Gemäß dem Rückkehrergesetz Israels darf jeder, der mindestens einen jüdischen Großelternteil hat, einwandern. Nach der „Halacha“, dem jüdischem Gesetz, ist aber nur derjenige Jude, der eine jüdische Mutter hat, oder nach orthodox-jüdischem Ritus zum Judentum konvertiert ist. Kinder aus einer Mischehe, in der die Mutter jüdisch ist, werden also keine Probleme haben, in Israel einen Juden oder eine Jüdin zu heiraten. Wer aber nur einen jüdischen Vater oder väterlicherseits nur einen jüdischen Großelternteil hat, darf zwar Israeli werden, muss aber zum Judentum konvertieren, um in Israel heiraten zu können.
Die Forderung nach der Einrichtung einer Zivilehe wird deshalb in Israel immer lauter. Doch viele befürchten, dass dadurch der Graben in der Gesellschaft zwischen denen, die einen Juden heiraten dürfen, und denjenigen, die keine Juden heiraten dürfen, noch tiefer wird.
In der Diskussion um die Ehe taucht der Begriff „Mamser“ auf. Er stammt aus 5. Mose 23,3, wo verboten wird, dass ein „Mischling“ oder „Bastard“ in die Versammlung Gottes kommt, und zwar bis in die zehnte Generation. Ein „Mamser“ stammt aus einer nach der Halacha verbotenen Ehe oder sexuellen Beziehung. Er hat nach rabbinischem Recht keine Möglichkeit, einen jüdischen Partner zu heiraten. Auch eine Konversion ist ihm unmöglich. Das vor allem in Amerika sehr starke Reformjudentum lehnt die Vorstellung vom „Mamser“ strikt ab.
Religiöse Juden befürchten, dass sich mit der Einrichtung einer Zivilehe noch viel mehr Juden assimilieren werden. In den USA gehen beispielsweise durch Mischehen jedes Jahr dem jüdischen Volk zwischen 50.000 und 60.000 Menschen „verloren“. Die Orthodoxen wollen nicht anerkennen, dass die Normen der Halacha der jüdischen Population Schaden zufügen. Vielmehr sehen sie, dass die Ehe durch das auf der Heiligen Schrift gegründete jüdische Gesetz einen geistlichen Aspekt erhält.
Die Befürworter der Zivilehe dagegen wollen sich ihre Religion nicht aufzwingen lassen und wünschen die Möglichkeit, dass auch in Israel Menschen unterschiedlicher religiöser Herkunft miteinander heiraten können. Durch die Orthodoxie auferlegte Einschränkungen, dass zum Beispiel ein „Cohen“, ein Priesternachfahre, keine Geschiedene heiraten darf, wollen sie abschaffen. Auch kritisieren sie, dass die Frage von Heirat und Scheidung ausschließlich in Männerhänden liegt und argumentieren dabei auf zivilrechtlicher Grundlage. Vereinzelte Stimmen in der orthodoxen Rabbinerschaft suchen nach einer Lösung für Israelis, für die eine orthodoxe Eheschließung nicht in Frage kommt.
Außer religiösen jüdischen Eheschließungen werden in Israel moslemische, drusische und manche christliche wie z.B. katholische, griechisch-orthodoxe, anglikanische oder auch baptistische Eheschließungen anerkannt. Paare, die nicht in diese Kategorien gehören, heiraten im Ausland. Man müsste nicht einmal anwesend sein, um eine Ehe in Paraguay zu schließen. Das Innenministerium registriert solche Zivilehen als legale Ehen.