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Eine israelische Pionierin

In Tel Aviv kommt die Tanztheoretikerin No’a Eschkol mit einem Notationssystem für Bewegungsabläufe in Berührung. Darauf baut eine bis heute für Choreographien verwendete Methode auf, die sie gemeinsam mit einem Architekten entwickelt.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

In diesem Jahr jährt sich No’a Eschkols Geburtstag zum hundertsten Mal. International bekannt wurde sie als innovative Tanztheoretikerin. No’a wurde am 28. Februar 1924 im Kibbuz Deganja Bet als Tochter jüdischer Einwanderer aus dem Russischen Reich geboren. Ihr Vater, Levi Eschkol (1895–1969), wurde später der dritte Premierminister Israels.

Nach der Scheidung der Eltern zog No’a mit ihrer Mutter nach Tel Aviv. Die Mutter förderte No’as musische Begabung und schickte sie zum Klavierunterricht bei Frank Pelleg (1910–1968). 1940 zogen sie nach Cholon. Im Alter von 18 Jahren trat Eschkol der britischen Armee bei – Großbritannien hatte zu diesem Zeitpunkt das Mandat über Palästina inne – und diente als Fahrerin.

Von 1943 bis 1945 besuchte sie in Tel Aviv die Tehila-Rössler-­Schule, wo sie Körperkultur studierte und mit der „Labanotation“ in Berührung kam. Rudolf von Laban (1879–1958) gilt als „Gründervater des Ausdruckstanzes“ und als Pionier des modernen Tanzes. Zu seinen Innovationen gehörte die Laban-­Bewegungsanalyse, eine Methode zur Dokumentation menschlicher Bewegungen.

Die sogenannte „Labanotation“, ein Bewegungsnotationssystem, ebnete den Weg für weitere Entwicklungen in der Tanznotation und Bewegungsanalyse. Laban initiierte zudem einen der wichtigsten Ansätze der Tanztherapie. No’a gehörte zu den wenigen, die von Laban persönlich in Manchester im „Art of Movement Studio“ unterrichtet wurden. Parallel studierte sie in London an der renommierten „Sigurd Leeder School of Modern Dance”. Die Begegnung mit der Laban-Notationstechnik prägte ihre Arbeit als Tanztheoretikerin maßgeblich.

Körper als Strichmännchen

Gegen Ende des israelischen Unabhängigkeitskrieges kehrte No’a Eschkol in ihre Heimat zurück und begann am Kibbuzim­-College und im Schauspielstudio des Cameri-Theaters in Tel Aviv Tanz zu unterrichten. Internationale Beachtung erfuhr sie durch das „Eschkol-Wachman Bewegungs-Notationssystem” (EWMN), das sie zusammen mit Abraham Wachman, einem Architekten am Technion in Haifa, entwickelte.

Der menschliche Körper wird als Strichmännchen betrachtet, der Körper ist an seinen Skelettgelenken geteilt, jedes Gelenkpaar bildet ein Liniensegment. Die Beziehung dieser Segmente im dreidimensionalen Raum wird mithilfe eines sphärischen Koordinatensystems beschrieben. Dieses Notationssystem ermöglicht die Aufzeichnung selbst minimalster Gliedmaßen-Bewegungen auf Papier oder einem Computerbildschirm. Dadurch lassen sich Bewegungsabläufe ähnlich Musikpartituren präzise aufzeichnen und wiederholen.

Eschkol und Wachman verfeinerten ihr System über die Jahre, um verschiedene Anwendungen zu entwickeln. Dies erklärt, warum das EWMN-System heute auch in der Physiotherapie, bei der Frühdiagnose von Autismus erfolgreich eingesetzt wird und mit ihm auch das Verhalten von Tieren analysiert werden kann.

Ohne Musik und Requisiten

No’a Eschkol war überzeugt, dass Bewegung allein eine Verbindung zum Publikum schaffen kann. Musik, Requisiten oder Kostüme seien nicht erforderlich. 1953 machte sie anlässlich einer Gedenkveranstaltung an den Aufstand im Warschauer Ghetto mit ihrem Auftritt in einem Amphitheater eine Ausnahme. Dutzende Gymnasiasten tanzten minimalistisch gemeinsam mit Eschkols Bewegungsquartett zur Musik von Herbert Brün (1918–2000), Komponist und Pionier der elektronischen Musik.

Dieser Tanzauftritt inspirierte Jael Bartana 2019 zu ihrer Choreographie im Video „The Undertaker“ („Der Bestatter“). 1968 gründete No’a Eschkol die Bewegungs-Notations-Gesellschaft in Israel, die sich der Förderung und Entwicklung ihres innovativen Systems widmete. Anfang der 1970er Jahre entstand die No’a-Eschkol-­Kammergruppe, ab 1972 leitete sie das Forschungszentrum für Bewegungsnotation an der Fakultät für Bildende und Darstellende Künste der Universität Tel Aviv.

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Neben ihrer Tanzarbeit machte sie sich auch als Textilkünstlerin einen Namen. Ab den frühen 1970er Jahren begann sie, „Wandteppiche“ zu entwerfen. No’a Eschkol bezeichnete sich selbst zeitlebens nie als Choreografin. Hohe Auszeichnungen, wie den Israel-Preis für ihr Lebenswerk, lehnte sie ab. Im Alter von 83 Jahren starb sie am 14. Oktober 2007 in ihrem Haus in Cholon.

Israelnetz Magazin

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Eine Antwort

  1. Möge der Friede in das Heilige Land zurückkehren und das Augenmerk wieder auf diese friedlichen Künste gerichtet sein. No’a Eschkol entwickelte auch die Tanz-Therapie so wie Marc Chagall mit Waisenkindern nach der russischen Revolution malerisch und heute würde man sagen kunsttherapeutisch gearbeitet hat. Danke für diese Bereicherung in Israel. Möge sie Nachfolger haben. *SHALOM

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