KASSEL (epd) – Die „documenta und Museum Fridericianum gGmbH“ hat sich nach den Antisemitismusvorwürfen gegen die documenta fifteen 2022 einen Verhaltenskodex gegeben. Der „Code of Conduct“ beschreibe die ethischen Grundwerte der documenta, teilte die Gesellschaft in Kassel am Montag mit. Die Geschäftsführung habe den Kodex unter Einbindung der Mitarbeiter erarbeitet und mit den Gesellschaftern abgestimmt; zudem habe der Aufsichtsrat ihn beschlossen. Er umfasse alle Arbeitsbereiche und Mitarbeiter der Gesellschaft.
Im Zentrum des Verhaltenskodex‘ stehen den Angaben zufolge „die Achtung und Wahrung menschlicher Würde als fundamentaler Grundlage zivilisierten Lebens in Freiheit und Selbstbestimmung sowie die Gewährleistung der Kunstfreiheit und des für jede künstlerische Betätigung unabdingbaren freien, von Toleranz und Weltsicht geprägten Raumes“. Die documenta gGmbH mache es sich zur Aufgabe, „Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegenzutreten“.
In dem Kodex heißt es unter anderem: „Soweit die documenta künstlerische Äußerungsformen als im Konflikt stehend zu den in diesem Code of Conduct manifestierten Verhaltensgrundsätzen beurteilt, behält sie sich vor, ihre hieraus resultierende Haltung zu kommentieren und dies gegebenenfalls auch im unmittelbaren Wahrnehmungsbereich ausgestellter Kunstwerke durch Kontextualisierungen zum Ausdruck zu bringen.“
Beim Antisemitismus betrachtet die documenta die Arbeitsdefinition der „International Holocaust Remembrance Alliance“ (IHRA) als verbindlich. Zudem orientiert sie sich an der Rassismusdefinition der UN-Antirassismuskonvention.
Wertekanon und Kunstfreiheit
„Mit der Veröffentlichung des Code of Conduct unterstreicht die documenta und Museum Fridericianum gGmbH ihre Rolle als weltoffene, zukunftsorientierte Institution, die sich zu einem klaren Wertekanon bekennt – und diesen aktiv lebt und gleichzeitig die Kunstfreiheit gewährleistet“, erklärte der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD).
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Auf der jüngsten Weltkunstausstellung 2022 waren antisemitische Bildmotive ausgestellt und nach Protesten teilweise wieder entfernt worden. Danach kam die Forderung nach einem Verhaltenskodex auf. Eine Managementberatung empfahl, einen Verhaltenskodex sowohl für die Geschäftsführung als auch für Kuratoren einzuführen, um künftige Eklats zu vermeiden.
Gegen eine Bindung der künstlerischen Leitung regte sich aber Widerstand. Unter anderen sahen frühere Kasseler Oberbürgermeister, die zugleich ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der documenta waren, die Kunstfreiheit in Gefahr. Daraufhin gab die documenta im vergangenen Mai bekannt, der Verhaltenskodex solle für die Trägergesellschaft der Kunstausstellung gelten, nicht aber für die künstlerische Leitung.
2 Antworten
Ein guter Anfang. Schon allein die Aussage, dass antisemitische Bilder auf Protest entfernt wurden, zeigt wie die seitherige Documenta tickte. Wir probieren es und wenn es bemerkt wird, dann reicht es immer noch Bilder abzuhängen. Es muss in den Köpfen drin sein, dass Antisemitismus nicht geht.
Irgendwie laufen manche Kulturelle neben der Spur. 2024 Blamage Grüne C. Roth documenta.
Berlinale Antisemitismus von der Bühne 2024. C. Roth im Publikum. ESC machte fassungslos. Haben Menschen aus den Bücherverbrennungen nichts gelernt? Israel und das Jüd. Volk bieten Vielfalt, Kunst, Literatur, Musik, Dirigenten, unsere Maler usw. Shalom