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Deutliche Verbesserungen in saudischen Schulbüchern

Saudi-Arabien hat die meisten antisemitischen, antichristlichen und anti-israelischen Inhalte aus seinen Lehrbüchern entfernt. Die Maßnahme ist Teil einer breit angelegten Reform.
Von Israelnetz
Trotz der Reformbemühungen des saudischen Kornprinzen Mohammed Bin Salman gibt es in Schulbüchern nach wie vor intolerante Passagen

RIAD (inn) – Der positive Trend bei der Entwicklung neuer Lerninhalte in saudischen Schulbüchern hat sich auch im Schuljahr 2023/24 fortgesetzt. Das israelische Institut zur Beobachtung von Frieden und kultureller Toleranz an Schulen „IMPACT-SE“ stellte sogar im Vergleich zu den Vorjahren bedeutendere Fortschritte fest. Insgesamt untersuchte die Organisation 371 Lehrbücher von 2019 bis 2024. Die saudische Kommission entfernte im Zuge der „Vision 2030“ kontinuierlich problematische Inhalte, fügte aber teils neue wieder ein. Der aktuelle Bericht sieht ein Ende dieser „Pendelbewegung“.

Neues Kurssystem

Zusätzlich zu den Reformen der Schulbuchinhalte wurde im laufenden Schuljahr das saudische Kurssystem umgestellt. Das Schuljahr ist nun nicht mehr in zwei Halbjahre, sondern in Trimester unterteilt. Im Zuge der Umstellung auf drei Schulbücher pro Schuljahr oder in drei Einheiten unterteilte Materialien verschwanden einige problematische Bücher ganz vom Lehrplan.

Dazu gehören auch Schulbücher, in denen der israelisch-palästinensische Konflikt behandelt wurde. IMPACT-SE stellt fest: „Fast alle zuvor identifizierten Hassbeispiele gegenüber Juden und Christen wurden entfernt.“

Neue Toleranz

In religiösen Erziehungsmaterialien wurde auf die Widergabe christen- und judenfeindlicher Koranverse verzichtet. Interpretationen, laut denen die anderen „Buchreligionen“ Lügner seien, die ihre Schriften verfälscht hätten, wurden entfernt. Seit 2022 hat die Kommission insgesamt 16 als problematisch eingestufte Beispiele in diesem Zusammenhang gestrichen oder ersetzt. Dazu gehört auch die Bezeichnung von Juden als „Affen und Schweine“.

Auch der Ton gegenüber andersgläubigen Muslimen wie Sufis und Schiiten sowie „Ungläubigen“ hat sich gemäßigt. Darüber hinaus gab es Verbesserungen in Bezug auf Geschlechterfragen. Einige Aussagen über die traditionelle Rolle von Frauen wurden entfernt. Dasselbe gilt für „eine erhebliche Menge homophober Inhalte“. Zu den gestrichenen Beispielen gehört die Aussage, dass Frauen ihren Ehemännern gehorchen müssen, ein Verbot, Frauen als Richterinnen zu ernennen, und Unterstellungen, laut denen Frauen daran schuld seien, wenn sie belästigt werden.

Besonders die 2022 neu eingeführten Bücher zu „Kritischem Denken“ betonen die Bedeutung von Frieden und Toleranz. In diesem Themenfeld sieht IMPACT-SE vier verbleibende problematische Textstellen:

  • Das Osmanische Reich sei untergegangen, weil wichtige Verwaltungsposten von Nichtmuslimen besetzt gewesen seien.
  • In einem Kapitel über den Zweiten Weltkrieg wird der Holocaust nicht erwähnt.
  • Eine Geschichte über einen kranken jüdischen Jungen, der durch Konversion zum Islam dem Höllenfeuer entgeht.
  • Das Zitat eines Ausspruchs des islamischen Propheten Mohammed, der Christen und Zoroastrier mit einem verstümmelten Tier verglich.

Zionismus, Israel und „Palästina“

Saudische Schulbücher bezeichnen den Zionismus nicht länger als „rassistische europäische Bewegung“, die darauf abziele, „Palästinenser zu vertreiben“. Ebenso wurden Verweise auf Israel als „zionistischem Feind“ entfernt. Eine offene Anerkennung des jüdischen Staates fehlt jedoch nach wie vor. Die Lehrbücher nennen Israel nicht beim Namen. Es erscheint nur als „zionistische Besatzung“ oder „zionistische Einheit“.

Der Lehrplan zeigt Saudi-Arabiens ungetrübtes Engagement für die palästinensische Sache. Auf Landkarten ist kein Israel verzeichnet, allerdings auch selten „Palästina“. Im Zuge der Reform wurden die Namen aller Länder gestrichen, die nicht an Saudi-Arabien grenzen. So bleibt Israel in den meisten Fällen namenlos. Insgesamt wurden laut IMPACT-SE im neuen Kurssystem 21 problematische Inhalte im Hinblick auf den Konflikt entfernt.

