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Der Optimismus des Schimon Peres

JERUSALEM (inn) – Der israelische Staatspräsident Schimon Peres hat mit der „New York Times“ über Netanjahu, den Frieden in Nahost und den „arabischen Frühling“ gesprochen. Außerdem verrät er der amerikanischen Zeitung, warum er vorzugsweise weibliche Assistenten um sich schart und wie er dem Tod entgegentreten wird.
Mit 89 Jahren immer noch engagiert: der israelische Staatspräsident Schimon Peres.

Bei dem veröffentlichten Interview handelt es sich um einen Auszug aus Gesprächen mit dem Journalisten Ronen Bergman, die sich über das vergangene halbe Jahr hinzogen. Darin zeigt sich Peres als unerschütterlicher Optimist. Das ist auch der Grund, warum er den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu wegen dessen Kriegs-Rhetorik schilt: „Ich denke, wenn das israelische Volk von der Führung hörte, dass es eine Chance für den Frieden gibt, dann nähme es dies auf und glaubte daran.“
Auch Netanjahus Vorgabe, im Nahost-Konflikt vorerst nichts zu tun, teilt Peres nicht. Es bedürfe nur eines kleinen Vorfalls, um die Lage wieder eskalieren zu lassen. „Wenn es keine diplomatische Lösung gibt, werden die Palästinenser wieder zum Terror zurückkehren.“ Dann werde sich die Welt auf die Seite der Palästinenser schlagen und Israel als rassistischen Staat brandmarken. „Die Juden weltweit wollen ein Israel, auf das sie stolz sein können, und nicht ein Israel, das keine Grenzen hat und als Besatzungsmacht gesehen wird.“
Auch in der Beziehung zu den USA hat Netanjahu in Peres‘ Augen nicht gut agiert. Er habe US-Präsident Barack Obama nicht überzeugen können, dass Israel Frieden im Nahen Osten wolle, unter anderem weil er den Siedlungsbau vorangetrieben habe. Peres warnte: „Wir dürfen nicht die Unterstützung der USA verlieren.“ Der Rückhalt Amerikas gebe Israel Verhandlungsspielraum, ohne die USA würden Israels Feinde den jüdischen Staat „verschlingen“.
Israels Stellung im Nahen Osten
Die Siedlungsaktivität habe indes keinen palästinensischen Staat verhindert, wie Kritiker oft meinten, betonte Peres. Das „palästinensischer Problem“ sei auch nicht das Hauptproblem im Nahen Osten, aber dennoch wichtig. Es gebe 1,5 Milliarden Muslime, und die Haltung zu den Palästinensern beeinflusse die gesamte Beziehung zu ihnen. „Wenn das palästinensische Problem gelöst würde, wären die islamischen Extremisten ihrer Voraussetzung für ihre Handlungen gegen uns beraubt.“ Der Friede sei jedoch kompliziert und erfordere Zugeständnisse.
Mit der kurzen „Operation Wolkensäule“ habe Israel gezeigt, dass es kein Blut vergießen möchte, auch wenn Zivilisten Opfer der Militäraktion wurden. Die Hamas habe nun gelernt, dass es keine Mischung aus Gewehrfeuer und Frieden geben könne. „Wenn die Hamas internationale Forderungen erfüllt, dem Terror abschwört, mit Raketenbeschüssen aufhört und den israelischen Staat anerkennt, sind Verhandlungen möglich.“
Beim „arabischen Frühling“ gehe es indes nicht um die Frage, wie Israel dazu steht, betonte Peres. Der jüdische Staat sei eine Insel in einem weiten Ozean, mit beschränktem Einfluss. Entscheidend sei vielmehr, ob die Staaten des Nahen Ostens nun bereit seien, in das Zeitalter der Wissenschaft einzusteigen. Täten sie dies nicht, gäbe es kein Wachstum. Ein weiterer wichtiger Punkt seien die Frauenrechte. „Daran wird der arabische Frühling gemessen werden.“
Frauen in Peres‘ Arbeitsleben
Um Frauen ging es auch im persönlicheren Teil des Gesprächs. Auf die Frage, warum sich Peres meist mit weiblichen Assistenten umgebe, sagte er: „Frauen haben einen klaren Vorteil im Lesen von Menschen, ich vertraue ihrem Auge viel mehr.“ Außerdem hätten ihn männliche Assistenten oft später politisch hintergangen.
Der Tod mache ihm indes keine Sorgen, sagte der 89-Jährige. „Er ist nur logisch. Ohne ihn gäbe es kein Leben.“ In jungen Jahren habe er sich vorgenommen, etwas aus seinem Leben und einen Unterschied zu machen. Das Leben von Millionen von Menschen habe er prägen wollen. „Ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Ich habe das Leben als Geschenk. Ich werde es ohne Überdruss los lassen.“ Doch er hoffe noch Frieden im Nahen Osten zu erleben: „Wenn ich noch zehn Jahre zu leben habe, bin sich sicher, dass ich sehen werde, dass der Friede sogar in diesen tristen, wundervollen und faszinierenden Teil der Welt kommt.“

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