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Der Humor einer unerwünschten Person



CANNES (inn) - Am Mittwoch hat der Filmmacher Lars von Trier bei den Filmfestspielen in Cannes für einen Eklat gesorgt. Er hatte sich während einer Pressekonferenz selbst spaßeshalber als Nazi und Sympathisant von Adolf Hitler bezeichnet. Nun äußerte er sich in einem Gespräch mit der israelischen Tageszeitung "Ha´aretz" zu den Vorkommnissen.



Der 55-jährige Däne, der für seine Provokationen bekannt ist, erzählte, dass seine Familie deutsche Wurzeln habe. "Okay, ich bin ein Nazi", sagte er. "Ich verstehe Hitler. Ich glaube, dass er ein paar schlechte Dinge gemacht hat, klar, aber ich kann ihn mir in seinem Bunker vorstellen, am Ende." Außerdem möge er die Architektur von Albert Speer.



Vom Cannes-Festival ausgeschlossen



Auch seine Aussage "Ich bin sehr für Juden – aber nicht zu sehr, weil Israel absolut schrecklich ist" (im Original: "…a pain in the ass") hatte für internationale Empörung gesorgt. Trotz seiner Entschuldigung und Klarstellung für die Äußerungen wurde der Däne vom diesjährigen Cannes-Festival als "unerwünschte Person" ausgeschlossen.



Er sei Jude gewesen, bis ihm seine Mutter auf dem Sterbebett seine deutsche Herkunft eröffnet habe. Sein dänischer Sinn für Humor habe ihn überrumpelt, erklärte er im Interview mit der israelischen Zeitung. "Ich habe den Großteil meines Lebens als Jude gelebt und eine Kippa getragen. Meine Mutter war keine Jüdin, aber mein Vater beziehungsweise die Person, die ich für meinen Vater gehalten habe. Aber dann habe ich herausgefunden, dass mein wirklicher Vater ein Deutscher war."



Der Filmemacher stellt klar: "Es war ein schlechter Scherz. Aber diese Art von Humor benutze ich, wenn ich mit meinen Freunden spreche, die mich kennen und wissen, dass ich kein Nazi bin. Es war nicht meine Absicht, Leute zu kränken und zu verletzen."



"Schwachsinnig und dämlich"



Die Sympathiebekundung für Hitler hat für den 55-Jährigen vermutlich auch wirtschaftliche Folgen: Die Verleihfirma meldet erste Stornierungen des neuen Films "Melancholia" in Israel und Argentinien. Die "Financial Times Deutschland" meldet unter Berufung auf eine dänische Nachrichtenagentur, dass der zuständige israelische Filmverleih einen schon geschlossenen Vertrag wieder auflösen wolle.



Nach Angaben der Zeitung "Politiken" ging bei der Verleihfirma auch eine Abbestellung aus Argentinien ein. Man könne nicht den Film eines Mannes zeigen, der "mit seiner klaren Nazi-Erklärung das jüdische Volk und die ganze Menschheit gekränkt hat", hieß es in der Mitteilung des Verleihs. Jensen hatte umgehend nach den Trier-Äußerungen gesagt, er erwarte Probleme mit mehreren Ländern. Er nannte die Äußerungen seines Partners "schwachsinnig und dämlich".



In Cannes hatte von Trier den gefeierten Film "Melancholia" vorgestellt. In der Vergangenheit war der Däne bereits neunmal im Wettbewerb vertreten. Für drei Filme hatte er Preise gewonnen, für den Film "Dancer in the Dark" (2000) sogar die Goldene Palme.

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