KASSEL (epd) – Die Kuratorengruppe der „documenta fifteen“ widersetzt sich dem Expertengremium zur Untersuchung antisemitischer Werke auf der Schau. Die Gruppe „ruangrupa“ weigere sich, die Vorführung der als terrorglorifizierend und judenfeindlich bezeichneten Filme unter dem Namen „Tokyo Reels Film Festival“ abzusetzen, teilte die documenta GmbH in Kassel am Montag dem Evangelischen Pressedienst mit. Die Geschäftsleitung nehme die Einschätzung des Expertengremiums zur Kenntnis, aber die alleinige Entscheidung über eine vorübergehende Entnahme der Filme aus der Ausstellung stehe „ruangrupa“ zu.
Kuratoren sprechen von „Zensur“
Das Expertengremium unter der Leitung der Frankfurter Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff hatte gefordert, die Vorführung pro-palästinensischer Propagandafilme aus den 1960er bis 1980er Jahren unter dem Namen „Tokyo Reels Film Festival“ sofort zu stoppen. Antisemitische Filmstücke würden mit Künstlerkommentaren versehen, die „den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus“ legitimierten. Die einseitig negative Darstellung Israels, dessen Politik mit dem nationalsozialistischen Deutschland gleichgesetzt werde, schlage „mehrfach in offenen Antisemitismus“ um.
„Wir weisen kategorisch diesen Bericht zurück“, entgegnete die Kuratorengruppe „ruangrupa“ in einer Erklärung auf Englisch. „Wir prangern den bösartigen Versuch einer Zensur an.“ Der Bericht des Expertengremiums sei von einer rassistischen Wendung gekennzeichnet. Ebenfalls sprechen die Kuratoren dem Bericht eine wissenschaftliche und argumentative Integrität ab. Sie seien seit Monaten einer Schmierenkampagne und Erniedrigungen in den Medien und auf den Straßen ausgesetzt. Die deutsche Gesellschaft müsse sich mit antipalästinensischem und anderem Rassismus auseinandersetzen. „Wir weisen eine eurozentrische und deutschzentrische Superiorität zurück“, erklärte „ruangrupa“.
Experten: „documenta fifteen“ teils israelfeindlich
Eine Gruppe von fünf Experten des Gremiums, darunter die Vorsitzende, kritisierte in einer weitergehenden Stellungnahme, dass viele Werke auf der „documenta fifteen“ „einseitig kritische bis zu dezidiert israelfeindliche Haltungen zum Ausdruck“ brächten. „Im Ergebnis hat die künstlerische Leitung eine documenta zu verantworten, in der antisemitische Werke ausgestellt wurden und Israel und Israelis ausschließlich als Täter:innen und Aggressor:innen in Erscheinung treten.“ Die Unterzeichner kritisieren auch, dass „ruangrupa“ sich nicht mit den antisemitischen Vorfällen auseinandersetze, sondern Kritik als „Zensur“ diskreditiere.
Aber auch die Geschäftsführung der documenta wird von den fünf Experten kritisiert. Die Verfahrensabläufe und Kommunikation in Reaktion auf die Diskussionen seien „unzureichend bis kontraproduktiv gestaltet“. „Für den Umgang mit problematischen Werken scheint die documenta kein Verfahren vorzuhalten.“ Außerdem sei die Geschäftsführung „nicht in einen nachhaltigen Dialog“ mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eingetreten.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Erklärungen des Expertengremiums. Die Vorführung der Propagandafilme müsse sofort beendet werden, forderte der Zentralrat am Montag in Berlin. „Fassungslos nimmt der Zentralrat der Juden die Reaktion der Kuratoren und Künstler zur Kenntnis“, heißt es in der Stellungnahme. „Eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Israelhass wird weiterhin verweigert.“ Der Zentralrat forderte die Gesellschafter der documenta und die politisch Verantwortlichen dazu auf, „deutliche Konsequenzen aus den Ergebnissen des Expertengremiums zu ziehen“. Sie müssten „künftig Haltung zeigen“. Die documenta wird bereits seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet.
17 Antworten
Dummheit allein kann es ja wohl nicht sein, was die „Doku-Kuratoren“ veranlasst,
weiterhin judaismusfeindliche Praesentationen (Filme) aufrechtzuerhalten. – Die
historischen, jahrtausendealten Fakten des Volkes/Staates Israel fuer ds. Gebiet
liegen so klar u. analysierfaehig auf der Hand, sodass nur sture Willenslosigkeit
sein kann, sich ehrlich mit den Tatsachen auseinandersetzen zu wollen. –
Konnten die Araber bestaetigte Grundbuch-Auszuege vorweisen , als sie sich vor
Jahren u. Jahrhunderten hier eingenistet haben?! – Wie vor Kurzem, im Gegenzug
die Israelis, die diese Nachweise sehr wohl zur Hand hatten, bei dem Anliegen,
gewisse Immobilien in Ost-Jerusalem, von Arabern bewohnt, doch gerne wieder
als Eigenbedarf in Anspruch nehmen zu wollen, die im 48ger-Krieg ihren Vor-
fahren beim Ueberfall durch Jordanien entrissen wurden!! – Die schnelle Folge
auf diese berechtigten Forderungen waren, wieder sofortige Raketen-Attacken
aus d. Gaza-Streifen!! –
Der richtige, erforderliche Schritt waere, der Kasseler „Doku-Gruppe“ umgehend
den „Laufpass“ zu geben, um wieder ein Stueck weiterer Blamage v.d. BRD fern
zu halten!! –
Ich kann nicht verstehen, wieso die documenta nicht sofort hätte verboten werden können, nach
Bekanntwerden der ersten antisemitischen Werke. Das ganze Thema war von Anfang an verfehlt.
