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Diskussion um „Körperwelten“-Ausstellung in Haifa

HAIFA (inn) - Am 6. April soll die Ausstellung des deutschen Anatomen Gunther von Hagens in Israel beginnen. Bereits im Vorfeld wird von religiöser Seite her heftige Kritik ausgeübt und der Boykott von "Körperwelten" gefordert.

Die Ausstellung zeigt 20 präparierte Leichen sowie 130 speziell aufbereitete Organe und hat weltweit schon 26 Millionen Besucher in ihren Bann gezogen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, sollen in Haifa außerdem Leichen beim Gitarre und Poker Spielen gezeigt werden.

Wie der Oberrabbiner von Haifa, Schear Jaschuv Cohen, mitteilte, sei es für Juden unvorstellbar, Tote zu Ausstellungszwecken zu benutzen. Verstorbene Juden müssten so schnell wie möglich begraben werden. Die Ausstellung verstoße damit gegen die Menschenwürde, auch wenn die Besitzer der Organe keine Juden seien und der Ausstellung zu Lebzeiten zugestimmt hätten.

Der israelische Oberrabbiner Jona Metzger sagte, dass laut dem jüdischen Gesetz im Heiligen Land kein Platz für derartige Veranstaltungen sei. Er empfehle deshalb, sich nicht damit zu befassen.

Ultra-orthodoxe Israelis forderten derweil in einem Brief an den Museumsdirektor, die Ausstellung abzusagen. Sie drohen andernfalls mit juristischen Schritten. Der Rechtsanwalt Aviad Hacohen zieht den Vergleich: „In Israel würde man ja auch nicht mit derselben Gelassenheit eine Ausstellung von jüdischen Opfern des Holocaust willkommen heißen.“ Weiterhin schrieb er, dass eine solche Leichenshow in einem jüdischen Staat, in dem die Menschenwürde von hoher Priorität sei, vollkommen unangebracht sei.

Mitglieder der israelischen Organisation Saka, die sich darum kümmert, dass Anschlagsopfer ein würdiges Begräbnis erhalten, planen Demonstrationen vor dem Museum. Außerdem fordern sie polizeiliche Nachweise über die Herkunft der Leichen, die angeblich von chinesischen Dissidenten stammen.

Die Direktion des Madatech-Museums hat die Kritik zur Kenntnis genommen, plant aber weiterhin, die Ausstellung durchzuführen. Der Sprecher Zvi Ben-Ischai erklärte: „Wir können uns nicht von den Religiösen vorschreiben lassen, was wir ausstellen und was nicht. (…) Letztlich aber haben wir uns für ‚Körperwelten‘ entschieden, denn wir denken: Wenn die halbe Welt die Ausstellung gesehen hat, warum dann nicht auch wir Israelis?“

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