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Ein besonderer Feiertag für Israel

Der Versöhnungstag Jom Kippur gilt als der Schabbat schlechthin. Von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang fasten Juden an diesem Tag. In Israel steht das öffentliche Leben still.
Von Elisabeth Hausen
Am Jom Kippur gehören die Straßen den Kindern

Am 10. Tag des Jahres feiern Juden den Großen Versöhnungstag Jom Kippur. In diesem Jahr beginnt er am Abend des 24. September.

Die meiste Zeit des Tages verbringen Juden im Gebet. Jom Kippur ist der einzige Tag, an dem sie fünf vorgeschriebene Gebete sprechen. Ohnehin üblich sind das Abendgebet (Aravit oder Ma’ariv), das Morgengebet (Schacharit) und das Nachmittagsgebet (Mincha).

Wie auch an anderen Festtagen gibt es spezielle Zusatzgebete, die unter dem Begriff „Mussaf“ zusammengefasst werden. Einzigartig ist das Ne’ila-Gebet, das nach dem Nachmittagsgebet gesprochen wird. Es verdeutlicht unter anderem, dass der Mensch sich für ein Leben nach Gottes Geboten entscheiden kann.

In 3. Mose 23,26–32 heißt es: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Am zehnten Tage in diesem siebenten Monat ist der Versöhnungstag. Da sollt ihr eine heilige Versammlung halten und fasten und dem HERRN Feueropfer darbringen und sollt keine Arbeit tun an diesem Tage, denn es ist der Versöhnungstag, euch zu entsühnen vor dem HERRN, eurem Gott. Denn wer nicht fastet an diesem Tage, der wird aus seinem Volk ausgerottet werden. Und wer an diesem Tage irgendeine Arbeit tut, den will ich vertilgen aus seinem Volk. Darum sollt ihr keine Arbeit tun. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt. Ein feierlicher Sabbat soll er euch sein und ihr sollt fasten. Am neunten Tage des Monats, am Abend, sollt ihr diesen Ruhetag halten, vom Abend an bis wieder zum Abend.“

Selbst weltliche Juden fasten

Wie in der Bibel geboten, steht das öffentliche Leben in Israel an diesem Tag still. Deutlich mehr noch als an einem gewöhnlichen Schabbat verzichten Juden auf das Autofahren, außer in Notfällen. Die freien Straßen bevölkern Kinder mit Fahrrädern, Skateboards und Rollschuhen.

Säkulare Onlinezeitungen teilen mit, sie würden ihre Berichterstattung nach dem Ende des Fastens wiederaufnehmen. Selbst viele Juden, die sich als weltlich einstufen, gehen am Jom Kippur in die Synagoge und fasten.

In der Synagoge wird das Buch Jona gelesen. Der biblische Prophet widersetzte sich Gottes Auftrag, den Menschen in Ninive eine Bußpredigt zu halten. Stattdessen bestieg er ein Schiff, das ihn möglichst weit in die westliche Gegenrichtung bringen sollte – nach Tarsis in Spanien. Doch Gott brachte ihn zur Umkehr, er predigte den Menschen in Ninive das Gericht, und sie ließen von ihren bösen Wegen ab. Die Stadt im heutigen Irak wurde nicht zerstört, weil Gott mit Gnade auf die Bußbereitschaft der Bewohner reagierte.

Mehrere Facetten von „Vergebung“

Drei Wörter gibt es im Hebräischen für „Vergebung“: slicha, mechila und kappara. Im täglichen Leben ist in Israel oft „slicha“ zu hören, wenn jemand etwa um Verzeihung bittet für ein versehentliches Anrempeln im Gedränge.

Das Wort „mechila“ kann neben der Vergebung auch das Graben eines Tunnels bedeuten, wenn beispielsweise Häftlinge auf solche Weise aus einem Gefängnis entfliehen. Übertragen heißt das: Wer einem Menschen vergibt, dass dieser ihn verletzt hat, ist von der damit verbundenen Last befreit.

Der Ausdruck „kappara“ wiederum ist mit „kippur“ verwandt. Die Betonung liegt hier auf der Reinigung. Durch die Vergebung ist es so, als wäre die Tat nie geschehen. Das macht Versöhnung möglich.

Manche schlachten angesichts des Jom Kippur einen Hahn. Dieser geht quasi stellvertretend für den Menschen in den Tod. Die Zeremonie trägt den Namen „Kapparot“.