Auch ich meine, dass alle, die es wagen, irgendetwas an Israel zu kritisieren, sofort ohne Gerichtsbeschluß inhaftiert und ihr Haus sowie das ihrer unmittelbaren Familienangehörigen dem Erdboden gleichgemacht werden sollten. Und es sollte sofort verpflichtend sein, zu allen Kunstausstellungen in Deutschland mindestens 5 israelische Künstler einzuladen. Palästinenser sollten ab sofort keine Einreise mehr erhalten und die hier lebenden umgehend ausgewiesen werden.
Der 3D-Test ist immer noch in Bezug auf Israel unschlagbar und unterscheidet zuverlässig legitime Kritik an Israel von antisemitischer Hetze. Kritik ist gut und richtig, nicht jedoch, wenn sie einseitig orientiert ist, delegitimierend, doppelte Standards anlegt und rein destruktiv ist. Gut, daß diese hetzenden Kuratoren Kattun kriegen.
Ne, aber die 3-D-Regel anwenden, wie es auch Fabian schon beschrieben hat. Reicht aus, um die rauszuhalten, die sich auf die Fahne geschrieben haben, dass Judenmord unterstützt werden muss.
… muss natuerlich heissen: „Kuratoren-Gruppe“, anstatt „Doku-Gruppe“! – Sorry! –
Ein Staat, der nicht müde wird, von seinen Bürgern eine couragierte Haltung gegen Antisemitismus zu fordern, aber andererseits nicht fähig ist, beim ersten Anfangsverdacht solchen Veranstaltungen und Veranstaltern einen klaren Riegel vorzuschieben, ist absolut unglaubwürdig!
Liegt auch an C. Roth, Kulturministerin.
Man erinnere sich, dass sie damals nicht gegen BDS stimmte.
Dieses Jahr ist die documenta eine einzige Schande in Deutschland.
@ Am Israel chai
Sehr geehrter „Am Israel chai“, darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mir noch eine Antwort auf meine Frage schulden oder haben Sie keine Antwort? Dann teilen Sie es mir und der hiesigen Gemeinde doch bitte mit. Zur Erinnerung: Meine Frage bezog sich darauf, dass ich um Belege bat, wo Sie in meinem Kommentar „Israelhass“ und „Judenhass“ zu sehen meinten. Sie sind natürlich nicht verpflichtet, Ihre Anschuldigung zu belegen, müssen allerdings gegebenenfalls gewärtig sein, dass ich Sie wegen Verleumdung und übler Nachrede anzeigen werde.
Da wären wohl eher Sie dran, mit einer Anzeige.
Übrigens: ich habe mindestens 50 Fragen offen, deren Beantwortung Sie verweigern. Z.B . wo Sie die Israelis hintun möchten, wenn der Staat Israel endlich durch Großpalästina ersetzt wäre.
Oder wie Sie zu den Häftlingsgehältern stehen, also der Bezahlung von Mord an Israelis durch die PA. Und ob sie es richtig finden, dass dafür deutsche Steuergelder verwendet werden.
Es wäre Zeit für Antworten, Herr Luley.
Man darf gerne einen Schritt weiter gehen, denn die heimlichen Antisemiten sitzen in Deutschland im Bundespräsidialamt, sie sitzen verteilt in allen Parteien querfeldein in der Politik und sie wirken ganz besonders von allen Positionen deutscher Medien vorneweg in der ARD und ZDF und der gesamt-deutschen Presse. Wenn die BRD den Antisemitismus ernsthaft bekämpfen wollte, müsste sie bei sich selbst in den eigenen Reihen beginnen.
Irgendjemand wird wohl zuständig sein, der die Verantwortung und die Entscheidungen trägt.
Wenn niemand zuständig ist, dann ist das Projekt wohl außer jeglicher Kontrolle?
Wenn Documenta weiter antisemitische Filme zeigen will, sollte man über ein Verbot dieser Aktivitäten entscheiden und eventuell die Verantwortlichen vor Gericht stellen.
Dem kann ich nur Zustimmen. Wer braucht überhaupt so eine Documenta? Und was belegt diese Documenta?
Es stellt sich die Frage, wieso sich gewisse Kreise in Sachen documenta15 eigentlich wegen Israel-Kritik und vermeintlichem Antisemitismus aufregen und ausländische Künstler Kollektive mit Hass übersät werden, weil sie in ihren Kunstobjekten die Wahrheit, die traurige Realität in Palästina und den zionistischen Kolonialismus des „jüdischen Apartheidstaates“ darstellen? Warum regt sich niemand darüber auf, dass ein deutscher Bundeskanzler einen völkerrechtsbrechenden Besatzungs-Staat Israel unterstützt? Es ist diese Scheinheiligkeit, die so wütend macht.
Scheinheiligkeit? Reden wir mal über die dt. Steuergelder mit den der Mord an Israelis finanziert wird. Dazu schweigen Sie, Herr Luley. Scheinheilig nennt man das wohl, Herr Luley! Schande!