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Meinung

Ein Jahr der Verkehrungen

Israel war in diesem Jahr mit absurden Verkehrungen der Wirklichkeit konfrontiert. Umso wichtiger bleibt der Rückgriff auf das Prinzip der Abschreckung. Ein Kommentar
Von Daniel Frick

Ein bleibender Makel der großen Kirchen ist es, dass sie erst nach dem Holocaust mit einem christlich-jüdischen Dialog begonnen haben. Erst dieses Menschheitsverbrechen bewegte die maßgeblichen christlichen Theologen dazu, das Verhältnis zum Judentum zu überdenken. Die katholische Kirche legte 1965 mit der Erklärung „Nostra Aetate“ (In unserer Zeit) einen Meilenstein vor: Sie betonte unter anderem die jüdische Herkunft Jesu und ächtete Versuche, „den Juden“ den Tod Jesu zur Last zu legen.

Quasi mit einem Handstreich hat Papst Franziskus diese Vorstöße rückabgewickelt. In der Vorweihnachtszeit präsentierte er eine Skulptur, die das Jesuskind in der Krippe liegend auf einem Palästinenserschal zeigt – also mit dem Symbol palästinensischer Terroristen, die wie Jasser Arafat die jüdische Verbindung zum Land Israel leugnen und den Staat Israel vernichten wollen.

Damit spricht der Papst Jesus nicht nur die jüdische Herkunft Jesu ab, sondern legt ihn auch in eine Tradition, die terroristisch gegen Juden vorgeht. Bösartiger geht es kaum. Abgesehen davon suggeriert er, dass es schon zur Zeitenwende Palästinenser gab. Erst nach heftiger Kritik reagierte der Vatikan, entfernte aber nicht nur den Palästinenserschal, sondern gleich die ganze Krippe mitsamt Jesus.

Verkehrungen ins Gegenteil

Diese Verkehrung historischer und theologischer Wahrheiten von einer hohen christlichen Stelle passt zu diesem Jahr, in dem es routinemäßig zu derartigen Perversionen kam: Der Vorwurf des Genozids gegen ein Volk, das einem Genozidversuch ausgesetzt ist; die Vorwürfe, es im Krieg auf Zivilisten abzusehen, obwohl der Feind es ist, der genau dies beabsichtigt – während Israel humanitäre Hilfe fördert; der damit verbundene Missbrauch des internationalen Rechtssystems; die politische Belohnung von Terrorismus.

In dieser Welt des Wahnsinns tat Israel gut daran, nicht auf die Stimmen aus der „internationalen Gemeinschaft“ zu hören, die etwa nach Frieden rufen, aber doch nur eine Atempause für Terroristen meinen. Nur so konnte sich der jüdische Staat behaupten, nur so steht er nun in der Region stärker da als zuvor: Der Erzfeind Iran ist zwar immer noch eine Bedrohung, aber geschwächt, ebenso wie dessen Ableger Hamas und Hisbollah.

Abschreckung tut not

Dieses Jahr der Verkehrungen hat deutlich wie nie gezeigt, dass Israel mit Obsessionen konfrontiert ist, bei denen kein Dialog, keine Diplomatie hilft, sondern nur das Prinzip der Abschreckung. Dies gilt auch für die Zukunft: Syrien ist nach dem Fall des Al-Assad-Regimes eine große Unbekannte. Und die Türkei, unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zunehmend anti-israelisch eingestellt, wird wohl dank seiner gut aufgestellten Rüstungsindustrie an militärischer Stärke gewinnen.

Die Episode mit der Krippe im Vatikan zeigt indes, dass auch eine Tradition des Umdenkens wenig dabei hilft, die Verkehrungen der Gegenwart zu erkennen und anzuprangern. Die Lehre für Israel ist, sich nicht auf das Wohlwollen der anderen, sondern auf die eigene Abschreckung zu verlassen. Diese Weihnachtsbotschaft aus dem Vatikan darf sich der jüdische Staat gerne zu Herzen nehmen.

