JERUSALEM (inn) – Der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog hat am Mittwoch Überlebende der Scho’ah empfangen. Zusammen mit der Organisation „Internationaler Marsch der Lebenden“ ehrte er zehn Juden, die während der Nazizeit mit einem Kindertransport gerettet worden waren.
Der Empfang war ursprünglich im November geplant, wurde aber wegen des Hamas-Massakers und des Krieges gegen die Hamas verschoben. Am 9. November jährte sich zum 85. Mal die Reichpogromnacht. In deren Folge begannen die Kindertransporte, die Tausenden jüdischen Jungen und Mädchen das Leben retteten.
„Gemeinsame Verantwortung für Gegenwart und Zukunft“
Herzog nahm in seiner Ansprache Bezug auf den Internationalen Holocaust-Gedenktag, der am 27. Januar begangen wird – dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz: Dieser sei „nicht nur ein Jahrestag, damit wir an die Vergangenheit erinnern. Er befasst sich mit unserer gemeinsamen Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft“.
Der Staatspräsident wies darauf hin, dass Überlebende der Scho’ah anwesend seien, „die gezwungen wurden, sich aus ihren Häusern evakuieren zu lassen und wegen der Nazis von ihren Familien genommen wurden“. Laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ fügte er hinzu: „Und zu unserem großen Bedauern waren sie Zeugen der Gräueltaten des 7. Oktober, und wurden erneut aus ihren Häusern evakuiert.“
Der 27. Januar diene dazu, die Welt über die Gefahren von Hass und Antisemitismus aufzuklären. „Wir haben gesehen, wohin das führen kann. Und am 7. Oktober ist es uns furchtbar und schmerzlich in Erinnerung gebracht worden.“
Mut der Überlebenden gewürdigt
Herzog dankte der Generation der Scho’ah „für die Stärke und die Hoffnung, die Sie nicht verloren haben“. Er gab den Überlebenden ein Versprechen: „Wir sind hier, um Ihnen, liebe Kinder des Kindertransportes, klar und deutlich zu sagen: Wir werden Ihr Heldentum nie vergessen. Nie werden wir Ihren Mut und Ihre Stärke vergessen, und wie Sie sich von Neuem Ihr Leben aufgebaut und geholfen haben, den Staat Israel aufzubauen.“
Eine der zehn Überlebenden konnte nicht mehr persönlich geehrt werden: Ruth Davis war vor ein paar Wochen verstorben. Ihr Sohn Barry nahm die Auszeichnung an ihrer Stelle entgegen.
Nach 85 Jahren wieder das Zuhause verlassen
Miriam Baitalmi-Szpiro wurde 1938 per Kindertransport gerettet. Am 7. Oktober verharrte sie stundenlang in ihrem Schutzraum im Kibbutz Sikim – und überlebte das Massaker.
Bei dem Treffen mit Herzog erzählte sie: „Am Morgen nach dem Massaker gab man mir eine halbe Stunde, um vor der Evakuierung zu packen. Und plötzlich hatte ich ein Déjà-Vu: Ich stand dort, eine 88-jährige Frau außerhalb ihres Hauses, und plötzlich wurde ich an das dreijährige Mädchen erinnert, das ich gewesen war. Ich hatte mich davor nicht an diese Dinge erinnert, an das Gefühl des schnellen Abschieds.“
Derzeit ist die Überlebende in einem Hotel untergebracht. Sie hofft, bald nach Hause zurückzukehren. Das Haus sei nicht beschädigt worden. „Und sogar der Baum, den ich zwei Wochen vor dem Krieg im Hof pflanzte, hat überlebt.“
Drei Überlebende auf den Spuren ihres Kindertransportes
Im Oktober hatte der „Marsch der Lebenden“ mit drei Kindertransport-Kindern den Weg nachempfunden, den sie 85 Jahre zuvor zurücklegten: von Deutschland in die Niederlande und von dort nach Großbritannien. Trotz des Massakers bestanden die Überlebenden darauf, die Aktion durchzuführen, bei der auch ein Film gedreht wurde. Denn noch in 100 Jahren sollten Menschen der Scho’ah gedenken – und der Ereignisse, die dazu führten.
Auf dem Weg begleiteten sie die furchtbaren Nachrichten aus Israel. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir im Leben so ein schreckliches Pogrom gegen Juden sehen würden, und noch dazu in Eretz Israel“, sagten die drei Überlebenden. An der Reise in die eigene Geschichte beteiligten sich Walter Bingham (100), George Shefi (92) und Paul Alexander (88). Sie waren am Mittwoch auch bei dem Empfang des Staatspräsidenten in Jerusalem.
Alexander war gerade ein Jahr alt, als er von Leipzig über Berlin nach London gebracht wurde. Er sagte der Zeitung „Ma’ariv“, dass er Parallelen zwischen dem 7. Oktober und der Scho’ah sehe: „Das Massaker war dazu bestimmt, Juden auszulöschen, genau wie die Nazis es taten.“ Der fundamentalistische Islam sei „der neue Nazismus“. (eh)
7 Antworten
Präsident Herzog empfängt Scho’ah-Überlebende. 7. Oktober 2023 mit dem 9. November 1938 vergleichbar? Ja.
Der gleiche Hass steckt dahinter.
Wird Morgen in der BRD wieder politisch geheuchelt, 27.1., Befreiung Auschwitz- Birkenau?
Wenn nicht geheuchelt werden würde, wäre es Ihnen doch auch nicht recht.
„Der gleiche Hass steckt dahinter.“
Und das gleiche Versagen der Weltgemeinschaft!
@Caja
Gibt es überhaupt eine „Weltgemeinschaft“? Nein. Und sie wird niemals geben.
Alexander war gerade ein Jahr alt, als er von Leipzig über Berlin nach London gebracht wurde. Er sagte der Zeitung „Ma’ariv“, dass er Parallelen zwischen dem 7. Oktober und der Scho’ah sehe: „Das Massaker war dazu bestimmt, Juden auszulöschen, genau wie die Nazis es taten.“ Der fundamentalistische Islam sei „der neue Nazismus“
Das muss allen Demokraten endlich bewusst werden, wenn sie weiter in einer freiheitlichen Demokratie leben wollen!