Die Sauer-Orgel zieht Scharen von Konzertbesucher von nah und fern an. Der Ölberg zu Jerusalem ist von zentraler Bedeutung für Juden, Muslime und Christen. Jesus zog einst über diese Bergkuppe nach Jerusalem ein, betete in der Nacht vor seiner Verhaftung durch die Römer im Garten Gethsemane und ist – 40 Tage nach seiner Auferstehung – von seinem Gipfel in den Himmel aufgefahren – so heißt es in Lukas 24,59.
Die religiöse Bedeutung des Ölbergs erklärt die Anwesenheit vieler Kirchen unterschiedlicher Konfessionen und Nationalitäten. Auf seinem höchsten Punkt, 850 Meter über dem Meeresspiegel, steht auf dem Auguste Victoria Gelände die Evangelische Himmelfahrtkirche.
Das G´tteshaus beherbergt einen besonderen Schatz: Eine Sauer-Orgel. Sie ist die einzige in ihrem Originalzustand bewahrte, noch bespielbare spätromantische Orgel des gesamten Nahen Ostens. Gebaut hat sie Wilhelm Sauer (1831 – 1916), einst ansässig in Frankfurt an der Oder und prominenter deutscher Orgelbauer seiner Zeit.
Kaiserlicher Besuch zur Einweihung der Erlöserkirche
Ein Blick in die wechselvolle Geschichte des Heiligen Landes erklärt, welche historischen Umstände eine Sauer-Orgel Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer abenteuerlichen und beschwerlichen Reise in das Heilige Land führten. Am 31. Oktober 1898 weilte Kaiser Wilhelm II. mit seiner Gemahlin Auguste Victoria zur Einweihung der von ihm gestifteten Erlöserkirche in Jerusalem.
Das Datum wurde vom Monarchenpaar bewusst gewählt, es ist der Reformationstag. In der Jerusalemer Altstadt strömten die Gläubigen erwartungsvoll in ihr neues G´tteshaus, welches der letzte deutsche Kaiser über den Ruinen der einstigen Kreuzfahrerkirche Santa Maria Latina errichten ließ.
Nach der feierlichen Zeremonie versprach Wilhelm II. den ortsansässigen deutschen protestantischen Christen, ein Hospiz für Malariakranke und Pilger zu errichten. Er gelobte, eine weitere Kirche zu bauen. Sein Gelöbnis war durchaus auch politisch motiviert. Im Jahr 1516 hatte sich das expandierende Osmanische Reich das Heilige Land einverleibt.
Jerusalem zu einer christlichen Stadt machen
Als tiefgläubiger Protestant sah Kaiser Wilhelm II. es als seine religiöse Pflicht an, Jerusalem zu einer christlichen Stadt in einem muslimisch dominierten Umfeld zu machen. Dies ist umso bemerkenswerter, als der Kaiser als Freund der Muslime galt, und ein glühender Verehrer von Salah ad-Din, besser bekannt als Saladin, war. Der ayyubische Sultan hatte am 2. Oktober 1187 Jerusalem von den Kreuzrittern erobert und damit der christlichen Herrschaft über die Stadt nach 88 Jahren vorerst ein Ende gesetzt.
Wilhelms Verehrung für den Sultan ging so weit, dass er von Jerusalem aus seine Reise nach Damaskus fortsetzte, um Salah ad-Dins letzte Ruhestätte zu besuchen. Erschüttert über den vernachlässigten Zustand des Grabes, stiftete der deutsche Monarch seinem Idol einen Marmorsarkophag. Diese großzügige Geste ist umso bemerkenswerter, als Kaiser Wilhelm II. sich selbst in die Reihe der mittelalterlichen Kreuzritter stellte, wenn auch mit friedlichen Mitteln und Absichten.
Aufmerksame Besucher der Himmelfahrtkirche können ein aufschlussreiches Deckengemälde über der Sauer-Orgel entdecken. Es zeigt das Kaiserehepaar in mittelalterlichem Ornat, umgeben von Königen, die Kreuzzüge in das Heilige Land angeführt hatten.
Deutsche Präsenz auf dem Berg
Kaiser Wilhelm II. hielt Wort und erwarb ein weitläufiges Gelände auf dem Skopusberg, ein Hügel, der sich westlich unmittelbar an den Ölberg anschließt. Die Standortwahl 850 Meter über dem Meeresspiegel hatte das Monarchenpaar bewusst gewählt, es sollte die deutsche Präsenz in Jerusalem weithin sichtbar machen und architektonisch manifestieren.
Der Kaiser verfolgte ein strategisches Ziel: Er wollte seine Beziehungen zum Osmanischen Reich stärken, um gemeinsam mit dem türkischen Sultan einen Block gegen England, Frankreich und Russland im Ringen um politischen Einfluss im Nahen Osten zu bilden.
