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Drei Sorten Zweige und eine Zitrusfrucht als Symbol für jüdische Einheit

Das Laubhüttenfest erinnert an die Wüstenwanderung der Israeliten. Ein wichtiges Element ist ein Feststrauß aus vier verschiedenen Pflanzenarten. Für orthodoxe Rabbiner in Deutschland symbolisiert der Brauch die jüdische Einheit.
Etrog und Lulaw gibt es in Israel auf dem Markt zu kaufen

„Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, dass sie im siebenten Monat so feiern.“ So heißt es in 3. Mose 23,40–41 zum Laubhüttenfest Sukkot, das in diesem Jahr am Abend des 20. September beginnt.

Aus der biblischen Anweisung mit den Früchten ist der Brauch der „Vier Arten“ entstanden: Jeder Mann sollte einen Palmzweig, drei Myrtenzweige und zwei Bachweidenzweige zu einem Feststrauß zusammenbinden. Als vierte Art kommt der Etrog, eine Zitrusfrucht, hinzu. Jeden Tag außer am Schabbat sprechen Juden einen Segen darüber: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns geheiligt hat durch Seine Gebote und uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen!“

Feststrauß symbolisiert Einheit

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in Deutschland (ORD) schreibt über dieses Gebot, die Mitzwa der „Vier Arten“ – „Arba Minim“ – symbolisiere nationale Einheit. „Etrog und Lulaw (Palmzweig) sind das volle Leben in Glück und Gottesliebe. Myrte und Bachweide repräsentieren die menschlichen Schwächen.“

Außerdem weist die ORD darauf hin, dass die „Arba Minim“ die Einheit des Volkes Israel symbolisieren: „Der Etrog hat einen süßen Geschmack und einen herrlichen Duft; die Früchte der Dattelpalme, von der Lulaw stammt, schmecken, haben aber keinen Duft; die Myrte hat Duft aber keinen Geschmack; die Bachweide hat weder Geschmack noch Duft.“

Weiter heißt es bei den Rabbinern, so verhalte es sich nach Aussage der Weisen auch mit den Juden: „Einige besitzen Torakenntnisse und sind wohltätig; einige besitzen Torakenntnisse, sind aber nicht wohltätig; einige sind wohltätig, besitzen aber keine Torakenntnisse; einige, wie die Bachweide, besitzen weder Torakenntnisse, noch sind sie wohltätig.“ Die Schlussfolgerung lautet: „Gott bindet die Vier Arten (die vier Arten von Juden) in einem einzigen Band der Brüderlichkeit zusammen, damit jeder dem anderen vergebe und Vergebung suche.“

Erinnerung an Wüstenwanderung

Juden feiern das Laubhüttenfest ab dem 15. Tag des Monats Tischrei, also zwei Wochen nach dem Neujahrsfest Rosch HaSchanah. In der Bibel heißt es dazu unter Verwendung einer alten Zählweise der Monate: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den HERRN, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Dienstarbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am achten Tage sollt ihr wieder eine heilige Versammlung halten und sollt Feueropfer dem HERRN darbringen. Es ist eine Festversammlung; keine Dienstarbeit sollt ihr tun“ (3. Mose 23,34–36).

Während der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten lebte das Volk Israel laut des biblischen Berichtes 40 Jahre lang in Zelten. Daran erinnern Juden bis heute mit Sukkot: Eine Woche lang verbringen sie möglichst viel Zeit in Hütten, die sie dafür errichten und phantasievoll dekorieren.

Das Fest folgt direkt auf die zehn „furchtgebietenden Tage“ der Buße, mit denen das jüdische Jahr beginnt – fünf Tage nach dem Großen Versöhnungstag Jom Kippur. Im Mittelpunkt von Sukkot steht die Freude. So heißt es etwa in 5. Mose 16,14: „Du sollst fröhlich sein an deinem Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt sind.“ Deshalb ist auch die Bezeichnung „Sman Simchateinu“ (Zeit unserer Freude) gebräuchlich. Die Verbindung zur Bußzeit zeigt, dass sich im Judentum Gottesfurcht und Freude ergänzen.

In der Zeit der beiden Jerusalemer Tempel war Sukkot nach Pessach und dem Wochenfest Schawuot das dritte große Wallfahrtsfest. Während der gesamten Festwoche fügen Juden das Hallel-Gebet, den großen Lobgesang, in das Morgengebet ein. In der Synagoge gibt es jeden Tag eine Prozession um das Rednerpult (Bima) mit dem Feststrauß und dem Etrog, am letzten Tag findet sie siebenmal statt.

Gebet um Regen beginnt

Eine weitere Bezeichnung für Sukkot lautet „Fest des Wassers“. Nach jüdischer Überlieferung entscheidet Gott am letzten Tag des Laubhüttenfestes endgültig über die Regenmenge für die kommende Regenzeit. Mit diesem Tag beginnen Juden, täglich um Regen zu beten. Den Sommer über bitten sie Gott entsprechend um Tau.

Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels wurde ein Wassergussopfer dargebracht. Diese Tradition greift Jesus auf, als er zum Laubhüttenfest den Jerusalemer Tempel besucht: „Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht“ (Johannes 7,37–29).

Sukkot ist aber auch ein Dankesfest für die Obsternte und die Weinlese. Ein anderer Name lautet: „Fest des Einsammelns“. Dazu gebietet Gott in 3. Mose 23,39: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag.“

Regeln für die Sukka

Wer eine Laubhütte baut, beachtet bestimmte Regeln: Sie muss mindestens drei Wände haben. Das Dach sollte aus Zweigen bestehen. In der Sukka soll mehr Schatten als Sonne sein, die Sterne müssen sichtbar sein. Viele Häuser in Israel haben versetzte Balkons, weil eine Sukka nicht unter einem Dach errichtet werden darf.

In Israel sind Balkone meist versetzt gebaut, um den Bestimmungen für Sukkot gerecht zu werden Foto: Israelnetz/mh
In Israel sind Balkone meist versetzt gebaut, um den Bestimmungen für Sukkot gerecht zu werden

In kalten Gefilden reicht es aus, die Mahlzeiten in der Laubhütte einzunehmen – außer bei sehr ungemütlichem Wetter. Wer eine Reise unternimmt und keine Sukka zur Verfügung hat, ist von dieser Pflicht befreit. Frauen müssen nicht in der Laubhütte sitzen, dürfen aber ebenso wie Männer den entsprechenden Segensspruch sagen, wenn sie es tun: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns durch Seine Gebote geheiligt und uns geboten hat, in der Laubhütte zu wohnen.“

Entsprechend der biblischen Weisung ist im jüdischen Staat Israel der erste Tag des Festes ein gesetzlicher Feiertag. Danach gibt es Halbfeiertage. Schüler haben Ferien, Läden sind kürzer geöffnet als an gewöhnlichen Werktagen. Am achten Tag – in diesem Jahr am 28. September – ist das Abschlussfest Schemini Atzeret. In Israel fällt es mit Simchat Tora, dem Fest der Freude über die Tora, zusammen. Es ist ebenfalls ein staatlicher Feiertag. Juden in der Diaspora feiern Simchat Tora einen Tag nach Schemini Atzeret.

Von: Elisabeth Hausen

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