Manchmal hilft nur Abstand, um eine Sache besser verstehen zu können. Und manchmal muss man sogar in die Luft gehen, um Zusammenhänge einordnen zu können. So ergeht es auch dem Betrachter des Buches „Israel von oben“.
Duby Tal diente als Hubschrauberpilot in der israelischen Luftwaffe, danach studierte er Geologie und Fotografie. Nach seinem Studium der Geophysik in Kalifornien wurde er Luftbildfotograf. Im Buch werden seine Fotos gemeinsam mit Texten zweier Fachleute präsentiert, die sie geschichtlich richtig einordnen. Der Archäologe Shimon Gibson, Professor an der University of North Carolina in Charlotte, USA, sowie der israelische Pilot Moni Haramati haben den Fotos von Duby Tal erklärende Texte an die Seite gestellt. Entstanden ist ein Buch, das nicht nur informativ, sondern auch von künstlerischer Schönheit ist.
Luftaufnahmen machten manche Entdeckungen erst möglich
Dass es in der Archäologie nicht immer um die Arbeit mit Spaten und Pinsel auf der Erde geht, sondern auch um den großen Überblick aus der Luft, beweist gleich zu Beginn des Buches Tell Rekesch: Ein antiker Siedlungshügel (Tell) im südlichen Teil Galiläas. Hier gibt es mehrere Schichten bislang unerforschter Überreste antiker Siedlungen sowie Oberflächenfunde aus der Bronze- und Eisenzeit.
Nicht umsonst hat sich aus der „Luftbildarchäologie“ ein fast eigenständiger Bereich gebildet. Viele archäologisch wertvolle Fundstätten wurden erst durch einen Blick aus der Luft überhaupt erschlossen. „Vertikale Aufnahmen aus Leichtflugzeugen oder Heißluftballons sowie Schrägaufnahmen aus Hubschraubern ermöglichen uns ein zusammenhängendes und vollständiges Bild der archäologischen Stätten“, erklärt Professor Gibson in der Einleitung.
Manche Funde sind sogar ausschließlich aus der Luft erst richtig zu erkennen. Wie etwa die sechs Leoparden, die eine Antilope angreifen, auf dem Wüstenboden im Uvdatal westlich der Arava-Senke. Es handelt sich um „Geoglyphen“, Figuren aus kleinen, in den Wüstensand gesetzten Steinen. Vermutlich stammen die Leoparden aus dem 6. Jahrtausend vor Christus.
Ebenso ergeben die konzentrischen Steinkreise von Ruim el-Hiri erst aus der Luft betrachtet richtig Sinn. So auch Siedlungshügel wie Beit Schean. Laut Altem Testament lebten hier Philister, hier soll der enthauptete Körper des besiegten Königs Saul an der Stadtmauer zur Schau gestellt worden sein, erklärt der beistehende Text.
Herodes-Mausoleum und Massada – wie für Luftaufnahmen gemacht
Natürlich lohnt ein (Luft-)Blick auf die lieblich wirkende Ebene von Meggido, schon allein weil sie biblisch eine Rolle spielt. „Es ist kaum vorstellbar, dass hier der Ort Harmagedon (Offenbarung 16,16) sein soll, wo sich eines Tages die Herrscher der Welt zur letzten Schlacht zwischen den Kräften des Bösen und dem Wort Gottes versammeln werden“, stellen die Autoren fest.
Ebenso spannend ist es, einmal das Herodium, die Palast- und Festungsanlage im Südosten Jerusalems, aus der Luft zu sehen. Sie wurde als Denkmal zur Erinnerung an die Entscheidungsschlacht zwischen Herodes dem Großen und den Hasmonäern im Jahr 40 vor Christus erbaut, hier befindet sich das Mausoleum des Herodes.
Selbsterklärend, dass auch der Anblick der Festung Massada am Toten Meer aus der Luft besonders spektakulär ist. Aus der Zeit des Neuen Testamentes präsentieren die Autoren im Kapitel „Die letzten Tage Jesu in Jerusalem“ die Stationen, auf denen Jesus und seine Jünger gewandelt sind; Der Ölberg und der Garten Gethsemane gehören selbstverständlich dazu, aber auch Orte wie Emmaus.