Nach mehrjähriger Bauzeit war es am 9. April 1910 so weit. Während der feierlichen Einweihung der Himmelfahrtkirche ertönte im festlichen Gottesdienst die Sauer-Orgel zum ersten Mal. Ihr außergewöhnlich voller und dennoch sanfter Klang zeigte Wirkung, die Sauer-Orgel zog Kaiser Wilhelm II., seine Gemahlin und die Gottesdienstbesucher in ihren Bann, was sie bis heute tut.
Mit 24 Registern auf zwei Manualen, den handbetriebene Klaviaturen, und Pedal – darunter sind 5 sechzehnfüßige Register – und in ihrer perfekt abgestimmten Synthese aus Raum und Klang, gilt sie als die schönste unter den historischen Orgeln im Heiligen Land. Sie ist bis zur letzten Pfeife vollständig erhalten. Mit Ausnahme des Einbaus eines elektrischen Gebläses und Reparaturarbeiten hat das Prachtstück keinerlei Veränderung erfahren.
Somit präsentiert sich die Sauer-Orgel noch heute optisch und klanglich im selben Zustand wie in ihrem Erbauungsjahr 1910. Orgelmeister Rainer Nass (ehemals Firma Schuke, Berlin) trägt seit vielen Jahren dafür Sorge, dass es so bleibt. Als Orgelbauer betreut Nass auch die Schuke-Orgel der Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt.
Charakteristisch für Sauer-Orgeln ist ihr voller und dennoch sanfter „Orchesterklang“, typisch für Instrumente der Romantik, eine kulturhistorische Epoche vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis weit ins 19. Jahrhundert reichend. Die Romantik war die Antwort auf die „Aufklärung“, eine von Vernunft und wissenschaftlicher Forschung geprägte Epoche. Beliebte Stücke für Romantik-Orgeln stammen vom Komponisten Max Reger (1873–1916).
Besondere Bandbreite an Tönen
Die spezielle Konstruktion des deutschen Orgelbauers Wilhelm Sauer erlaubt es Organisten, eine besondere Bandbreite an Tönen zu entlocken, ein Klangerlebnis, das seinesgleichen im Nahen Osten sucht und durch die besondere Akustik in der Himmelfahrtkirche eindrucksvoll verstärkt wird.
Auf den Orgeln der Erlöserkirche sowie der Himmelfahrtkirche werden regelmäßig Konzerte gegeben. Ihr unverwechselbarer Klang zieht Orgelmusikliebhaber weit über die Grenzen des Heiligen Landes an. Es gibt auch ein Festival.
Orgeln im Heiligen Land sind mitunter auch Zeuginnen von Kampfhandlungen. Eine von ihnen geriet im wahrsten Sinne des Wortes in die Schusslinie. Im Jahr 1910 ertönte in der Jerusalemer Altstadt im Österreichischen Hospiz eine neue Rieger-Orgel zum ersten Mal. Auch sie ist original erhalten, bis auf ihre Prospektpfeifen. Die waren 1967 im Sechs-Tage-Krieg von Projektilen durchschossen worden, hielten trotz Einschusslöchern weitere 30 Jahre durch, bevor sie 1999 ausgetauscht werden mussten.
Die Orgel ist die Königin der Instrumente, ihre Töne gelten als „ewiger Klang“. Musik ist eine universelle Sprache. Die wohlklingende Sauer-Orgel der Himmelfahrtkirche hoch oben von Jerusalem bietet einen musikalischen Raum auch für interreligiöse Begegnungen.
3 Antworten
Wirklich schon diese O’gel.
Wenn sie so gut klingt, wie sie aussieht, dann ist ein Konzert ein himmlisches Vergnügen.
Die Musik ist natürlich wunderschön auf so einer Orgel, wirklich die Königin der Instrumente.
Nur die politischen Hintergründe machen schon nachdenklich. Der Kaiser liess ja auch einen riesigen Durchbruch an der Stadtmauer machen,und ritt auf weissen Pferden in Jerusalem ein. Und die ganzen Kirchen überall und die Musliemischen Heiligtümer, und den Juden gesteht man nur einen Teil der Stützmauer des Tempelberggeländes als Gebetsplatz zu. Auch das arrogante auftreten der Kirchenoberen in ihren schwarzen Kutten hat mich sehr abgestoßen. Am schlimmsten war es in der Grabeskirche, als ich wieder draußen war hab ich mal tief Luft geholt. Als markanntes Gotteshaus der Juden gibt`s nur die Hurvasynagoge im jüdischen Virtel,alles andre hat man den Juden eigentlich geklaut von ihre EWIGEN STADT, der Stadt Davids .Wenn sie einen qm Land in ihrer geliebten Stadt „KAUFEN“ wollen schreit die ganze Welt. Ich bin evangelischer Christ, aber wenn ich anfange über diese ganzen Dinge nachzudenken die da gelaufen sind und noch laufen, gehen meine Gefühle mit mir durch. Jerusalem ist nicht die Hauptstadt des Christentums oder des Islam,nein die Kinder Jacob sind die wahren Erben und darum toben die Kriege und alles, weil das nicht sein darf, dieses verachtete Volk das sich GOTT erwählt hat soll verschwinden, wir sind die Auserwählten nicht jene.