Nick, der 1938 in Petach Tikva geboren wurde und in Deutschland Medizin studiert hat, wies auf die osmanischen Gesetze hin. Demnach konnte jeder auf Brachland ein Haus errichten. Wenn das Gebäude bis zur Nacht ein Dach hatte, wurde das Grundstück zum Besitz des Erbauers. Auf diese Weise seien in der Zeit vor 1917 unter türkischer Herrschaft die ersten Kibbutzim entstanden – aus "mehreren Häusern mit Dächern". Die Juden hätten sich dieses Land völlig legal angeeignet. Araber seien hierfür nicht vertrieben worden.
Als Beispiel nannte der Arzt die Stadt Tel Aviv, die 1909 neben dem arabischen Jaffa entstand. Er habe noch die Zeit erlebt, in der es dort nur einen Sandstrand mit ein paar Häusern gab. Diese seien auf Brachland erbaut worden. Die moderne Skyline, die Frankfurt am Main Konkurrenz machen könne, sei erst viel später entstanden.
Doch auch im umkämpften Hebron lebten die Juden heute auf jüdischem Boden, den sie erworben hätten, fügte Nick hinzu. Bei zwei schweren Pogromen in den Jahren 1929 und 1936 seien viele Juden getötet oder vertrieben worden. "Die Araber haben nie akzeptiert, dass Juden in der Region leben dürfen." Für den Siedlungsbau hätten die Israelis den Palästinensern ebenfalls kein Land weggenommen. Er selbst sehe allerdings in den Siedlungen keine Lösung.
"Jordanier zogen Palästinenserstaat nicht in Betracht"
Der Referent betonte, dass auf dem Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordan in der Geschichte nie einen arabischen Staat existiert habe. Während der jordanischen Besatzung hätten die Araber die Möglichkeit gehabt, den Palästinensern einen Staat zu geben. Dies sei jedoch nie in Betracht gezogen worden. Der Begriff "Grenzen von 1967" sei zudem falsch, denn es handele sich dabei um die Waffenstillstandslinien von 1949.
Nick äußerte seine Verärgerung darüber, dass die Weltgemeinschaft in Bezug auf den Nahen Osten mit zweierlei Maß messe. So habe niemand öffentlich dagegen protestiert, dass Juden 19 Jahre lang nicht an der Klagemauer beten durften. Die "Gutmenschen" hätten geschwiegen. Nach der Eroberung der Jerusalemer Altstadt im Sechstagekrieg sei hingegen "auf einmal" die Forderung laut geworden, dass die Muslime weiterhin Zugang zu den Moscheen auf dem Tempelberg haben müssten. "Alle ‚Gutmenschen‘ haben das kritisiert." Dabei hätten die Israelis für die heiligen Stätten des Islam absolute Autonomie gewährt, was bei der Klagemauer nicht der Fall gewesen sei.
"Diese Art Behandlung, die heute hier stattfindet, halte ich für ein Unding", ereiferte sich der Israeli mit palästinensischer Geburtsurkunde, der seit 1958 in Deutschland lebt. Wenn die Türkei Kurden töte, sei das aus internationaler Sicht offenbar kein Problem. "Aber wenn die Israelis dasselbe im Gazastreifen täten, wäre die Reaktion ganz anders." Als die Hisbollah im Libanon gegen Christen vorging, sei kein internationaler Protest zu hören gewesen. Die Israelis hingegen hätten den Libanesen sogar die Gelegenheit gegeben, sich zu wehren. Dennoch seien sie scharf kritisiert worden.
Schalit-Deal: "Opfer gegen Verbrecher ausgetauscht"
Der Gemeindeleiter, der in Israel seinen Wehrdienst geleistet hat, wandte sich auch gegen den Ausdruck "Gefangenenaustausch" im Hinblick auf den israelischen Soldaten Gilad Schalit: "Man hat ein Opfer gegen Verbrecher ausgetauscht", stellte er klar. Unter den freigelassenen Häftlingen seien auch Mörder. Es sei begrüßenswert, dass sich Schalit nicht mehr in der Gewalt der Geiselnehmer befinde. Doch der ungleiche Deal habe die Hamas dazu inspiriert, sich gegen Friedensverhandlungen auszusprechen. Die Palästinenser müssten jetzt nur noch sechs Soldaten entführen, dann wären alle Gefangenen frei. Auch hierzu sei aus der Welt kein Kommentar gekommen.
Im Zusammenhang mit der "Blockade" des Gazastreifens hält der Mediziner die Kritik ebenso für einseitig. "Der Gazastreifen hat auch eine ägyptische Grenze", brachte er seinen Zuhörern in Erinnerung. "Wird von Ägypten verlangt, die Grenze aufzumachen?" Wenn dies geschähe, gäbe es sofort keine Blockade mehr. "Die Ägypter wollen die Palästinenser genauso wenig haben wie die Israelis", schlussfolgerte er. Des Weiteren würden "alle Flüchtlingslager als Pfand genutzt" – dergleichen gebe es sonst nirgends auf der Welt. Israel habe über eine Million jüdische Flüchtlinge aufgenommen, die in arabischen Ländern verfolgt wurden. Aus Jaffa, Haifa oder Nazareth seien keine Araber vertrieben worden. "Im Gegenteil, die Israelis haben sie freundlich begrüßt."
Ferner ging der Referent auf die antisemitische Hetze in der arabischen Welt ein. Die Ritualmordanklage "Juden machen Matzen aus Christenblut" sei von den Muslimen übernommen worden. Dabei achte niemand darauf, dass Juden aus ihrer religiösen Tradition heraus überhaupt kein Blut essen dürfen. Er selbst sei einmal von zwei Arabern gefragt worden: "Schlachten Sie Kinder?"
Bereits vor der britischen Mandatszeit hätten Juden und Araber in der Region gut zusammengearbeitet, erzählte Nick. Viele Araber seien wegen der Arbeitsplätze zugewandert. Seine Schwester etwa habe in ihrem Kibbutz sehr gute Erfahrungen mit den arabischen Mitarbeitern gemacht. Doch während des Krieges von 1967 hätten die Araber die Frauen unter sich aufgeteilt, weil sie nicht damit rechneten, dass die arabischen Armeen nach sechs Tagen den Israelis unterliegen würden. Als die Listen später entdeckt wurden, hätten sich die Verfasser herauszureden versucht.