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Drei Jahre Geiselhaft in Gaza – Zum Schicksal des israelischen Soldaten Gilad Schalit

In den frühen Morgenstunden des 25. Juni 2006 schlagen Granaten im nördlichen Negev ein. Gleichzeitig gerät der Grenzübergang Kerem Schalom am Südende des Gazastreifens unter Beschuss. Unter dem Feuerschutz machen sich sieben Terroristen auf den Weg, ausgerüstet mit Sprengsätzen, Panzerabwehrraketen und Handfeuerwaffen. Durch einen unterirdischen Geheimgang, der von der Grenzstadt Rafah bis zur israelischen Grenze gegraben worden war, führen sie die gewagte Operation durch, auf die sie sich wochenlang vorbereitet hatten.

Monate später wird bekannt, dass Israels Geheimdienst am Tag zuvor gewarnt hatte: „Terroristische Elemente planen eine Qualitätsoperation in der Gegend des südlichen Gazastreifens zwischen Sufa und Kerem Schalom.“ Trotzdem waren die jungen israelischen Soldaten völlig überrumpelt. Pavel Slutzker und Chanan Barak wurden getötet, fünf weitere Soldaten verletzt. Kaum eine halbe Stunde nach Beginn der Aktion kehrten die siegreichen Palästinenser in den Gazastreifen zurück. Durch den Tunnel schleppten sie einen Gefangenen mit sich, den damals 19-jährigen Gilad Schalit.

Außer der Hamas übernahmen noch zwei weitere palästinensische Organisationen die Verantwortung für den Anschlag: Die so genannten Volkswiderstandskomitees und die mysteriöse „Armee des Islam“, eine Splittergruppe, die möglicherweise Verbindungen zur Al-Qaida unterhält. Wer tatsächlich den israelischen Soldaten gefangen hält, ist bis heute unklar. Die Hamas scheint ihre Herrschaft konsolidiert zu haben und beansprucht eindeutig die Außenvertretung für sich.

Zum ersten Jahrestag der Gefangennahme veröffentlichte die Hamas auf einer Internetseite eine Tonaufnahme des entführten Soldaten. Darin bat Schalit um Hilfe und deutete an, dass es ihm gesundheitlich nicht gut gehe. Sehr gut informierte Kreise innerhalb der palästinensischen Gesellschaft sind aber davon überzeugt, dass es nicht die Hamas ist, die Gilad Schalit festhält. „Den Entführern von Schalit geht es ums Geld und um ihre Stellung innerhalb der palästinensischen Gesellschaft“, weiß eine gut informierte Quelle, „der Hamas dagegen um das Ansehen bei der Bevölkerung und deshalb um die Freilassung von Gefangenen aus israelischen Gefängnissen.“ Wer tatsächlich das entscheidende Wort zu sagen hat, kann oder will diese Quelle nicht preisgeben.

Mittlerweile hat sich das Schalit-Drama zu einem Nervenkrieg islamistischer Krieger gegen die israelische Demokratie entwickelt. Am 14. Dezember 2008 führte die Hamas im Gazastreifen einen als israelischen Soldaten verkleideten Palästinenser vor, der auf Hebräisch flehte: „Ich vermisse meine Mutter und meinen Vater!“ – wohl wissend, dass das Schauspiel durch die elektronischen Medien an die gewünschte Adresse übermittelt würde.

Bislang hatten Entführungen von israelischen Soldaten durch Palästinenser aus den Autonomiegebieten immer ein relativ schnelles und meist tödliches Ende gefunden. Mit der Entführung von Gilad Schalit hat die sunnitische Hamas unter Beweis gestellt, dass sie ein gelehriger Schüler der schiitischen Hisbollah ist. Und der Austausch von zwei Soldatenleichen gegen fünf lebendige und 199 tote arabische Terroristen im Juli 2008 zwischen Israel und der Hisbollah hat bewiesen, der jüdische Staat ist bereit, hohe Preise für seine Leute zu bezahlen.

Deshalb hat die Hamas die Preislatte für einen Austausch immer höher gelegt. Den Palästinensern hat sie versprochen, Massen von palästinensischen Gefangenen freizupressen. Zudem möchte die Hamas eine Öffnung der Grenzen des Gazastreifens erzwingen. Eine Freilassung Gilad Schalits ohne diese Gegenleistungen wäre eine vernichtende Niederlage, die sich die weltweit isolierten Machthaber in Gaza nicht leisten können.

Deshalb sind sie bereit, selbst einen sehr hohen Preis zu bezahlen, beziehungsweise ihrer Bevölkerung abzuverlangen. Mehr als 2.000 Palästinenser aus Gaza sind seit der Entführung Schalits durch militärische Auseinandersetzungen mit Israel ums Leben gekommen. Weitere Tausende wurden verletzt. Mehr als 10.000 Häuser wurden nach israelischen Angaben zerstört, und der Gazastreifen ist abgeriegelt.

Israels Premierminister Ehud Olmert hatte sich anfangs als Hardliner gegeben. Man werde nie mit der Hamas verhandeln, war vom Kabinettstisch in Jerusalem zu hören, weil „eine Kapitulation vor dem Terror den nächsten Terroranschlag herausfordert“. Doch die folgenden Monate ließen Olmert kleinlauter werden, bis er schließlich signalisierte, die Freilassung von Hunderten von Terroristen sei denkbar.

Mitte März 2009, kurz vor dem Ende seiner Regierungszeit, erklärte Olmert: „Israel hat der anderen Seite großzügige Angebote gemacht, um Gilads Freilassung zu bewirken. Das hätte zur Freilassung von Hunderten von Terroristen geführt, darunter Mörder von israelischen Bürgern. Diese Angebote wurden abgelehnt. Weitere werden der Hamas nicht unterbreitet.“ Und Olmert-Nachfolger Benjamin Netanjahu hüllt sich im Blick auf die Schalit-Verhandlungen in Schweigen.

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