Eine entsprechende Anordnung hatte Innenminister Gideon Sa‘ar am Dienstag unterzeichnet – als eine seiner letzten Amtshandlungen. Am Mittwoch gab er seinen Rücktritt bekannt.
Von der Entscheidung sind fast 200 christliche Familien betroffen. Sie können nun wählen, ob sie sich als Araber oder als Aramäer registrieren lassen möchten.
In den vergangenen Jahren hatten immer wieder zahlreiche Christen beim Innenministerium eine Registrierung als „Aramäer“ beantragt. Drei Expertengutachten kamen schließlich zu dem Schluss, dass die Aramäer die Bedingungen für eine offizielle Anerkennung als Nationalität erfüllten: Sie haben eine gemeinsame Kultur, Religion und Sprache, ein historisches Erbe sowie eine gemeinsame Herkunft.
Die Christlich-Aramäische Vereinigung sprach von einer „gerechten und rechtzeitigen Entscheidung“, die etwas richtig stelle, was lange falsch lief. Sie kündigte an, Israel werde davon einen großen Nutzen haben.
Laut dem israelischen Nachrichtensender „i24News“ leben in Israel etwa 120.000 arabische Christen. Sie machen rund 9 Prozent der arabischen Bevölkerung aus, die sich auf 1,5 Millionen beläuft. Viele dieser Christen sähen sich als Aramäer und nicht als Araber.
Muslime kritisieren
Knessetmitglied Jariv Levin kündigte weitere Maßnahmen an, um zwischen christlichen und muslimischen Bürgern Israels zu unterscheiden. Dies soll die Integration der christlichen Bevölkerung in die israelische Gesellschaft fördern. Christen sollen zudem ermutigt werden, in der Armee zu dienen. Levin hatte sich besonders für die Anerkennung der Aramäer eingesetzt. Bereits im Februar war ein von ihm eingebrachter Gesetzesvorschlag angenommen worden, der die christlichen Araber stärkt und diese als eine separate Minderheitsgruppe betrachtet. Muslimische Araber hatten dies scharf kritisiert.
Die Anerkennung der Aramäer führte ebenso zu heftiger Kritik der Muslime. Knessetmitglied Ahmed Tibi (Vereinigte Arabische Liste) sprach von einem Versuch, die arabische Minderheit in Israel zu spalten. „Die Christen sind ein authentischer Teil der nationalen arabisch-palästinensischen Minderheit in Israel, und keine rechte politische Entscheidung wird diese Tatsache ändern.“
Levin verteidigte die Entscheidung. Er betonte: „Wenn ich ihnen erlaube, sich separat zu registrieren, dann zwinge ich sie zu nichts, sondern gebe ihnen vielmehr die Möglichkeit, zu sein, wer sie sein möchten.“