Jahrzehntelang nährten Juden in Äthiopien den Traum von der Einwanderung nach Israel. In den 1980er Jahren machten sich viele auf den beschwerlichen Weg durch die sudanesische Wüste. Etwa 4.000 kamen unterwegs durch Krankheiten oder Hunger, bei Raubüberfällen oder Angriffen der sudanesischen Armee ums Leben. Am kommenden Sonntag gedenken die äthiopischstämmigen Juden in Israel ihrer Volksgenossen, die während der Alija starben. Doch der Gedenktag, der am Sonntag begangen wird, ist außerhalb der äthiopischen Gemeinschaft relativ unbekannt.
„Die Leute wissen nicht, welch schwere Alija-Reise das war“, sagte Nir Pereg von der Organisation „Tapuah“ (Apfel) der Tageszeitung „Ma‘ariv“. Die Organisation will soziale Unterschiede in der Gesellschaft überbrücken. „Die Öffentlichkeit glaubt nicht, welche Aufopferung und welches Opfer die Alija über den Sudan war. Ebenso verstehen wir nicht, was die Wirklichkeit ist, nämlich dass es in fast jeder Familie einen Menschen gibt, der unterwegs an Krankheiten, Hunger, durch Räuber oder wegen Mordes durch die Soldaten der sudanesischen Armee starb.“ Deshalb wolle der Verband gemeinsam mit der äthiopischen Gemeinschaft die Öffentlichkeit aufrufen, an dem Gedenken teilzunehmen und die Verstorbenen zu würdigen.
Konkret geschieht dies durch einzelne Veranstaltungen in verschiedenen Teilen des Landes. Eine der größten Zeremonien ist für Sonntag in der Stadt Ramle geplant. Doch schon seit Dienstag gibt es größere und kleinere Gedenkveranstaltungen.
Pereg wies darauf hin, dass „Tapuah“ seinerzeit im Internet eine Gedenkseite mit Bildern und Geschichten veröffentlicht habe. Doch Hacker hätten alle Informationen daraus gelöscht. Als Ersatz gebe es die Facebook-Seite, die auf die Veranstaltungen hinweist. „Wir hoffen auch, dass wir es schaffen, die Internetseite bis zum Gedenktag der Gemeinschaft zu reparieren, damit alle dort Erinnerungslichter für die Umgekommenen anzünden können.“
Die Opferbereitschaft der äthiopischen Einwanderer gehöre zum Ethos des Staates. „Und so ist es angemessen, sich mit dem Thema zu befassen. Es ist angemessen, dass alle an dieser Geschichte teilhaben“, ergänzte der „Tapuah“-Mitarbeiter.