Gnade des Schöpfers im Mittelpunkt

In der von Joel Rappel herausgegebenen hebräischen Enzyklopädie „Mo’adei Jissrael“ (Die Feste Israels) heißt es: „Der zentrale Gedanke, der im Ursprung dieses besonderen Tages steht, ist die Gnade des Schöpfers des Menschen, der ihn aufruft, Buße zu tun, und bereit ist, die Sünden desjenigen zu sühnen, der sich vor ihm reinigt.“

Bereits in den Tagen und Wochen vor Jom Kippur bestimmen das Streben nach Umkehr und die Slichot-Gebete das jüdische Leben. Viele versammeln sich nachts an der Klagemauer und in den Synagogen, um Gott um Vergebung für ihre Übertretungen zu bitten.

Das traditionelle Widderhorn, der Schofar, verkündet das Ende des Feiertags. Gott besiegelt in diesem Augenblick nach jüdischer Auffassung sein Urteil über das weitere Leben der Betenden. Wie auch am Schabbat kennzeichnet das Havdala-Gebet, das zwischen Heiligem und Weltlichem trennt, den Beginn des Alltags. Nun beginnen die Fastenden wieder mit Essen und Trinken. Manche fangen schon an, die Laubhütte für das bevorstehende Sukkot-Fest zu bauen.

Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren: Überraschungsangriff am Fasttag

Vor 50 Jahren, am 6. Oktober 1973, griffen arabische Truppen während des hohen Feiertages Israel an. Trotz der Überraschung konnten die Israelis den Krieg knapp drei Wochen später für sich entscheiden – wenn auch mit hohen Verlusten. Er ging als Jom-Kippur-Krieg in die Geschichte ein. Araber nennen ihn „Oktoberkrieg“.

Einen Hintergrundartikel zum 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges mit Zeitzeugenbericht lesen Sie im neuen Israelnetz Magazin 5/2023, das Mitte Oktober erscheint. Sie können die Zeitschrift und unverbindlich bestellen unter 06441/5667700, via E-Mail an info@israelnetz.com oder online.

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17 Antworten

  1. „Denn wer nicht fastet an diesem Tage, der wird aus seinem Volk ausgerottet werden. Und wer an diesem Tage irgendeine Arbeit tut, den will ich vertilgen aus seinem Volk.“

    Ist das eigentlich schon einmal passiert? Ist wirklich jemand ausgerottet worden, der gearbeitet oder nicht gefastet hat?

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  2. Liebe Freunde, das Jüdische Volk in Erez Israel und in aller Welt begehen an diesem Wochenende den Versöhnungstag Jom Kippur. In Gedanken und Gebet sind wir mit ihnen Allen. Wie wird das einmal sein, wenn sie den wahrhaften Kippur, der bereits in Jesaja 53 niedergeschrieben ist erkennen: ja, wenn in den Synagogen Jesaja 53 gelesen wird. Das ist noch Zukunft, aber sie werden erkennen, dass Jesu Leiden und Sterben, ja seine Auferstehung der grösste Jom Kippur war und ist. Jesu Worte leuchten ganz klar hervor, als ER ausrief: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun! Sowie: Es ist vollbracht! Wir befehlen alle Juden Seiner unendlichen Gnade und Seinem reichen Segen an (4. Mose 6, 22-27). – Also stehen wir weiter für Volk und Land Erez Israel in den Riss. Seid Alle lieb gegrüsst mit einem herzlichen Schalom aus dem Berner Oberland, Bruno Werthmüller

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  3. Shalom,Ich nehme an das Sie kein Jude sind,sonst würden Sie diesen -Ihren-Kommentar nicht mal denken!!! Schlage vor Sie lesen und lernen ein bisschen über die jüdischen Feiertage und unsere Religion. Jerusalem

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  4. Da werden die „Schabbatgoi’s“ wieder eine Menge zu tun haben, denn man will ja trotz göttlicher Gebote nicht auf modernen Komfort verzichten.

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    1. Wer ist „man“? Die Schabbatgoi’s haben an Jom Kippur gar nichts zu tun. 25 Stunden Vollfasten sind der ultimative Verzicht auf jeglichen Komfort.

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  5. Es gibt eine sechsstellige Anzahl von Israelis, die sich einen feuchten Kehricht um strenge Gebote aus alten Schriften kümmern:

    Ich nenne bspw. Krankenschwestern, Ärzte, Polizei, Feuerwehr und IDF-Mitglieder (denen der Tiefschlaf vor 50 Jahren nie wieder unterlaufen wird). Auch der Mossad dürfte keine Pause einlegen. Ein Teil der Landwirtschaft Treibenden auch nicht.

    Manchmal passen eine moderne Gesellschaft und die alten Lehren nur sehr bedingt zusammen.