Kaum moderne Gebäude
Der Blick vom alten Hafen von Jaffa über den Strand bis zum modernen Tel Aviv – ein Highlight einer jeden Foto-Safari durch Israel – bietet sich perfekt an für die Vogelperspektive. Moderne Gebäude sucht der Leser im Bildband so gut wie vergeblich. Im Zentrum steht die vielfältige Geschichte dieses Landes, das von so vielen Völkern und Herrschern gestaltet wurde.
Die Autoren beschreiben erfreulicherweise in den Texten nicht nur, was auf den Aufnahmen zu sehen ist, sondern auch, welche bedeutenden archäologischen Entdeckungen hier gemacht wurden. So etwa beim Blick auf das Nachal-Amud-Tal: Der Betrachter sieht den See Genezareth, aber auch die prähistorischen Höhlen im Karmel-Gebirge. Hier wurde das älteste menschliches Fossil in der Levante gefunden, aber auch Gegenstände aus der Mittel- und Jungsteinzeit wie Schneidewerkzeuge, Speerspitzen und Schmuck.
Nach Epochen eingeteilt
Das Buch gliedert sich in sechs Teile, die sich chronologisch an der Geschichte des Landes Israel und seiner Bewohner orientieren. Von den prähistorischen Höhlen in Galiläa und dem Karmel-Gebirge (Teil 1) über die Stätten der frühen Israeliten und der Philister (Teil 2), dem Einfluss der Griechen und Römer (Teil 3), den Stätten von Judentum und Christentum (Teil 4) bis hin zu den Kapiteln „Der Islam und die Kreuzfahrer“ (Teil 5) und „Hin zur Neuzeit“ (Teil 6) mit dem Schwerpunkt Osmanisches Reich.
Gerade in jener Zeit entstanden die heute so bekannten Bauwerke wie die Jerusalemer Altstadtmauer, Moscheen, und natürlich Akko, eine der wichtigsten Hafenstädte an der Ostküste des Mittelmeeres. Das Akko der Kreuzfahrer wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erneut aufgebaut, erklären die Autoren. Zu sehen sind aus der Luft besonders gut die Festungsanlagen und die Moscheen vor einem tiefblauen Mittelmeer. Auch das Aquädukt bei Akko bietet sich besonders gut für einen Überblick aus der Luft an. Die 1815 von Suleiman Pascha erbaute Wasserleitung wurde von Napoleon Bonaparte streckenweise zerstört.
Das Buch ist besonders für Archäologie-Fans ein Leckerbissen. An manchen Stellen und bei den vielen Ruinen ist ein bisschen Fantasie gefragt, vielleicht wäre die eine oder andere Illustration von Nutzen gewesen, die zeigt, wie die Gebäude einmal ausgesehen haben könnten. Das Buch ist in jedem Fall eine schöne Idee, im wahrsten Sinne des Wortes, auf spannende Art und Weise wird hier die komplexe Geschichte des Heiligen Landes verständlich gemacht. Von oben betrachtet ist eben manches einfacher zu verstehen.
5 Antworten
Sehr gut zu erkennen werden auch die Ruinen der über 500 zerstörten palästinensischen Dörfer sein, deren Bewohner 1948 vertrieben, die Häuser gesprengt und dann zum Teil der Natur überlassen oder bepflanzt und als „Park“ dem Vergessen preisgegeben wurden. Sie sind aber nicht vergessen.
Na dann, kaufen Sie sich das Buch.
Die Nadel hängt .
Shalom christin,Sie haben meine Gedanken gelesen.Wollte das gleiche sagen.Dann kann Luley seine nächsten Ferien in Israel planen und dazu noch die Geschichte über Juden und ISRAEL lernen!!! Shabbes Shalom aus ISRAEL-Samaria/Judäa Jerusalem
Hallo Jersusalem, ein herzliches Shabbat Shalom an Sie zurück.
Ich fürchte er wird das Buch nicht kaufen und nach Israel geht er ohnehin nicht. Man müsste vielleicht seine Meinung ändern müssen. Und das ist ja ein absolutes NO GO für ihn.