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Der Hacker-Krieg in Nahost

Am Donnerstag erwischte es Banken in den arabischen Emiraten und die Zentralbank im Gazastreifen. Eine israelische Hackergruppe habe sie laut Medienberichten lahm gelegt. Am Mittwoch war die Tawadul (Börse) von Saudi-Arabien unzugänglich. Die Saudis dementierten, aber am Donnerstag war deren Webseite immer noch nicht erreichbar.

Israelische Hacker behaupteten anonym im Fernsehen, nur einen "Warnschuss" abgegeben und "keinen größeren Schaden angerichtet" zu haben. Zuvor hatte Omar aus Saudi-Arabien die Internet-Zugänge zur Tel Aviver Börse, die Web-Seiten von "El Al" und anderer israelischer Firmen gesperrt. Im Nahen Osten scheint ein virtueller Krieg ausgebrochen zu sein. Fast jeden Tag wird ein anderes Ziel zu Fall gebracht.

Hacker ist nicht gleich Hacker

Obgleich das englische Wort "Hacker" im Hebräischen üblich ist, hat die Akademie für die Hebräische Sprache inzwischen zwei Wortschöpfungen vorgestellt, damit in den Nachrichten ein original-hebräisches Wort verwendet werde. Da wird zwischen einem Hacker unterschieden, der nur stört und vielleicht eine Nachricht auf der angegriffenen Homepage hinterlässt und Hackern, die in die Computer einzudringen, geheime Daten stehlen und Zerstörungen anrichten.

Der "saudische Hacker" Omar Habib, 19, hat von Pachuca in Mexiko aus zehntausende persönliche Daten israelischer Kreditkartenbesitzer ergattert und veröffentlicht, angeblich von schlecht gesicherten Kundenlisten israelischer Firmen. Die Kreditkartenfirmen reagierten schnell und sperrten die Kartennummern für Einkäufe im Internet. Bei der Tel Aviver Börse und bei "El Al" sei kein echter Schaden entstanden, sagten deren Sprecher. Die Hacker hätten die Zugänge zu den Webadressen mit Anfragen überflutet, sodass sie für normale Benutzer nicht mehr zugänglich waren.

Ajalon: "Angriffe sind Terroranschläge"

Der israelische Vize-Außenminister Danny Ajalon bezeichnete die Angriffe als "Terroranschläge". "Die USA haben erklärt, dass jeder Angriff auf den kybernetischen Raum einer Kriegserklärung gleichkomme und einen Raketenangriff nach sich ziehen könnte", sagte Ajalon. "Das ist ein gutes Modell für uns alle." Der Hacker Omar hackte daraufhin die Webseite von Ajalon und forderte eine Entschuldigung.

Der Internet-Krieg hat nicht erst gestern begonnen. Schon seit Jahren verkünden immer wieder gehackte israelische Webseiten vom "siegreichen Kampf des palästinensischen Widerstandes". Gelegentlich trifft es Internetauftritte der israelischen Armee und sogar des Mossad. Entweder stürzen sie ab oder verbreiten feindliche Propagandasprüche, bis Techniker den Schaden wieder kuriert haben. Auch türkische Hacker haben sich schon auf israelischen Webseiten angemeldet. Einige vermeintlich palästinensische oder arabische Hackerangriffe sollen sogar von Computern in Israel selbst ausgegangen sein. Israelische Banken und Kreditkartenfirmen blockierten Anfang der Woche als Gegenmaßnahme den Zugang von Nutzern aus arabischen Ländern. Doch das nützte nicht viel. Gil Schwed, Gründer der israelischen Computerfirma "Check Point", erklärte der Zeitung "Ha´aretz", dass arabische Hacker Computer in Israel als Schnittstelle benutzen.

Verdacht: Viren selber verbreitet

Israelische Start-up-Firmen waren unter den ersten in der Welt, die kurz nach der Erfindung des Internet Sicherheitsprogramme herstellten und in aller Welt erfolgreich verkauften. Sie kannten die Schutzmaßnahmen, sich vor ungewünschten Viren, Trojanern, Würmern und anderen elektronischen Schädlingen zu schützen. Gleichzeitig wurden sie verdächtigt, selber Viren verbreitet zu haben, um ihre Anti-Viren-Programme gewinnbringend zu verkaufen.

Jenes berühmt gewordene Virus "Stuxnet", das angeblich über Siemens-Computer in den Iran gelangt ist und mit Computerbefehlen die Zentrifugen zu Anreicherung von Uran durchdrehen ließ, sei laut Medienberichten von israelischen und amerikanischen Experten entwickelt worden.

Fast niemand ist vor Angriffen aus dem Netz sicher

Hackerattacken sind ärgerlich, aber nicht wirklich schädlich, solange sie nicht in Computersysteme eindringen, die Verkehrsampeln, Stromverteilung oder militärische Anlagen steuern. Israelische Sicherheitsexperten schwören, dass ihre lebenswichtigen Systeme "absolut sicher" seien.

Dem widersprechen lachend drei blinde palästinensische Brüder aus Kafr Kassam bei Tel Aviv, Mundir, Muschid und Schadi Badir. In einem Fernsehinterview sagten sie: "Nur wer kein Handy benutzt, den Strom ausschaltet und den Laptop wegwirft, ist sicher vor Angriffen aus dem Netz." Die Brüder saßen schon im Gefängnis, weil sie geheime Pfeiftöne von Telefongesellschaften hören und entziffern konnten. Auf fremde Kosten führten sie teure Auslandsgespräche, indem sie mit Pfeiftönen die Rechnungscomputer der Handyfirmen umprogrammierten. Mit 91 Hertz werde eine Rechnung belastet und mit 97 Hertz das Gespräch beendet.

Die Brüder, wegen Inzucht von Geburt an blind, hätten schon im Alter von acht Jahren Dinge gehört, die andere Menschen nicht hören können. Nach monatelangen Ermittlungen wurden sie 1999 verhaftet, nachdem sie die Telefonzentrale des Armeesenders gehackt hatten. Bis heute ist unbekannt, mit welchen Methoden sie wirklich arbeiteten. Nach fünfjähriger Haft, inzwischen zum Besseren bekehrt, von israelischen Sicherheitsfirmen zurückgewiesen, beraten sie heute von Kafr Kassem aus Firmen und Banken in den arabischen Emiraten und warnen sie vor Sicherheitslücken. Die Tastatur ihrer Handys und der "Werkzeugkasten in ihren übernatürlich empfindlichen Ohren" dient ihnen als Arbeitsgerät.

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