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    1. Die „alten Lehren“ (ich hoffe, Sie meinen das nicht abwertend, das wäre ziemlich fatal) kommen vom Ewigen, Gott, dem Allmächtigen (alles eine „Person“), von daher sind sie immer aktuell! 😉

      Was die Opfer betrifft: Geht nicht ohne Tempel. Aber der Tempel war doch auch, genau wie die Königsherrschaft, ein Brauch, den das Volk Israel sich von den Nachbarvölkern abgeschaut hatte. Es war doch Davids Wunsch, dem Ewigen einen Tempel zu bauen. Und der Ewige gestattete Davids Sohn Shlomo (Salomo) diesen Wunsch.

      Im Gegensatz dazu ging die Stiftshütte als Gebot vom Ewigen aus.

      Aber ob es auf der Erde einen weiteren Tempel geben wird, entscheiden letzten Endes ohnehin der Ewige, nicht die Menschen. Von dem her habe ich Frieden darüber. Zumal ich als Christ keine Opfertiere brauche.

      2
      1. In den „Alten Schriften“ steht erheblicher Humbug.

        Homosexuellen wird die Todesstrafe angedroht, die Lesben haben die Autoren schlicht vergessen.

        Oder jeder Obrigkeit soll man braver Untertan sein, fast tragisch dass die Nationalsozialisten die Aufforderung, lustig Diktator zu sein, übersahen.

        Dass „Gott“ so wie wir uns ihn vorstellen, mal streng, häufiger aber gütig und weise, Obiges verfasst oder auch nur inspiriert haben soll. Wollen Sie das wirklich behaupten ?

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        1. Ich glaube tatsächlich, dass die gesamte Bibel von Gott, dem Allmächtigen kommt. Bereits der Prophet Mose lehrte das Volk nicht nur, was der Allmächtige ihm gebot, sondern schrieb es auch nieder. Und was ich für ein untrügliches Zeichen halte, dass Mose ein Mann/ Diener Gottes war: der Allmächtige gestattete ihm in Teilen den Wunsch, IHN zu sehen: von Hinten, und Mose sollte in einer Felsspalte stehen. (weitere Beispiele gibt es.)

          Was die Regeln zu Jom Kippur betrifft: Das Fasten lasse ich. Dieses Gebot betrifft mich als Jüngerin nicht, da der Messias Jeschua durch Seinen Tod am Kreuz für mich Sühne erwirkte. Und die anderen Regeln Gottes zu den jüdischen Feiertagen kann ich in Europa – und als Nachfolgerin des Messias Jeschua – nicht leicht umsetzen.

          Übrigens wundert es mich nicht, dass in Israel von relativ vielen Juden an Jom Kippur gefastet wird. Viele von ihnen können (noch) nicht an den Messias glauben.

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        2. @Eddie Jobson
          „Gott“ so wie wir uns ihn vorstellen, mal streng, häufiger aber gütig, weise, aber vor allem lustig.

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    2. „Manchmal passen eine moderne Gesellschaft und die alten Lehren nur sehr bedingt zusammen.“ Das liegt daran, dass Israel leider keine Monarchie mehr ist.

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  6. Danke an die Redaktion und Elisabeth Hausen, danke für diesen informativen Artikel! Ihr seid echt ein Segen!

    Nach Israel gerichtet, wünsche ich allen Juden von Sonntag- bis Montagabend ein einfaches Fasten – gmar chatima tova.

    Schabbat schalom!

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  7. Die „alten Lehren“ (ich hoffe, Sie meinen das nicht abwertend, das wäre aus meiner Sicht ziemlich fatal) kommen vom Ewigen, Gott, dem Allmächtigen (alles eine „Person“), von daher sind sie immer aktuell! 😉

    Was die Opfer betrifft: Geht nicht ohne Tempel. Aber der Tempel war doch auch, genau wie die Königsherrschaft, ein Brauch, den das Volk Israel sich von den Nachbarvölkern abgeschaut hatte. Es war doch Davids Wunsch, dem Ewigen einen Tempel zu bauen. Und der Ewige gestattete Davids Sohn Shlomo (Salomo) diesen Wunsch.

    Im Gegensatz dazu ging die Stiftshütte als Gebot vom Ewigen aus.

    Aber ob es auf der Erde einen weiteren Tempel geben wird, entscheiden letzten Endes ohnehin der Ewige, nicht die Menschen. Von dem her habe ich Frieden darüber. Zumal ich als Christ keine Opfertiere brauche.

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  8. Danke an die Redaktion und Elisabeth Hausen, danke für diesen informativen Artikel! Ihr seid echt ein Segen!

    Nach Israel gerichtet, wünsche ich allen Juden von Sonntag- bis Montagabend ein einfaches Fasten – gmar chatima tova.

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