Das Institut hebt eine Lektion hervor, die das „besetzte Ostjerusalem“ als künftige Hauptstadt „Palästinas“ fordert. Während die Mehrheit der arabischen beziehungsweise muslimischen Länder ganz Jerusalem als palästinensische Hauptstadt bezeichnet, lässt die saudische Formulierung „implizit Raum für israelische Ansprüche auf Westjerusalem“.

Dschihad nach „innen“ verlegt

Im aktuellen Lehrmaterial finden sich keine gewalttätigen Interpretationen mehr von „Dschihad“ und „Märtyrertum“. Stattdessen wird der „Dschihad“ als innerer Kampf gegen das „Selbst“ betont. Der Dschihad-Begriff findet keine Verwendung mehr im Zusammenhang mit der Verteidigungspolitik Saudi-Arabiens. Auch der Krieg gegen die Huthi-Terroristen im Jemen wird nicht mehr religiös gerechtfertigt.

Das Lehrmaterial kritisiert radikale religiöse Ideologien. Extremisten- und Terrorgruppen wie die Muslimbruderschaft, die Hisbollah, der Islamische Staat (ISIS), Al-Kaida und die Huthis werden verurteilt. Die Hamas als palästinensischer Ableger der ursprünglich ägyptischen Muslimbruderschaft wird nicht explizit genannt. Ein neu eingeführtes Schulbuch zu „Rechtsanwendungen“ lehrt Gesetze zur Terrorismusbekämpfung.

Iran marginalisiert

Die Kritik an der konkurrierenden schiitischen Hegemonialmacht Iran ist indirekt. Der Persische Golf erscheint in den Schulbüchern nur als „Arabischer Golf“. Implizierte Kritik zeigt sich auch in Lektionen über den Jemen, wo Saudi-Arabien und Iran einen blutigen Stellvertreterkrieg führen. Gestrichen wurde eine Behauptung, laut der die Ermordung des zweiten Kalifen (Nachfolger Mohammeds) eine persische Verschwörung gewesen sei.

„Jahr für Jahr sehen wir Fortschritte in saudischen Schulbüchern, die zu einem Lehrplan führen, der zunehmend Toleranz und Mäßigung annimmt“, sagte der IMPACT-SE-Vorsitzende Marcus Sheff. „Diese jüngsten Änderungen, zu denen eine offenere Haltung gegenüber Israel gehört, sind ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung.“ (cs)

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7 Responses

  1. Das sind ja gute Zeichen, dass sich in Saudi-Arabien Vieles verbessert hat.
    Vielleicht ist der Konflikt Saudi-Arabien mit Iran doch größer, und die Saudis wollen mehr Annäherung an Israel, diese Annährung gab es ja vor dem 7.Oktober 2023.
    Bleibt zu hoffen, dass sich dieser Kurs fortsetzt. Es geht auch um die Frage, mit welchen Ländern sollte Deutschland Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Und da MUSS sich in Deutschland Einiges ändern: Denn Deutschland ist der größte Handelspartner Europas des Iran. EU und Deutschland „lieben“ das Mullah-Regime. Stattdessen wären die Saudis viel bessere Partner, wobei natürlich gewissse Skepsis angebracht ist.

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  2. Wir wünschen uns immer alles erdenkliche Gute für Israel, hoffen, dass sich menschlich etwas bewegt!
    Es gibt nur ein einziges Kursbuch für Israel – dass ist die Bibel – Gottes Wort!

    Lieber Gruß Martin

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  3. Verbesserungen in saudischen Schulbüchern. Positiver Trend setzt sich fort. Wie lang?

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  4. Alberto, bin Salman ist im Besitz “ Der Erlöser“
    Gemälde für 430 Millionen Dollar gekauft.
    Vielleicht bewirkte dies Umkehr……!

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  5. Wenn man bedenkt, über zwanzig Jahre nach 9/11 , denn schon damals war bekannt , da die Anschläge auf die Türme hauptsächlich von saudischen Staatsbürgern durchgeführt wurden. Es hat sehr wohl mit der Erziehung der Kinder zu tun. Welche Werte man ihnen vermittelt. Da muss viel mehr Druck ausgeübt werden, damit sich was ändert. Die Araber insgesamt sind nicht unschuldig.

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  6. Es ist schon schlimm genug, dass es in dieser Richtung etwas zu verbessern gibt! In den Hamasschulbüchern wird ja ständig auch gegen Juden und Israel gewettert und die UNRWA mit dem Schweizer Lazzarini an der Spitze duldet das! Die Europäer finznzieren auch das Drucken solcher aufrührerischer Bücher!

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Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

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