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Dramatische Ereignisse in Nahost

JERUSALEM (inn) – Hamas-Aktivisten haben mehrere israelische Städte, darunter Jerusalem, am Dienstag unter Raketenbeschuss genommen. Die israelische Armee greift Ziele im Gazastreifen an.
Der Raketenbeschuss auf Israel geht unvermindert weiter – Israel antwortete am Dienstag mit Angriffen auf 160 Ziele.

Luftschutzsirene in Jerusalem. Wenige Minuten später wird ein Konzert im Sultansteich zu Füßen der Altstadt Jerusalems gestoppt. Die 6.000 Zuschauer werden gebeten, nach Hause zu fahren. Die Stadtverwaltung verkündet, alle öffentlichen Schutzräume und Bunker geöffnet zu haben. Alle Ferienlager für Kinder in Jerusalem sind für den Mittwoch abgesagt worden – als Vorsichtsmaßnahme. Ein Besucher aus Deutschland erzählt, dass er in seinem Hotel im Westen Jerusalems, nahe dem Busbahnhof, mit allen anderen Gästen in die Luftschutzkeller gebeten worden sei. „Das ist ein eigentümliches Gefühl, aber Angst habe ich keine“, sagte er. Es dauert ein Weilchen, bis Fernsehen und Radio einen Treffer in dem Moschaw Ramat Rasiel, westlich von Jerusalem, melden. „Die Rakete ist auf dem Friedhof niedergegangen. Es gab ein Buschfeuer. Niemand wurde verletzt“, erzählte ein Bewohner der Ortschaft.

Hochzeiten unter Raketen

In Sderot und Aschdod ist die Lage akuter. Hochzeiten wurden in „sichere Gegenden“ nahe Tel Aviv verlegt. „Und jetzt hatten wir auch hier in Tel Aviv Raketenalarm. Die Hamas scheint uns zu verfolgen. Aber wir sind stark und werden die Hochzeit trotz Allem durchstehen“, sagte die Braut im weißen Kleid. Bei einer anderen Hochzeit gab es Alarm, als über dem Festgelände die Raketen hinwegflogen. In Panik begaben sich die Hochzeitsgäste in Sicherheit und ließen die halben Hühnchen auf den Tellern erkalten.
Während anderswo in der Welt die Fußball-Weltmeisterschaft jeglichen Krieg verdrängt, meldet das israelische Fernsehen mit roten Schriftbalken, wo es gerade Raketenalarm gibt: Tel Aviv, Rischon LeZion, Aschdod und sogar im nordisraelischen Binjamina. In Herzlija, Ra‘anana, Kfar Saba und Gedera waren Explosionen zu hören. In Hadera, eine Autostunde nördlich von Tel Aviv, gab es einen Raketentreffer auf einem Feld.
Angeblich setzen die Hamas oder andere Organisationen im Gazastreifen M-75-Raketen ein. Die Zahl steht für die Reichweite in Kilometern. Experten sagen, dass die Raketen im Gazastreifen konstruiert worden seien mit Technologie von der libanesischen Hisbollah-Miliz oder vom Iran. Sowohl Jerusalem als auch Tel Aviv liegen etwa 70 Kilometer vom nördlichen Gazastreifen entfernt.

Eindringlinge im Küstengebiet

Zwischendurch zeigt das Fernsehen einen verhinderten „strategischen Terroranschlag“ der Hamas. Eine Soldatin an einem elektronischen Beobachtungsposten hat mit Hilfe von Drohnen gefilmt, wie schwarz gekleidete Männer mit Waffen aus dem Wasser stiegen und vom Mittelmeerstrand in Richtung Dünen laufen. Die Soldatin behält sie im Blick und filmt, wie die Männer bei Sikim von Hubschraubern, mit Panzern und von Soldaten beschossen und getötet werden. Die Eindringlinge wollten offenbar das Militärlager Sikim nahe dem Gazastreifen angreifen.
Derweil bestätigte der Militärsprecher der israelischen Armee, was bisher unter strikter Zensur stand: Bei Kerem Schalom, dem Dreiländereck Israel-Gaza-Ägypten, hatte die israelische Luftwaffe einen Tunnel bombardiert, der explodierte und acht Hamaskämpfer unter sich begrub (Israelnetz berichtete). Mit drei Tagen Verspätung stellt sich heraus, dass es kein Schmugglertunnel in Richtung Ägypten war, sondern ein Terrortunnel in Richtung Israel. Die Explosion löste Sprengstoff aus, den die Hamas-Kämpfer offensichtlich nach Israel bringen wollten, um einen Anschlag zu verüben. Peinlich an den Enthüllungen ist, dass die acht namentlich genannten toten Hamas-Kämpfer als „Märtyrer“ gefeiert wurden. Zu dem Zeitpunkt behauptete die Hamas noch, nicht an Angriffen auf Israel beteiligt zu sein. Laut einer Hamas-Sprecherin seien „unkontrollierbare radikale Gruppen“, wie der Islamische Dschihad, für die Attacken auf Israel verantwortlich. Diese Schutzbehauptungen, um von israelischen Angriffen ausgespart zu werden, glaubt niemand mehr.

Angriff mit Vorwarnung

In einem anderen Fall gab es sieben Tote, als die Israelis das Haus eines Hamas-Aktivisten der Kawara-Familie bombardierten. Erst haben sie kleine Warnschüsse auf das Haus abgegeben und sogar die Frau des Hausbesitzers per Handy angerufen und vorgewarnt. Um das Bombardement zu verhindern, hätten sich Palästinenser als „menschliche Schutzschilde“ auf dem Dach und vor dem Haus versammelt. Doch dann haben die Israelis das Haus trotzdem bombardiert. Deshalb gab es Tote, darunter zwei Kleinkinder, berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
In Kriegsgebieten wohl unüblich sind andere Warnungen der Israelis an die Palästinenser, als Flugblätter abgeworfen, per automatische Telefongespräche verbreitet oder in den palästinensischen Medien im Gazastreifen verkündet, indem sich die Israelis in die Sendefrequenzen „einschalten“. So wurden gemäß palästinensischen Quellen Bewohner im Gazastreifen gewarnt, ihre Häuser zu verlassen, falls unter ihren Häusern oder in deren Nähe ihnen Tunnel gebaut würden.
Insgesamt habe es im Gazastreifen allein am Dienstag 25 Tote gegeben. In Israel wurden nur einige Verletzte gemeldet. Viele Menschen erlitten einen Schock oder verletzten sich leicht, als sie in Sicherheitsräume rannten.

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