In ihren sieben Jahrzehnten auf dem britischen Thron hat Elisabeth II. um die 120 Länder besucht, nach Israel kam sie dabei nie. Doch das liegt weniger an ihr selbst, sondern am britischen Außenministerium, das die Reisen der Queen festlegt. Die britische Regierung war während des Palästina-Mandats (1922–1948) Teil des Konfliktes zwischen Juden und Arabern. Nach der Staatsgründung Israels mag sie das Anliegen gehabt haben, die Beziehungen zu arabischen Staaten hochzuhalten. Einladungen aus Israel lagen vor, der Palast verschob einen Besuch immer auf unbestimmte Zukunft.
Bis in die jüngste Zeit hinein kamen Mitglieder der Königsfamilie nur „privat“ nach Israel, als erster hochrangiger Royal tat dies Prinz Philip (1921–2021). 1994 besuchte der Ehemann von Elisabeth II. das Grab seiner Mutter Alice von Battenberg in der Maria-Magdalena-Kirche auf dem Ölberg. Mit Prinz William reiste im Jahr 2018 erstmals ein Mitglied der Königsfamilie offiziell nach Israel, Anlass war das 70. Staatsjubiläum.
Auf königlicher Kutschfahrt
Die Queen mag keinen Fuß ins Heilige Land gesetzt haben, dafür kamen aber Israelis zu ihr. 1997 bereitete sie erstmals einem israelischen Staatspräsidenten einen königlichen Empfang: Eser Weizmann durfte zu ihr in die Kutsche steigen und zum Buckingham Palace fahren. Elf Jahre später verlieh sie Staatspräsident Schimon Peres die Ehrenritterschaft. Bei einem halbstündigen Gespräch soll sie interessiert Fragen zu Israel gestellt haben. Peres versuchte indes, die Queen mit seinen Geschichtsthesen zu beeindrucken: „Die Briten lernten aus der Bibel, und wir lernten von der britischen Demokratie.“
Im Jahr 1984 war Chaim Herzog der erste israelische Präsident, der die britische Königin zu einem Arbeitsbesuch traf. Sein Sohn, der amtierende Staatspräsident Jitzchak Herzog, sagte anlässlich der Todesnachricht: „Meine verstorbenen Eltern hatten über die Jahre hinweg mehrere Audienzen bei der Queen. Ihr zuneigungsvoller Empfang und ihre herzliche Gastfreundschaft hinterließen bei nachfolgenden Generationen tiefe Spuren.“
„Voller Anmut und persönlichem Charme“
Die israelische Botschafterin in London, Zippi Hotovely, würdigte indes das Engagement der Queen für Juden in England. Sie bezeichnete Elisabeth II. als „große Freundin der jüdischen Gemeinschaft“ und ergänzte: „Sie war sehr einfühlsam und respektvoll gegenüber Holocaust-Überlebenden. Immer hörte sie ihnen länger zu, als es das Protokoll vorsah.“
Hotovely erinnerte sich auch an ihr letztes Treffen mit der Queen. Die damals 94-Jährige sei „scharfsinnig und geistreich gewesen, voller Anmut und persönlichem Charme“. Entsprechend stellte sie dann auch die wohl interessanteste aller Fragen: „Warum gibt es so viele Wahlen in Israel?“
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