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7 Antworten

  1. Israel kann sich immer nur auf sich selbst verlassen. Antisemitische Staaten, teils Kirchen,
    Oranisationen – höllenmässig erwacht nach dem Massaker am 7.10.23.
    Schicke euch liebe Grüsse aus Israel🇮🇱💙 Finde hier immer wieder Orte für die Seele und getragen fühlen von G’TT. Trotz allem. Pal- Terror im WJL, Islam. Dschihad. Hamas, Hisbollah, Huthis. Begegnungen im Kibbuz, in Kliniken, Therapie Zentren. Alles berührt hier immer wieder anders als Anderswo. Gestern war ich mit dem Rad im Negev.. Auch hier kann man gute Gespräche mit dem EWIGEN führen, wenn der Sand leuchtet, vermischt mit dem blauen Himmel.
    Bitten um Frieden, Befreiung der Geiseln, Genesungen für verletzte Soldaten uvm.
    Wünsche euch frohe Feiertage und happy Chanukka. Shalom aus dem Herzensland.✡
    OT: Fassungslos, als ich Anschlag von Magdeburg hörte. So viel Leid.

    22
    1. S.1 ist Unsinn. Israel kann sich zuverlässig auch auf die Vereinigten Staaten verlassen, erhält täglich 12 Mio US-Dollar. Darauf wurden Sie übrigens schon einmal hingewiesen.

      Nicht verlassen kann sich Israel dagegen auf die 16% ultra-orthodoxen Bet-Brüder, die nur schwer zu motivieren sind, einen Beitrag zur Verteidigung des Landes zu erbringen. Das überlässt man lieber jungen Israelinnen, die mit einer Fertilitätsquote von gut 3 (Rekord innert der westlichen Demokratien) eigentlich schon genug fürs Vaterland tun … .

      Dem Rest Ihres Kommentars stimme ich gerne zu.

      5
      1. Sarah C.
        Wir sind uns eine kurze Zeit nicht sehr einig gewesen, doch dieses Mal stimme ich Ihnen voll und ganz zu.
        In diesem Sinne SHALOM ALEJCHEM, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch !

        3
  2. Wie ich Dich beneide ! Ich wäre so gerne in Israel. Leider erlaubt der gesundheitliche Zustand des besten Ehemannes von allen derzeit keine Reisen und ich fürchte, das wird eine ganze Weile so bleiben. Wir werden wie immer Weihnachten und Chanukkah feiern, diesmal leuchten die Kerzen ja sogar auf den Tag genau gleichzeitig. Vielleicht ein Zeichen ? Ich schliesse mich Deinen Bitten an und wünsche Dir und allen Freunden Israels frohe Festtage. Vielleicht wird 2025 ja besser, die Hoffnung stirbt zuletzt. Am Israel chai.

    17
    1. Liebe Antonia, herzliche Grüsse zu dir und dem besten Ehemann. Bitte um Gesundheit für ihn.
      Shalom. Chag sameach Chanukka.

      5
      1. Auch von mir Chag sameach Chanukka an alle Kommentatoren hier im Israel Netz, Juden, Christen, Moslems ,Jezidi,Alawiten Alewiten,Drusen, alle miteinander im Glauben an den Einen Gott, und ja, auch an die Atheisten geht dieser Wunsch.
        SHALOM, und eine gesegnete Weihnacht

        5
  3. Ich glaube an die Erfolge der IDF und, dass der liebe Gott Israel siegen lässt.
    Andererseits bin ich erschüttert ob der immer mehr Israel-feindlich werdenden Welt.
    Die Welt schreitet zurück ins Mittelalter, die großartigen Leistungen des Polnischen Papstes Johannes Paul der Zweiten werden nun ins Gegenteil gefahren. „Mächte kommen und gehen, die Ideale bleiben bestehen“.
    Es gab viele Zeichen der Versöhnung, momentan geht Vieles in der Welt „den Bach herunter“. Die neuen Medien verstärken diesen Trend.
    In Deutschland wird es auch immer düsterer, und neben dem weltweit starken Antisemitismus gibt es den grausamen Putin-Krieg und die vielen Despoten, kaum noch Vernünftige. Wann siegt die Vernunft ?!
    Es ist wichtig, an eine bessere Zeit zu glauben, aber Frieden und Pro-Jüdisches Christentum sind in weiter Ferne…

    7

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