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Der Kampf gegen das organisierte Vergessen

ROSTOW (inn) – Die Millionenstadt Rostow am Don, politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Südrusslands, wurde unlängst Zeuge eines „Marsches der Lebenden“. 1.000 Menschen gedachten des „schwersten Holocaustverbrechens auf russischem Boden“, bei dem tausende Menschen gewaltsam zu Tode gekommen waren.
Stein des Anstoßes: die Behörden weigern sich, den Holocaust, an den diese Stätte in Rostow erinnern soll, beim Namen zu nennen.

Nachdem deutsche Soldaten Rostow zum zweiten Mal erobert hatten, mussten sich die in der Stadt lebenden Juden im August 1942 in einem Schulgebäude versammeln. Dann wurden sie zur Smijowskaja Balka (Schlangenschlucht) getrieben und erschossen. Es handelte sich dabei um 27.000 Menschen.
Der Holocaustüberlebende und ehemalige Oberrabbiner von Israel Meir Lau führte die Prozession an, berichtet die israelische Tageszeitung „Ha‘aretz“. Der Marsch zeige, dass „das Gedenken an den jüdischen Genozid sowohl von Juden als auch von Nichtjuden aufrechterhalten“ werde, äußerte sich Juri Kanner, Präsident des Jüdischen Kongresses in Russland (RJC).
Dabei hatte es noch im vergangenen Jahr einen Rechtsstreit über die Gedenkstätte gegeben. Der jüdische Kongress war wegen einer Gedenktafel vor Gericht gezogen, die zwar vom „Massenmord der Faschisten an sowjetischen Bürgern“ sprach, jedoch den Holocaust nicht erwähnte. Die 2004 ersetzte Tafel hatte noch ausdrücklich darauf hingewiesen.
„Ein Gerichtsbeschluss wird für später in diesem Jahr erwartet“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des RJC. Der Stadtrat habe vor „ethnischen Unruhen“ gewarnt, falls der Holocaust erwähnt werden sollte. „Wir glauben, dass die neue Tafel eher eine Parodie als ein Fall von Antisemitismus oder absichtlicher Holocaustleugnung ist. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass die ursprüngliche Tafel bei der Smijowskaja Balka wiederhergestellt werden muss. Es geht einfach um die Identität der Opfer.“

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