiert werden konnten.

Das Jugenddorf Meir Schfejah ist seit seiner Gründung eine landwirtschaftliche Internatsschule mit Bioanbau. Neben Obstgärten, einer Molkerei und einer Hühnerfarm betreibt es einen Weinberg einschließlich einer Weinkellerei. Von 1923 bis 1958 finanzierte „Junior Hadassah“, gegründet in den USA von alleinstehenden jüdischen Frauen, Meir Schfejah und entsandte zudem Freiwillige, um sich im Jugenddorf zu engagieren.

Inklusive Schülerschaft

Die Schülerinnen und Schüler sind im Alter von 13 bis 18 Jahren und kommen meist aus prekären sozioökonomischen Verhältnissen. Gut ein Drittel der Kinder in Israel lebt in Armut und fast eine halbe Million leiden unter Hochrisikosituationen wie Missbrauch, Lernschwierigkeiten und Grundbedürfnissen, die in ihren Familien nicht erfüllt werden. Die Auswahl der Kinder für eine Aufnahme in Meir Schfejah trifft die israelische Abteilung für soziale Dienste.

Meir Schfejah ist – treu der Vision und Überzeugung von Henrietta Szold und ihrer Hadassah-Organisation – inklusiv. Die Schülerschaft ist eine Mischung aus gebürtigen Israelis, Neueinwanderern, Drusen, Muslimen und Beduinen sowie afrikanischen Flüchtlingen aus Eritrea, dem Sudan und der Elfenbeinküste. Seit dem Überfall Russlands im Februar 2022 auf die Ukraine, auch schutzsuchende ukrainische Flüchtlingskinder.

Musizieren spielt eine bedeutende Rolle im Jugenddorf. Die Kinder werden ermutigt, ein Instrument zu erlernen. Das Meir Schfejah-Mandolinenorchester ist über Israels Grenzen hinaus bekannt und geschätzt.

Auszeichnung sorgt für Schlagzeilen

Im Jahr 2009 wurde Schuldirektor Eli Bezalel von „Reschet Mofet“, für hervorragende Leistungen im Bildungswesen als „Herausragender Schulleiter des Jahres“ ausgezeichnet. Mofet (das Akronym für Mathematik, Physik und Kultur auf Hebräisch) ist eine gemeinnützige öffentliche Einrichtung, die persönliche Spitzenleistungen im Mathematikstudium fördert; Physik, Computer, Englisch und Sozialwissenschaften.

Die Auszeichnung machte Schlagzeilen und Eltern aus dem nahe gelegenen Sichron Ja’akov und Binjamina zogen vor Gericht, um sich das Recht zur Aufnahme ihrer Kinder im Meir-Schfejah-Schulprogramm zu erstreiten. Diese Kinder aus der Mittelschicht bilden heute den Kern der „externen Schüler“, die jeden Tag mit dem Bus in das Dorf kommen.

MeirSchfejah folgt dem nationalen Lehrplan. Auffällig ist, dass – im Landesvergleich – überdurchschnittlich viele Jugendlichedas Te’udat Bagrut bestehen, das offizielle israelische Immatrikulationszeugnis für den Schulabschluss. Es wird an Studierende verliehen, die die erforderlichen Prüfungen mit einer Mindestpunktzahl von 56 Prozent in jeder Prüfung bestehen.

Bat-Mitzva-Feiern mit Chagall-Fenstern

Henrietta Szold gründete 1912 in den USA die Hadassah-Organisation, auch, um einen Fokus auf die Förderung von Mädchen und Frauen zu setzen. So geschieht es auch im Jugenddorf Meir Schfejah, wo besonders Mädchen in ihrer Entwicklung gefördert werden. Sie feiert jährlich im Hadassah-Krankenhaus im Jerusalemer Stadtteil Ein Kerem in der Abbell Synagoge, umgeben von den einzigartigen zwölf Marc-Chagall-Glasfenstern, Bat-Mitzva-Feiern für Mädchen aus dem Jugenddorf.

Foto: Gundula Madeleine Tegtmeyer
Mädchen aus dem Jugenddorf feiern ihre Bat Mitzva in Ein Kerem

Das Freiwilligenprogramm ist das Flaggschiff von Meir Schfejah. Es soll die Jugendlichen trotz ihres schwierigen Startes ins Leben ermutigen, sich für eine bessere und gerechtere israelische Gesellschaft zu engagieren.

Meir Schfejah steht bis heute unter der Schirmherrschaft von Hadassah. Viele ehemalige Schützlinge bleiben dem Dorf und seinen Menschen ein Leben lang verbunden, dem Ort im Karmelgebirge, der sie stark für das Leben gemacht hat.

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